Mach sie fertig
Er würde sie übers Gesicht ziehen, wenn es so weit war. Ein kleiner Rucksack, der eng am Rücken anlag. Die Beretta in einem Halfter.
Vor ihm: ein kleines Rasenstück, eine Terrasse mit einer Treppe, Terrassentüren, die zum Garten wiesen. Er war in fünf Schritten dort. Der Fernseher stand in einem Zimmer mit Fenster zur Straße; es bestand also keine Gefahr, dass Roger ihn entdecken würde. Außerdem: jetzt, mitten im zweiten Drittel, schon gar nicht. Selbst die Gefahr, dass der Typ auch nur zum Pissen aufstehen würde, war gleich null.
Die Terrassentür öffnete er mit einem Dietrich. Bereits zweimal ausprobiert, als das Paar bei der Arbeit war.
Er hörte die gedämpfte Geräuschkulisse des Spiels. Der Applaus des Publikums, die aufgeregten, klischeehaften Ausrufe der Kommentatoren, das scharfe Kratzen der Schlittschuhkufen auf dem Eis.
Niklas kannte sich in dem Haus aus. Hatte so viele Male im Wagen davor gesessen und reingestarrt. Sich ein Bild davon gemacht, wie die Zimmer zueinander ausgerichtet waren. Ob es eine Alarmanlage gab, wo das drahtlose Telefon normalerweise lag, ob sie die Haustür verschlossen, in welche Richtung sich die Scharniere öffneten. Und wie gesagt: Bereits zweimal war er zwecks eines Besuchs eingebrochen. Nur, um sich ein wenig umzusehen. Sich wie zu Hause zu fühlen.
Er hielt inne. Sein Herz pochte wilder, als die Fans im Fernsehen mit ihren Füßen auf den Boden der Tribünen stampften. Für einen kurzen Augenblick führte er die Hände nach unten in die Ausgangsposition des Tanto Dori. Holte tief Luft. Atmete durch den Mund wieder aus. Spürte, wie er ruhiger wurde. Noch ein paar Schritte. Das Spektakel der Hockeyschlachtenbummler jetzt deutlich lauter. Er nahm die Pistole zur Hand. Er war eins mit seiner Waffe.
Niklas hätte sich auch ein Scharfschützengewehr besorgen können. Sich auf eines der Hausdächer gegenüber legen können. Ein einziger Schuss in die Birne – ganz easy. Die Frauenschänderhirnsubstanz an sämtliche Wände des Zimmers gespritzt. Er hätte auch eine Bombe am Fernseher anbringen und im Handumdrehen vierzig Quadratmeter Villenidyll wegsprengen können. Oder warum Roger Jonsson nicht einfach vergiften? Es gab viele einfachere Vorgehensweisen als die, die er gewählt hatte. Aber darum ging es nicht. Operation Magnum war eine Art Schule. Ein pädagogisches Signal an alle Verbrecher. Ihr werdet bestraft werden. Ihr werdet leiden müssen.
Es war so weit. Niklas betrat das Fernsehzimmer. Die Tapeten waren gestreift. Ein Sofa und zwei Sessel. Hässlicher Teppichboden und eine Stereokonsole. Auf dem Sofa: Roger Jonsson. Mit Bauchansatz, blasser Teint, ekelerregend.
Niklas richtete die Beretta auf den Kopf des Typen. Griff nach der Fernbedienung, stellte ein anderes Fernsehprogramm ein.
»Ich mag Eishockey nicht.«
Roger Jonsson sah aus, als würde er sich gleich in die Hosen machen. Wenn er eben noch blass war, so war er jetzt grün im Gesicht. Er machte Anstalten, etwas zu sagen.
Niklas bedeutete ihm, den Mund zu halten.
»Sagen Sie nichts. Denn dann muss ich Sie erschießen.«
Es bestand die Möglichkeit, dass jemand sie beide von draußen aus sehen konnte. Von der Villa gegenüber konnte man dieses Zimmer nicht direkt einsehen. Aber wenn jemand zufällig gerade auf der Straße vorbeifuhr, zum Beispiel in einem höher gelegten Wagen, würde er reingucken können. Niklas nahm den Rucksack zur Hand. Klebte Rogers Mund mit einem Tape zu. Fesselte seine Hände, Füße. Warf ihn zu Boden.
»Friss den Teppichboden, du Aas.«
Niklas zufrieden mit seinem Kommentar. Er hatte ihn schon seit langem parat.
Er setzte sich aufs Sofa. Legte die Beretta in den Schoß. Jetzt konnte sie keiner mehr von draußen aus sehen. Time for some action.
Er begann mit seinen Ausführungen. Erklärte. Hielt einen wohlgeplanten Vortrag. Bestimmt zehn Minuten lang. Die Übermacht des männlichen Geschlechts war zu Ende. Alle, die schlugen, erniedrigten, ihre Stärke ausnutzten, würden es bald zu spüren bekommen. Alle, die Frauen kauften, Menschen vergewaltigten, spielten mit ihrem Leben.
Er trat in regelmäßigen Abständen auf Roger ein.
Die Schweißperlen, die von seiner Stirn rannen, brannten bestimmt in den Augen.
Niklas faltete ein Papier auseinander. Es war das Urteil gegen Roger Jonsson. Schwere häusliche Gewalt gegen Frauen und schwere Vergewaltigung.
Niklas griff in seinen Rucksack. Nahm einen kleinen Schneidbrenner heraus. Rogers Augen weiteten sich
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