Mach sie fertig
– Sie bestreiten also die Tat?
NB – Ich bestreite die Tat.
VL – Können Sie mir sagen, was Sie am 3 . Juni gemacht haben?
NB – Ja, hm … (unverständlich)
VL – Auch wenn es vielleicht schon länger her ist, erinnern Sie sich vielleicht an irgendetwas. Sie sagten ja, dass Sie an besagtem Abend die genannte Adresse nicht aufgesucht haben. An das erinnern Sie sich zumindest.
NB – Das hab ich Ihnen doch schon gesagt. Ich glaube, ich war tagsüber bei einem Vorstellungsgespräch. Ich war gerade nach Schweden zurückgekommen, nach ein paar Jahren im Ausland. Dann hab ich mich abends mit meinem alten Kumpel getroffen. Er heißt Benjamin Berg. Ich hab seine Telefonnummer im Handy gespeichert. Und das hab ich Ihnen auch schon letztes Mal, als ich beim Verhör war, gesagt. Sie haben doch bestimmt mit ihm gesprochen, oder?
VL – Ja, genau.
NB – Aha. Wollen Sie noch mehr wissen, oder?
VL – Sie können ruhig fortfahren und erzählen, was Sie an dem Abend gemacht haben. Ein wenig detaillierter, wenn möglich.
NB – Es ist ja schon eine Weile her, von daher weiß ich nicht mehr alles so genau. Aber wir haben einen Film gesehen. Ich glaub, es war Der Pate . Er ist ziemlich lang, so dass wir zwischendurch auch was gegessen haben. Ich kam so gegen sieben Uhr zu ihm, und dann sind wir losgegangen, um die DVD auszuleihen. Wenn ich es richtig in Erinnerung hab, haben wir, direkt nachdem wir zurückkamen, angefangen zu gucken, die ersten zwei Stunden vielleicht. Dann haben wir, wie gesagt, Pizza bestellt, die ich abholen ging. Wir haben gegessen und dann den Film zu Ende geguckt. So war es.
VL – Und was haben Sie nach dem Film gemacht?
NB – Ich bin noch ein paar Stunden bei Benjamin geblieben, wir haben Bier getrunken und über alte Zeiten geredet. Wir kennen uns seit der Schulzeit. Aber all das können Sie ja auch ihn fragen. Das haben Sie doch bestimmt schon getan, oder? Er kann alles bestätigen. Warum sitz ich hier eigentlich?
JB – Ja, das ist eine berechtigte Frage. Niklas hat offenbar ein Alibi für den besagten Zeitraum.
VL – Wir haben Benjamin bereits gefragt. Aber ich werde seine Zeugenaussage hier nicht wiedergeben. Während des Ermittlungsverfahrens herrscht Geheimhaltungspflicht, wie Rechtsanwalt Burtig Ihnen sicherlich näher erläutern kann.
JB – Ja, aber mein Mandant muss die Möglichkeit erhalten, sich gegen den vorliegenden Verdacht zu wehren. Es handelt sich immerhin um extrem belastende Anschuldigungen. Wenn er die Aussagen, die Benjamin Berg gemacht hat, nicht erfahren darf, ist er chancenlos. Er besitzt immerhin ein Alibi.
VL – Ich meine, dass er heute die Möglichkeit erhalten hat, den Verlauf des besagten Abends zu schildern. Darum geht es allerdings im Augenblick nicht. Hingegen wollte ich Ihnen mitteilen, dass wir Ihre Mutter als Zeugin vernommen haben. Möchten Sie, Niklas, dazu etwas sagen?
NB – Nein, sie weiß ja, wer Claes Rantzell war. Er war ihr Ex.
VL – Genau, das hat sie erzählt. Können Sie sich vorstellen, dass sie vielleicht noch andere Dinge, zum Beispiel über diesen Abend im vergangenen Sommer, gesagt haben könnte?
NB – Nein, nicht dass ich wüsste. Was sollte sie denn noch sagen?
VL – Ich werde mich kurz fassen. Die Aussage Ihrer Mutter stimmt nicht mit dem überein, was Sie mir heute erzählt haben.
NB – Warum denn nicht? In welcher Hinsicht?
VL – Darauf kann ich jetzt leider nicht eingehen. Aber die Staatsanwaltschaft wird Haftbefehl gegen Sie erlassen, nur dass Sie es wissen. Wir sind der Meinung, dass wir genügend Beweise vorliegen haben.
NB – Dann hab ich nichts mehr zu sagen.
VL – Nichts?
NB – Absolut nichts. Ich werde nichts mehr sagen.
Teil 4
(drei Wochen später)
54
Drei Wochen waren nach dem Überfall in der Tiefgarage vergangen – und dennoch kehrten die Gedanken mindestens einmal in der Stunde zurück. Nicht, weil die Sache an sich ihm so viel Angst eingejagt hätte – er hatte schon schlimmere Gewaltandrohungen erlebt –, sondern aufgrund der Tatsache, wie groß der Stein zu sein schien, den er ins Rollen gebracht hatte. Das hier war nicht nur eine Drohung gegen ihn selbst, es betraf auch nicht mal nur Schwedens populärsten Mordfall – es handelte sich um eine extrem teuflische Konspiration mitten in seinen beruflichen vier Wänden: der Polizeibehörde. Und er hatte keine Ahnung, wie er sie würde stoppen können.
Vor einiger Zeit, als jemand
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