Mach sie fertig
hat aber doch gar nichts mit dem zu tun, was wir untersuchen.«
»Nein, aber seine Mutter hatte während der späten Achtziger und frühen Neunziger ein langjähriges Verhältnis mit Rantzell. Es gibt also Verbindungen und mögliche Motive.«
»Und wie lautet das Motiv?«
»Rantzell hat Niklas’ Mutter offenbar misshandelt.«
»Und woher wissen Sie das?«
»Der Ermittler hat offensichtlich alte Arztbefunde und dergleichen angefordert, das hätte ich zumindest getan. Sie besagen, dass sie mehrfach eingeliefert werden musste, zum Teil mit Frakturen.«
»Verdammt auch.«
»Genau.«
Thomas seufzte. »Vielleicht bin ich zu sehr auf unsere Spur fixiert, aber ich weiß nicht. Es klingt ganz einfach zu simpel, dass es der Sohn einer misshandelten Frau mittleren Alters gewesen sein soll, der sich an seinem Stiefvater rächt. Wie in ’nem schwülstigen Krimi. Nach dem Motto, die Vergangenheit sucht die Gegenwart heim. Aber das hat doch nichts mit der Realität zu tun.«
»Ich habe dasselbe Gefühl wie Sie. Aber ich hab, verdammt nochmal, keine Ahnung. Es spricht vieles für diesen Niklas Brogren. Obwohl das SKL nichts gefunden hat, was übereinstimmt.«
Thomas holte tief Luft. »Ich finde nicht, dass wir unser Projekt abschließen sollten.«
»Natürlich nicht. Aber was bringt uns das? Adamsson ist tot; nichts deutet auf irgendein Verbrechen hin. Wisam Jibril ist tot, dort kommen wir also auch nicht weiter. Ballénius haben wir noch nicht zu fassen gekriegt. Was haben wir eigentlich? Sie haben stapelweise Papiere zu Hause, in denen wir auch nichts Wesentliches entdecken konnten. Sie haben diversen ehemaligen Polizisten verschiedene Aussagen abgerungen, die darauf hindeuten, dass sie Rechtsradikale sind. Und? Auch das bringt uns nicht weiter.«
»Hören Sie auf, Hägerström. Wir haben ziemlich viel. Aber bis jetzt noch nichts, was direkt auf den Mord hinweist. Aber wir haben nahezu alle Papiere aus Rantzells Keller gesichtet – ohne Sie hätte ich das niemals geschafft – und dort tauchen so einige Ungereimtheiten auf. ’ne Menge Namen von Leuten, die verhört werden müssen, Firmen, die unter die Lupe genommen, Zahlungen, die nachvollzogen werden müssen.«
Das stimmte. Thomas und Hägerström hatten sich die Papierstapel aufgeteilt. Thomas war bereits einen Teil durchgegangen, aber es gab immer noch zu vieles, was er nicht verstand. Sie mussten sich zusammensetzen. Hägerström kannte sich mit Zahlen und Wirtschaftsdingen aus – erklärte alles, so gut er konnte, aber es reichte nicht. Die Menge an Informationen erschien ihnen nahezu übermächtig. All die Zahlen, Adressen, Namen. Sie arbeiteten methodisch. Thomas sortierte, ordnete das Material, Hägerström analysierte es. Sie arbeiteten nach einem eigens erstellten Punktesystem. Bewerteten den Verdächtigkeitsgrad der Informationen, die sie untersuchten. Listeten Personen, Telefonnummern, Firmennamen auf. Erstellten eine Reihenfolge nach Priorität: all das, was auf einen Zusammenhang zwischen Rantzell und Bolinders Unternehmen hindeutete, all jenes, was auf einen Zusammenhang zwischen Skogsbacken AB und illegale Machenschaften hindeutete.
Bisher führte noch keine der Spuren zu Adamsson. Aber es gab immer noch so viele unausgewertete Unterlagen.
Hägerström sagte: »Es wird mehrere Monate dauern. Vielleicht sogar Jahre. Sie können Åsa nicht so lange woanders unterbringen, und wenn die rauskriegen sollten, dass ich involviert bin, kann ich mich gleich nach einem anderen Job umsehen. Es funktioniert nicht. Wir müssen bald einen Fortschritt erzielen, ansonsten sollten wir aufgeben und den Staatsanwalt diesen Brogren verurteilen lassen. Wenn Sie mich fragen, scheint es dennoch nicht ganz unwahrscheinlich, dass dieser Typ es getan hat.«
Thomas atmete durch die Nase ein. Die Winterkälte drang in seine Lungen. Kühlte ihn aus, obwohl es immer noch warm im Wagen war.
»Ich werd in jedem Fall weitermachen. Ich glaube an unsere Spur, auch wenn sie im Moment ziemlich dünn erscheint. Und dann ist da noch eine besondere Spur, der wir nachgehen müssen. Wir müssen Ballénius finden. Er weiß etwas, das hab ich im Gefühl. Ein alter Fuchs wie er hätte nicht so agiert, wie er es auf Solvalla getan hat, wenn nicht irgendwas gewesen wäre. Er weiß was.«
Nach den Feiertagen wühlte sich die Stockholmer Bevölkerung gestresst zwischen Umtausch und Neukauf von Weihnachtsgeschenken sowie Sonderangeboten durch die Stadt, während alle zugleich bemüht
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