Mach sie fertig
bereits angegriffen haben.«
»Aber warum hast du denn nichts gesagt?«
»Ich wollte dich nicht beunruhigen. Nicht jetzt, wo Sander kommen soll, und so. Aber nun hat sich die Lage zugespitzt. Und ich kann nicht mehr zurück. Ich muss weitermachen, der Sache auf den Grund gehen. Es gibt keinen anderen, der das übernehmen kann.«
»Können wir nicht eine Art Personenschutz bekommen?«
»Wir können gar nicht genügend Schutz bekommen. Das ist der Preis, den man als Polizist bezahlen muss. Es tut mir so unendlich leid. Wenn es nur mich betroffen hätte, dann wär es ja okay gewesen, aber jetzt betrifft es auch dich. Es könnte auch Sander betreffen, wenn er kommt.«
»Aber es muss doch möglich sein, Personenschutz zu bekommen. Es muss doch wohl Unterstützung für Polizisten geben, die in gefährliche Ermittlungen involviert sind. Oder?«
»So was gibt’s sicherlich, nur hilft uns das im Moment nicht weiter.«
»Ja, aber ausgerechnet jetzt, wo Weihnachten ist.«
»Das spielt leider keine Rolle.«
»Wie meinst du das?«
»So wie ich es sagte, die Polizei kann uns im Moment nicht helfen. Weihnachten wird niemanden von seinen Plänen abhalten. Die Sache, in die ich verwickelt bin, kann von keinem gestoppt werden.«
Sie saß stumm da. Thomas wartete darauf, dass sie etwas sagen würde. Stattdessen blätterte sie im Folder.
Er sagte: »Du kannst einige Wochen bei Jan wohnen, bis das hier vorbei ist. Und wenn es in zwei Monaten noch nicht vorbei ist, können wir Sander nicht zu uns holen. Es wär zu gefährlich.«
Sie sagte nichts.
»Åsa, ich bin genauso traurig darüber wie du. Aber es gibt keine andere Lösung.«
Industriegebiet bei Liljeholmen. Hägerströms Wagen mit der Schnauze in Richtung Wasser geparkt. Thomas’ Wagen parkte daneben, allerdings in die andere Richtung zeigend. Es war bereits dunkel. Hägerström kurbelte zuerst die Scheibe runter.
»Und, wie war Heiligabend?«
»Wir waren bei meinem Bruder. Sie haben die reinste Riesenfamilie. Kinder ohne Ende, Hunde, Katzen, sogar ’nen Hamster. Das erste Mal seit über fünfzehn Jahren, dass ich mit ihm Weihnachten gefeiert hab. Und selbst?«
»Ich war bei meinen Eltern, danach bin ich ins Half Way Inn gegangen. Schon mal dort gewesen?«
»Irgendwann mal, es ist in der Nähe der Polizeiwache Södermalm, nicht wahr? Die Kneipe, die direkt neben ’nem Schwulenclub liegt.«
»Stimmt. Meine Stammkneipe. Also nicht der Schwulenclub.«
»Vielleicht hätte ich besser dorthin kommen sollen?«
»Nächstes Jahr sind Sie eingeladen.«
»Nächstes Jahr hab ich ’ne eigene Familie. Aber hoffentlich ohne Hamster.«
Hägerström machte einen deprimierten Eindruck.
Er sagte: »Wie lange wir uns wohl noch hier treffen müssen. Wir würden doch viel besser arbeiten, wenn wir uns irgendwo vernünftig hinsetzen könnten.«
Thomas nickte. »Ich hab Åsa inzwischen weggeschickt. Mir geht’s also besser, ich fühl mich sicherer.«
»Oh verdammt, und wie lief’s?«
»Es war verflucht hart. Aber ich glaub, sie hat es wirklich eingesehen. Wir können uns demnächst dann auch bei mir zu Hause treffen.«
»Gut.«
Thomas schaltete die Heizung im Wagen noch höher. Der Schnee lag zentimeterdick auf der Kühlerhaube.
»Also, was haben wir heute zu besprechen?«
Hägerström lehnte sich durch die heruntergekurbelte Scheibe raus. »Ich hab verdammt viel zu erzählen. Ich war heut auf der Arbeit und hab einiges an Gerede auf dem Flur mitgekriegt. Sie haben einen Verdächtigen im Mordfall Rantzell festgenommen.«
Thomas spürte, wie er für einige Sekunden den Atem anhielt.
»Er heißt Niklas Brogren, ich hab ihn vor einigen Monaten aus formellen Gründen vernommen. Der Typ hatte damals ein wasserdichtes Alibi. Aber jetzt beginnt es sich langsam in Luft auszulösen. Er hat gesagt, dass er den gesamten Mordabend lang bei ’nem Freund war, bis spät in die Nacht. Der Freund ist ebenfalls vernommen worden und bezeugt, dass Brogren bei ihm gewesen sei, aber der Ermittler ist skeptisch in Bezug auf seine Aussagen. Offenbar macht der Freund einen unsteten und gestressten Eindruck. Aber das Wichtigste ist, dass die Mutter jetzt ausgepackt hat. Sie sagt, dass Niklas Brogren an dem Abend relativ zeitig nach Hause gekommen sei und dass er besoffen war und schlechte Laune hatte. Sie wissen ja, wie es mit Alibis ist, entweder besitzt man sie, oder man steht ziemlich dumm da, weil man versucht hat zu lügen.«
»Hm.«
»Sie klingen skeptisch.«
»Dieser Niklas
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