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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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krochen umher wie Einjährige. Die Crux: Woher sollten sie wissen, was tatsächlich faul war? Vor ihnen lagen Verifikationen über Auszahlungen an Lieferanten und Einzahlungen von Kunden, Kontoauszüge mit Anweisungen von Unternehmens- auf Sparkonten und Aktiendepots, Rechnungen, Offerten, Deklarationen, Bilanzen, Kontokorrentbücher. Sie suchten nach hohen Beträgen. Vorzugsweise vom Frühjahr. Hägerström setzte ein Limit: Alles über Hunderttausend war interessant. Sie hielten Ausschau nach Barauszahlungen und Beträgen, die auf fremde Konten gingen.
     
    Es wurde sechzehn Uhr. Sie prüften ungefähr dreißig Auszahlungen gründlicher. Mehrere von ihnen beliefen sich auf über drei Millionen Kronen, gezahlt von Revdraget i Upplands Väsby AB auf ein Privatkonto bei Nordea. Doch die Nummer des privaten Kontos stimmte nicht mit der von Rantzell überein. Dennoch – die Beträge waren direkt vom Unternehmen an eine Privatperson geflossen. Es konnte sich um Gehälter handeln, allerdings ging aus der Abrechnung in keiner Weise hervor, dass dem so war.
    Viele Beträge waren lediglich als Auszahlungen gekennzeichnet. Es betraf die Kontoauszüge von vier unterschiedlichen Unternehmen – zum Beispiel von Roaming GI AB , eine Million Kronen. Keine Quittungen, Verifikationen oder andere Unterlagen, die belegten, welchem Zweck die Zahlung diente. Verdächtig. Doch nichts wies direkt darauf hin, dass die Auszahlungen an Rantzell gegangen wären. Und auch nicht, an welche anderen Personen sie gegangen sein könnten. Formell gesehen war es ja Rantzell, der die Unternehmen gemeinsam mit anderen Strohmännern leitete.
    Weitere Informationen: Beträge, die auf Girokonten angewiesen wurden, ohne dass der Empfänger angegeben war, Beträge, die als Rückzahlungen von Krediten deklariert wurden, ohne dass aus den Unterlagen hervorging, dass ein Kredit gewährt worden war, Ausschüttungen an unbekannte Aktionäre, ohne dass ein Beschluss im Protokoll der Hauptversammlung des Unternehmens vorlag. Es gab so einige Ungereimtheiten. Hägerström fielen Dinge auf, die Thomas nicht mal verstand, nachdem Hägerström sie ihm erklärt hatte.
    Die Zeit lief ihnen davon. Sollte er von Bolinders Party erzählen? Vielleicht war Hägerström ja der Meinung, dass es einen Grund gab hinzugehen, den er selbst nicht beachtet hatte. Nein, es war zu viel Aufwand. Sie würden stattdessen morgen weitermachen müssen. Åsa würde nicht gerade erfreut sein – aber so war es nun mal.
    Thomas ging in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Als er zurückkam, hatte Hägerström sich wieder aufs Sofa gesetzt. Starrte mit leerem Blick vor sich hin.
    »Und wie steht’s, H? Müde? Ich hab Kaffee hier.«
    »Sie müssen ja sowieso in einer halben Stunde fahren.«
    »Ja. Und Sie, geht’s heute wieder ins Half Way Inn?«
    »Nicht ganz ausgeschlossen.«
    Thomas betrachtete ihn näher. Eigentlich verrückt – es war halb sechs am Silvesterabend, und sie hatten bis zu diesem Moment noch nicht mal darüber gesprochen, wie Hägerström den Abend verbringen würde.
    Hägerström lächelte. Seine Mundwinkel wanderten nach oben wie bei einer Comicfigur – ganz langsam. Er saß einige Sekunden so da.
    »Was ist los?«
    »Ich bin gerade auf eine sehr merkwürdige Auszahlung gestoßen.«
    Thomas warf einen Blick auf das Papier, das Hägerström in der Hand hielt. »Was ist? Worum geht’s?«
    Hägerström blieb ruhig sitzen. »Es handelt sich um eine Überweisung von einem ausländischen Konto an die Dolphin Leasing AB von über zwei Millionen Kronen, die im April diesen Jahres getätigt wurde. Daran ist nichts weiter auffällig, aber ich habe die IBAN des Kontos überprüft, von dem aus die Zahlung angewiesen wurde.«
    Thomas unterbrach ihn: »Was bedeutet IBAN ?«
    Hägerström redete langsam, geradezu so, als wollte er die Spannung aufrechterhalten. »Es heißt eigentlich International Bank Account Number, abgekürzt IBAN , und steht für die internationale Kontonummer des Kunden. Diese Art von Nummern werden benutzt, um bei Transaktionen zwischen verschiedenen Ländern ein Bankkonto identifizieren zu können.«
    Hägerström fingerte an dem Papier herum, das er in der Hand hielt. »Und das Erste, was mir auffiel, war, dass die IBAN dieser Überweisung einem Konto auf der Isle of Man gehörte. Was wissen Sie über die Isle of Man?«
    »Nicht viel, sie liegt außerhalb von England. Ist sie so ’ne Art Steuerparadies?«
    »Ja, sogar mehr als das, sie ist auch ein

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