Mach sie fertig
Paradies des Bankgeheimnisses. Firmen mit Konten auf der Isle of Man wollen für gewöhnlich etwas verbergen. Es ist schwer herauszukriegen, wem sie gehören, denn das Bankgeheimnis ist absolut.«
»Absolut verdächtig.«
Hägerström lächelte noch immer. »Das kann man wohl sagen. Allerdings bis jetzt kaum verdächtiger als vieles andere, was wir gesehen haben. Aber Dolphin Leasing AB hat daraufhin eine Rechnung von einem schwedischen Unternehmen mit dem Namen Intelligal AB mit exakt demselben Betrag wie dem von der Isle of Man beglichen. Die Kontonummer auf dieser Rechnung gehört einem Konto der Skandiabank. Ich kenne diese Art von Konten. Es handelt sich um das Konto einer Privatperson.«
Er ließ das letzte Wort in der Luft hängen.
Thomas kam in Fahrt. Analysierte, vollzog die Kette im Stillen nach: ein großer Betrag, ausbezahlt von einem ausländischen Konto mit Bankgeheimnis an eine Firma in Schweden, die damit die Rechnung einer anderen Firma begleicht, deren Konto eigentlich das einer Privatperson ist.
Thomas’ große Frage: »Wem gehört das Konto bei der Skandiabank?«
»Raten Sie mal.«
Zwei Stunden später. Thomas rief Åsa an und teilte ihr mit, dass er sich leider ziemlich verspäten würde. Er versuchte es zu erklären. Bei der Arbeit war etwas aufgetaucht, was extrem wichtig war. Sie verstand es, aber irgendwie auch nicht. Er hörte es an ihrer Stimme.
Er und Hägerström hatten so viele Unterlagen wie nur möglich durchsucht. Hatten versucht rauszufinden, wem oder welcher Firma das Konto auf der Isle of Man gehörte. Sie fanden nichts. Sie mussten es akzeptieren – es gab kein verdammtes Indiz. Sie hatten die Auszahlung, die Verbindung zu Rantzell. Aber das Wesentliche fehlte – wer gezahlt hatte.
»Eigentlich müssten wir eine Hausdurchsuchung bei Bolinder machen«, sagte Hägerström.
Thomas blickte fragend drein. »Wir haben aber noch keine durchschlagenden Beweise dafür, dass er ein Verbrechen begangen hat, oder?«
»Nein, aber einer der Wirtschaftsprüfer, dem ich ein wenig eingeheizt habe, meinte, dass Bolinder ein Kontrollfreak sei. Er bewahrt offenbar Kopien von allen Unterlagen zu Hause auf. Und damit meinte er alles: Jedes Dokument, das herausgegeben wird, befindet sich nach Aussage des Wirtschaftsprüfers noch einmal in Bolinders privatem Archiv. Dieser Kerl überlässt nichts dem Zufall.«
Thomas spürte ein Kribbeln im Magen. Er wusste, was er zu tun hatte.
Und zwar bereits heute Abend.
61
Die Wohnung wirkte, als sei sie vollgestopft mit Leuten. Obwohl eigentlich nur Mahmud, Robert, Javier, Babak und zwei Kumpels von Javier da waren. Aus den Boxen: Akon mit irgendeinem Monsterhit. Im Fernsehen: MTV , allerdings ohne Ton. Eine Schampusflasche in einem Sektkübel, eine durchsichtige Plastiktüte voll mit Weed und jede Menge Rizlapapier auf dem Tisch.
Mahmud müsste eigentlich überglücklich sein – die Kumpels, die Musik, das Marihuanazeug, der Schampus. Die Stimmung. Silvester würde top of the line werden. Sie wollten runter in die Stadt, ohne Ende koksen, feiern, Bräute aufreißen – den Piranhabeutezug schlechthin starten. Sich so heftig ins neue Jahr ficken, dass die Bräute erst wieder am St.-Knut-Tag, oder wie er hieß, gehen konnten.
Dennoch: Er hätte zu gern den Coup gegen die Jugos und die alten Freiersäcke durchgezogen. Jorges Idee hatte ihn heiß gemacht. Niklas’ Taktik wirkte ausgeklügelt, wie in einem richtigen Krieg. Sie würden eine Attacke reiten, einen massiven Guerillaüberfall. Brutale Stürmung: Vorort gegen Svenssonkerle, auf ihrem eigenen Terrain – nach den Bedingungen des Asyvororts.
Aber Niklas war nicht aufzutreiben. Mahmud sauer. Scheiß Kommandotyp – Idiot.
Er ging in die Küche. Holte die Champagnergläser.
Babak grinste. »Oh, Mann, es läuft ja wirklich gut bei dir. Nicht nur ’n Sektkübel, du hast dir ja auch vernünftige Gläser zugelegt, wie ich sehe.«
Mahmud entkorkte eine Pulle. Es war erst sieben Uhr, aber er wollte mit dem Schampus nicht warten.
Robert lachte. »Du scheinst ja ganz schön Kohle zu machen.«
Mahmud nickte. Schenkte den Jungs ein.
»Ich hab ja auch zwei Jobs. Aber nicht mehr lange.«
»Was denn? Du dealst, du kümmerst dich um die Huren. Ich find, das klingt wie die beste Combo, wie BigMac & Co.«
»Lass stecken, du Hänfling. Ich hab vor, mit den Huren aufzuhören. Ist doch scheiße. Nur Schmutz.«
Babak stellte sein Glas ab. Sah ihn an.
»Ich kapier kein Wort, Habibi. Du
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