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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Typ, der in der Wüste nicht länger als drei Stunden überleben würde.
    »Zuerst ein paar Formalitäten. Nur zu Ihrer Information, Sie werden aus formellen Gründen befragt. Das bedeutet, dass Sie nicht verdächtigt werden. Wir zeichnen alles auf, was hier geäußert wird. Dann bringe ich es zu Papier, und Sie müssen es bestätigen. Auf diese Weise entstehen keine Missverständnisse. Wenn Sie eine Pause benötigen, sagen Sie es einfach. Draußen im Korridor gibt es Kaffeeautomaten und Toiletten. Wie auch immer, ich nehme an, Sie wissen, warum Sie hier sind. Am dritten Juni wurde im Gösta Ekmans väg ein Toter gefunden. Im Augenblick sammeln wir so viele Informationen über diesen Fall wie nur möglich. Der Mann ist noch nicht identifiziert, und er war ganz schön übel zugerichtet. Sie haben ja ein paar Wochen in dem Haus bei Ihrer Mutter gewohnt, und ich wollte lediglich wissen, ob Ihnen irgendetwas Spezielles aufgefallen ist.«
    Der Polizist tippte etwas in seinen Computer, während er sprach.
    Die Situation erinnerte Niklas an seine Jobsuche in den letzten Tagen. Er hatte seine Bewerbungsunterlagen an ein paar unterschiedliche Firmen geschickt. War zum Vorstellungsgespräch bei Securicor eingeladen worden. Eigentlich wäre er für einen Job bei bedeutend interessanteren Unternehmen qualifiziert gewesen. Der Hauptsitz lag in Västberga. Drei Meter hoher Stacheldraht. Drei bewachte Eingangstore, durch die er hindurch hatte müssen, bevor er endlich zu dem verantwortlichen Futzi für Personalangelegenheiten gelangt war. Allerdings hätte er ihre Sicherheitsschleusen auch ziemlich locker mit sechs Patronen aus einer halbautomatischen Heckler & Koch Mark  23 überwunden.
    Manchmal jagten ihm seine eigenen Gedanken Angst ein – er konnte diesen Sicherheitsblick einfach nicht abschalten. Aber genau aus diesem Grund war er ja auch für einen anspruchsvolleren Job als den bei einem gewöhnlichen Sicherheitsunternehmen prädestiniert.
    Das Vorstellungsgespräch hatte ihn angeödet. Der fettleibige Sachbearbeiter trug zwar einen Crewcut, schien aber keine Ahnung zu haben, wie es sich anfühlte, wenn es in den Betten der Kasernen von Läusen nur so wimmelte, dass es keine Rolle spielte, wie viele Tenutexkuren man machte. Das Einzige, was half, war, die ganze Chose abzurasieren. Er quatschte von personeller und technischer Überwachung im Auftrag der Industrie und des öffentlichen Dienstes in ganz Schweden. Bla, bla, bla. Industriegebäude, Büros, Ladengeschäfte, Krankenhäuser und andere Einrichtungen sollten überwacht werden, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu gewährleisten und die Gefahr des Eindringens Unbefugter zu minimieren. Whatever.
    Das war nicht gerade Niklas’ Ding. Er stellte keine einzige Frage. Hielt sich bedeckt. Spielte den Oberschüchternen. Bekam den Job nicht.
    Aus den Gedanken zurück. Er schaute auf. Martin Hägerströms Ausführungen waren beendet. Es war an Niklas, etwas zu sagen. Er holte Luft, versuchte sich zu entspannen.
    »Eigentlich kann ich nichts Besonderes zu dem Haus sagen. Ich hab einige Jahre im Ausland gearbeitet und brauchte eine Bleibe, bevor ich was Eignes gefunden hab. Ich bin meistens zu Hause bei meiner Mutter geblieben, bin manchmal gejoggt und hab das ein oder andere Vorstellungsgespräch gehabt, so dass ich im Prinzip keine anderen Leute im Haus getroffen habe. Soweit ich weiß, waren alle ganz in Ordnung.«
    »Und wie war es, in Ihrem Alter bei Ihrer Mutter zu wohnen?«
    »Ganz schön anstrengend eigentlich, aber das brauchen Sie ihr ja nicht zu stecken. Ich hab nichts gegen meine Mutter und so, aber Sie wissen ja, wie es ist.«
    »Ja, ich selber würde es niemals länger als vier Stunden aushalten, spätestens dann würd ich behaupten, dass ich zu einer wichtigen Vernehmung müsste, oder so.«
    Sie grinsten.
    Der Bulle fuhr fort: »Und was haben Sie im Ausland gearbeitet?«
    »Ich hab einige Jahre studiert. Dann war ich in der Sicherheitsbranche, hauptsächlich in den USA .«
    Niklas beobachtete die Reaktion des Bullen. Manche Polizisten rochen es förmlich, wenn man log.
    »Interessant. Wissen Sie denn, ob im Haus irgendwie schlechte Stimmung herrschte? Ob irgendwelche Leute einen alten Groll hegten, oder so?«
    »Nein, ich hab zu kurz dort gewohnt, und Mama hat nie etwas in der Richtung gesagt.«
    »Können Sie die Nachbarn im Haus näher beschreiben?«
    »Ich kenn sie nicht. Ist ’ne ganze Zeit her, dass ich dort gewohnt hab. Ich war damals noch ziemlich jung. Und

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