Mach sie fertig
keineswegs Ihre Sache, sich einzumischen. Verstanden?«
Adamsson schaute auf. War es nicht gewohnt, so angepflaumt zu werden.
Im Leichenschauhaus herrschte Totenstille.
Nilsson schob die Leiche wieder in die Wand. Es hallte im Kühlraum.
Aus Adamssons Nasenlöchern stieg Dampf auf.
»Ich bin Ihr Vorgesetzter, Hägerström. Vergessen Sie das nicht.«
Dann ging er hinaus. Mit langen, geräuschvollen, empörten Schritten.
Sie schwiegen, bis sie wieder nach draußen auf den Fußweg gelangten. Thomas ging davon aus, dass Ljunggren mit dem Streifenwagen abgehauen war, so dass er stattdessen mit Hägerström fahren musste.
»War das gerade eben ein Film, oder was?«, fragte Hägerström. Grinste.
Thomas konnte sich nicht zurückhalten und grinste ebenfalls.
»Keinen blassen Schimmer.«
»Wenn jemand einen Film über Ihr Leben drehen würde, wer sollte darin Ihre Person spielen?«
»Warum sollte jemand einen Film über mich drehen?«
»Tja, so etwas wie gerade eben, zum Beispiel. Die reinste Thrilleraction.«
Thomas hätte am liebsten laut losgeprustet. Hielt sich zurück. Um die Distanz zu wahren.
»Er ist ein richtiger alter Haudegen, dieser Adamsson. Aber ich begreif nicht, was er hier wollte.«
»Genau. Da stimmt doch irgendwas nicht.«
»Nein, aber was genau stimmt da nicht?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen«, meinte Hägerström. »Noch nicht.«
13
Das Fitnessstudio: testosterongeschwängert, gorillaokkupiert, muskelfixiert. Fitnesscenter, der Ort, an dem die durchtrainiertesten Muskelmänner Tag und Nacht rumhingen. Der Ort, an dem du gar nicht erst auftauchtest, wenn der Durchmesser deiner Oberarme vierzig Zentimeter unterschritt, im unangespannten Zustand. Aber auch – der Ort, an dem der Zusammenhalt nicht ausschließlich auf dem Interesse an Bodybuilding und anabolen Steroiden beruhte. Das Studio hatte 24 Stunden geöffnet, ganzjährig. Vielleicht war es deswegen der Treffpunkt für viele von Radovans Jungs. Günstlinge mit der richtigen Einstellung: Proteindrinks standen hoch im Kurs, ’n Riesen-Bizeps noch höher, der Jugoboss am höchsten.
Durchgehend Studiotechno aus den Lautsprechern. Nervtötend, zu laut, zu monoton, fanden manche. Nach Mahmuds Auffassung: der einzige Rhythmus, der den Willen in Gang setzte, Gewichte zu stemmen. Plastikpflanzen in weißen Töpfen auf dem Boden. Alte Poster mit Arnold Schwarzenegger und Christel Hansson an den Wänden.
Altmodische Geräte, von denen die Farbe abblätterte. Schweißdurchtränkte Handgriffe, mit schwarzem Isolierband umwickelt. Scheiß drauf – alle seriösen Typen trugen Handschuhe. Außerdem: Geräte waren was für Schwächlinge. Richtige Männer arbeiteten mit freien Gewichten.
Mahmud hatte einige Jahre, bevor er in den Knast wanderte, angefangen, dort zu trainieren. Jetzt war er zurück. Liebte diesen Ort. Genoss es, dass das Studio ihm die Chance gegeben hatte, für die Jugos zu arbeiten. Es war ein Treffpunkt für nützliche Kontakte. Die Leute erzählten Storys aus R’s legendärem Leben. Der Boss, der ganz unten angefangen hatte, mit zwei leeren Händen nach Södertälje zu Scania gekommen war, noch bevor Mahmud überhaupt geboren war. Zwei Jahre später hatte er seine erste Million verdient. Der Mann war ein Mythos, wie ein Gott. Aber Mahmud wusste noch mehr: Im Studio hatte es auch Leute gegeben, die nicht mit Rado konnten. Ein paar von ihnen waren alte Kumpels. Sie lebten heute kein Top-Leben mehr. Wenn sie überhaupt noch am Leben waren.
Heute: Mahmud trainierte Brustmuskeln. Hundert Kilo an den Langhanteln. Langsame kontrollierte Bewegungen. Muskeltraining war ein reiner Techniksport. Es war leicht, die Anfänger von den Routinierteren zu unterscheiden – die Schwächlinge hoben die Gewichte zu schnell an, veränderten dabei den Winkel der Arme in der falschen Art und Weise.
Er versuchte an die Diät zu denken, mit der er bald beginnen wollte, eine kleine Abkürzung konnte nie schaden.
Unmöglich, sich zu konzentrieren. Zwei Tage noch bis zu Gürhans Deadline, und Mahmud hatte keine einzige Peseta zusätzlich auftreiben können. Sein Vater konnte ihm nichts leihen. Außerdem, Mahmud wollte seinen Abu nicht in die Sache mit reinziehen. Seine Schwester hatte ihm bereits fünf Riesen geliehen. Vielleicht konnte ihr Typ noch mehr organisieren, aber der war nicht zu Hause. Er hatte an dem Abend neulich versucht, mit Babak und Robert zu reden. Seine Jungs, auf die er sich verlassen konnte – aber sie horteten
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