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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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-Material vermischt wird. Aber wir haben natürlich noch andere Möglichkeiten. Klingeln bei den Leuten in der Nachbarschaft, suchen im Register der als vermisst gemeldeten Personen, um herauszufinden, ob jemand passt. Warten auf weitere Bescheide vom SKL . Wir haben mit den Personen gesprochen, die zuerst vor Ort waren. Mit der Nachbarin, die uns über den Mord in Kenntnis gesetzt hat, mit Ihnen, mit den anderen Inspektoren. Das Übliche, Sie wissen schon. Es geht natürlich darum, die richtigen Fragen zu stellen. Offene Fragen, die nicht die Antworten vorwegnehmen, bringen die Leute dazu, sich tatsächlich zu erinnern und nicht irgendetwas daherzuschwafeln. Das ist das A und O.«
    Thomas kam das Gerede des Kripobeamten bekannt vor. Martin Hägerström klang genau wie alle anderen auch – versuchte den Eindruck zu erwecken, dass er die Lage im Griff hatte.
    »Im Augenblick besteht die heißeste Spur in einer unvollständigen Telefonnummer. In der Hosentasche des Opfers befand sich ein alter, zusammengefalteter Zettel mit einer Handynummer drauf. Leider sind die Zahlen ein wenig verwischt, der Zettel muss schon lange dort gesteckt und sich abgenutzt haben. Eine Ziffer ist nicht lesbar. Das gibt uns, statistisch gesehen, zehn verschiedene Nummern, die wir gerade überprüfen. Im besten Fall weiß die Person, die sich hinter der richtigen Nummer verbirgt, wer der Mann ist.«
    Hägerström beendete seinen Monolog. Vor ihnen: ein rechteckiges, flaches Gebäude mit einer Ziegelfassade. Weißes Blechdach. Kleine quadratische Fenster und ein breit angelegter Eingangsbereich. Oberhalb des Eingangs stand in großen schwarzen Lettern auf grauem Untergrund: Danderyds Leichenschauhaus.
    Sie gingen hinein.
    Ein kleiner Warteraum. Eine leere Rezeption. Hägerström griff nach seinem Handy. Telefonierte.
    Es dauerte. Thomas und Hägerström standen mit verschränkten Armen da. Schweigend. Nach zehn Minuten kam ein Mann in blauer Arbeitskleidung in den Warteraum. Er streckte die Hand vor.
    »Hej, Christian Nilsson, Sektionsassistent. Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Wir sind heute etwas unterbesetzt. Sie wollen sich den Toten angucken, der von der Söderortspolizei kam?«
    Im Obduktionssaal war es kalt, wie in einem Kühlschrank. Nilsson erklärte: In den eigentlichen Kühlräumen war es erst richtig kalt, nur 4  Grad plus. Thomas dachte: Sieht der Kerl deswegen so aus, als käme er gerade aus einem Schneesturm? Auf seinen Schultern lag eine dicke Schicht weißer Schuppen.
    Das erste Mal, dass Thomas in einem Leichenschauhaus war. Er verspürte ein deutliches Unwohlsein in der Magengegend – irgendetwas krampfte sich da drinnen zusammen. Er sah sich um. Weiß gekachelte Wände. In der Mitte des Raums standen zwei Obduktionstische aus rostfreiem Stahl. Darüber: jeweils eine starke Lampe, Modell Zahnarzt, nur größer. Gigantische Abflüsse im Boden. Thomas musste daran denken, was nach einer abgeschlossenen Obduktion höchstwahrscheinlich durch diese Abflüsse gespült wurde. In den Regalen: Schalen, Instrumente, Werkzeug, Waagen. Alles aus rostfreiem Stahl.
    Genau in dem Moment, als sie den Saal betreten wollten, klingelte Nilssons Handy. Er meldete sich. Stellte sich ein Stück abseits. Sprach leise, ungefähr eine Minute lang. Thomas und Hägerström standen schweigend da.
    Nilsson führte sie weiter zum Kühlraum. An der Metalltür hing ein Aufkleber: An diesem Arbeitsplatz ist die Stimmung gut, ungezwungen und entspannt – nur ein bisschen steif. Thomas dachte: passt – Polizeihumor eben.
    Der Kühlraum war eiskalt. Die gleichen weißen Kacheln an den Wänden wie im anderen Raum. Sie kamen von der Schmalseite hinein – die beiden Langseiten bestanden komplett aus ausziehbaren Kühlfächern. Jemand hatte Airfreshener aufgehängt. Es half nichts. Der Geruch nach Leichen war nicht stark, aber er lag deutlich in der Luft und stach ein wenig in der Nase – Thomas atmete durch den Mund.
    Nilsson zog ein Fach heraus. Rostfreier Stahl. Die Leiche war in ein weißes Tuch gehüllt. Zwei Füße guckten heraus. Am großen Zeh hing nach klassischer Manier eine Fußkarte. Nilsson hielt sie hoch, zeigte sie Thomas und Hägerström:
Nr. E 07  – 073 . Identität unbekannt. Einlieferungsdatum siehe oben. Sektionsnr. K 58599 – 07 Söderortspolizei. Anmerkungen des Leichenschauhauses Drd: Obduktion ausgeführt. Verantwortl. Sektionsassistent:
CNI .
Hägerström nickte und stellte seine Schultertasche auf dem Boden

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