Mach sie fertig
du das? Sie regen sich darüber auf, dass wir nicht arbeiten, aber sieh dir doch das mal an.«
»Mahmud, man kann die schwedische Denke nicht kapieren. Sie sagen, dass wir nicht arbeiten. Nur von Sozialhilfe leben. Aber dieselben Schweden behaupten auch, dass wir ihnen die Jobs wegnehmen. Wie soll das gehen?«
In dreißig Metern Entfernung sah er den Bentley-Laden liegen. Das Ladenschild: Bentley Showroom, in schwarzen Lettern auf der Hausfassade oberhalb der Fenster, die bis zum Boden reichten. Die Eingangstür stand offen.
Kein Mensch da drinnen. Er befühlte mit der Hand seine Jackentasche: Der Schlagring lag gut dort. Sah zu Babak rüber. Nickte. Babak klopfte mit der Hand gegen seine Brusttasche. Mahmud wusste, was sich im oberen Teil seiner Jacke befand: ein abgesägter Baseballschläger.
Mahmud ging rein. Babak blieb auf der Straße stehen, vom Laden aus gut sichtbar.
Weiß gestrichene Wände und weißer Boden. Scheinwerfer an der Decke. Vier große Wagen ausgestellt: zwei Continental GT , ein Arnage und ein Continental Flying Spur. Im Normalfall: Mahmud hätte diese Superschlitten hier bis zum Abwinken anstarren können. Heute guckte er nicht mal näher hin.
Immer noch niemand aufgetaucht. Arbeitete hier etwa keiner? Er rief: »Hallo?« Ein junger Mann kam durch eine Tür hinter einem weißen, barähnlichen Kassentresen. Rote Stoffhosen mit Bügelfalte, helles Jackett mit Einstecktuch in der Brusttasche. Unter dem Jackett ’n Hemd mit breiten Streifen, die obersten Knöpfe offen. Manschettenknöpfe in Form des B im Bentley-Logo. Loafers mit dünnen Ledersohlen und vergoldeten Schnallen an den Füßen. Schnösel hoch zehn. Machte nicht gerade ’nen seriösen Eindruck. Mahmud dachte: Wer würde denn von diesem Lackaffen hier ’nen Wagen kaufen?
»Hallo. Wie kann ich Ihnen helfen?«
Hochgezogene Augenbrauen. War es eine Herabsetzung, oder war es ein Anflug von Angst? Mahmud passte nicht gerade in das Ambiente des Showrooms.
»Ich wollte mir nur mal eure Bentleys ansehen. Habt ihr noch mehr als diese hier?«
»Die wir haben, sehen Sie hier.«
Der Schnösel gab sich reserviert. Signalisierte: Du siehst nicht gerade wie ein Käufer aus. Mahmud schiss drauf, er war nicht hier, um zu shoppen.
»Aber ihr habt doch irgendwo ’n Lager, oder?«
»Ja natürlich, wir haben ein Lager in Dänemark und wir fertigen auf Wunsch auch an. Es dauert zwei bis acht Wochen, ein Modell von dort geliefert zu bekommen.«
»Kann man auch einen Continental GT mit legierten 19 -Zoll-Felgen bekommen?«
»Natürlich.«
»Habt ihr ein Modell dieser Sorte in den letzten Monaten verkauft?«
Mahmud schielte nach draußen. Sah Babak dort stehen. Blickkontakt. Der Schnösel folgte Mahmuds Blick. Nahm Babak ebenfalls wahr. Schaute zurück zu Mahmud. War da eine gewisse Unruhe in seinen Augen?
»Ich glaube, ja«, sagte der Typ.
Mahmud hörte auf, den interessierten Kunden zu mimen.
»Ich frag, weil ich wissen will, ob du einen solchen Wagen an ’nen Kerl namens Wisam Jibril verkauft hast.«
Stille im Showroom.
»Hej, ich hab ’ne Frage gestellt.«
»Ja, ich habe sie gehört. Aber ich weiß nicht, ob wir ihn an jemanden mit diesem Namen verkauft haben. Wir fragen unsere Kunden nicht nach ihrem Namen.«
»Da scheiß ich drauf. Also, hast du letztens ein solches Modell an ’nen Araber verkauft?«
»Darf ich mit einer Gegenfrage antworten? Aus welchem Grund möchten Sie das wissen?«
»Schnauze.«
»Aber ich kann ja nicht wissen, wer Araber ist oder nicht. Außerdem besteht kein Anlass, Rechenschaft über unsere Kunden abzulegen. Die meisten wollen diese Art von Kauf nicht gerade an die große Glocke hängen, wenn Sie verstehen.«
Mahmud sah wieder raus. Babak stand noch da. Mahmud ging auf die Eingangstür zu. Schloss sie. »Okay, Schnösel, die Sache ist die.« Er näherte sich wieder dem Verkäufer, oder was auch immer er war. »Ich will wissen, ob Wisam Jibril einen Wagen hier gekauft hat, entweder er selbst, oder durch jemand anders, so einfach ist das. Kapiert?«
Mahmud war ein stattlicher Kerl. Seine mächtigen Testosteronkiefer formten das Gesicht nahezu viereckig. Heute trug er ein kurzärmliges enganliegendes T-Shirt mit V-Ausschnitt am Oberkörper. Jogginghosen an den Beinen. Die frisch aufgepumpten Arm-, Schulter- und Brustmuskeln waren durch den dünnen Stoff des Shirts hindurch deutlich zu erkennen. Die Tätowierungen erfüllten wie immer ihren Zweck. Offensichtlich für jeden: Es macht keinen Sinn, sich
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