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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Mann. So um die dreißig Jahre. Dreitagebart. Schwarzes Hemd. Weit geschnittene Jeans.
    »Hej, was wollen Sie?« Der Typ wirkte völlig entspannt.
    Niklas versetzte ihm einen heftigen Stoß in den Brustkorb. In Richtung Flur. Schloss die Tür hinter sich. Der Kerl sah geschockt aus. Fing sich jedoch schneller als erwartet.
    »Was zum Teufel soll das? Blöder Idiot.«
    Niklas ließ die Provokation an sich abgleiten. Er war ein Profi. Eine Kampfmaschine.
    Er sagte mit ruhiger Stimme: »Tu nie wieder einer Frau etwas an.«
    Gleichzeitig griff er sich den Hinterkopf des Typen. Riss ihn nach unten. Auf sein Knie zu. Kraft von zwei Seiten. Die Anspannung des Oberschenkels nach oben und seine beiden Arme, die den Kopf des Typen nach unten zogen. Bis sie aufeinanderprallten.
    Der Typ taumelte gegen die Wand. Spuckte Blut. Zähne. Brüllte. Jaulte.
    Niklas versetzte ihm mit voller Wucht drei kurze Haken gegen die Rippen. Einen rechten, noch einen rechten und schließlich einen linken.
    Der Nachbarfritze fiel in sich zusammen.
    Niklas verpasste ihm diverse Tritte in den Rücken. Er hielt die Arme schützend über den Kopf. Schrie. Bettelte, flehte ihn an.
    Niklas beugte sich runter. Zückte sein Messer. Die Spitze an die wild pochende Halsschlagader des Typen gepresst. Sie glänzte schöner denn je.
    »Mach das nie wieder.«
    Der Typ röchelte. Entgegnete nichts mehr.
    »Wo ist dein Mädchen?«
    Der Typ röchelte noch immer.
    »Wo ist Jamila?«
    Die Frau stand im Türrahmen zum Wohnzimmer. Mit geschwollener Lippe und ’nem blauen Fleck über dem Auge.
    Niklas sagte auf Arabisch: »Lass ihn nie wieder so etwas tun. Ich komme zurück.«

15
    Die Glaubwürdigkeit der Leute, die behaupteten, irgendwelche Beobachtungen gemacht zu haben, wurde unterschiedlich bewertet. Im Reichspolizeiamt herrschten eigene interne Richtlinien: ein Rating zur Einstufung der Zeugenaussagen, spezielle Kriterien zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit. Eigentlich handelte es sich um Selbstverständlichkeiten, die man sich formell allerdings nicht eingestand: Die Aussage eines anständigen schwedischen Kleinunternehmers war vor Gericht mehr wert als das, was ein mit Marihuana zugedröhnter achtzehnjähriger Kanake versuchte, in Worte zu fassen. Das, was ein Bürger mit mittlerem Einkommen unter Eid aussagte, besaß grundsätzlich einen höheren Beweiswert als die Angaben eines heroinabhängigen Frührentners. Die Ermittlungsarbeit musste konzentriert, das heißt reduziert werden – nur für Staatsminister- und Außenministermorde wurden unbegrenzte Ressourcen bereitgestellt. Die Maschinengewehrmethode, also auf jeden Anhaltspunkt zu schießen und darauf zu hoffen, den richtigen zu treffen, funktionierte nicht. Der Staat konnte nicht unbegrenzt mit Knete um sich werfen. Man wusste also bereits im Vorfeld, auf wen man hören musste. Wessen Aussagen entscheidend waren. Eine stichhaltige Beweisführung ermöglichten. Zur Anklage und Verurteilung führten.
    Im Rating um die Glaubwürdigkeit rangierte die Aussage eines Polizisten immer am höchsten. Man setzte Ressourcen ein, um sie zu untermauern; sie hatte vor Gericht Bestand.
    Die aktuelle Situation: Zwei Polizisten hatten die Einstichlöcher der Kanüle am Arm des unbekannten Toten gesehen. Zwei Polizisten konnten bezeugen, dass die Todesursache vom Rechtsmediziner nicht ausreichend untersucht worden war. Dass eine weitere Obduktion nötig war. Dass Adamsson sie daran gehindert hatte, die Leiche, den Arm, die Einstiche zu fotografieren. Dass etwas faul war. Dem Weltbild des Gerichts entsprechend war es unmöglich, dass zwei Polizisten logen.
    Dennoch: nichts geschah.
    Thomas konnte es nicht fassen. Es war offensichtlich: Stig Adamsson hatte ihnen aus irgendeinem Grund Einhalt gebieten wollen. Doch Adamsson war nicht irgendwer. Thomas mochte seinen Chef eigentlich. Alle kannten ihn: Er gehörte der alten Schule an. Ein Mann, mit dem Thomas sich im Normalfall verbündet hätte, einer, der nicht zögerte, die Dinge beim Namen zu nennen, der nicht mildernd in die Polizeiarbeit eingriff. In gewisser Weise erinnerte er ihn an seinen eigenen Vater – rechtschaffen auf die harte Tour –, auch wenn Adamsson politisch rechts stand. Adamsson war Reserveoffizier und ein fanatischer Schütze. Entschiedener Fürsprecher für größere Kaliber, härteres Durchgreifen, weniger verweichlichte Schwächlinge im Corps. Anerkannter Gegner der stetig wachsenden Zahl von Frauen und Niggern. Außerdem kursierten über

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