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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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mit Pusteröhrchen und Erbsen. Er, Babak und die anderen Jungs kapierten schnell, dass Pusteröhrchen was für Memmen waren. Gingen über zu Steinschleudern, Blasrohren und Wurfsternen. Einmal hatte Babak einem Mädchen aus der Parallelklasse aus Versehen eine Krampe ins Auge geschossen. Die Braut hatte ihr linkes Augenlicht verloren. Der Rassist von Lehrer hatte ihn in eine Sonderklasse abgeschoben.
    Es war zwei Uhr. Bald würde es hell werden.
    Er kam nicht zur Ruhe. Musste etwas tun.
     
    Eine Stunde später war er in der Tegnérgata. Hatte sich nirgendwo einen Wagen leihen können. Hatte nervös wie ein Speedfreak im Nachtbus in Richtung Innenstadt gesessen. Hatte vor, diesen John Ballénius zu wecken – ihm die Scheiße aus dem Leib zu prügeln, bis er ihm sagte, wo er Jibril finden konnte.
    Die Haustür war verschlossen. Natürlich. Obwohl in der Stadt nichts Gefährliches passierte, mussten alle Schweden einen Türcode haben. Warum hatten sie nur vor allem möglichen Angst?
    Er ging eine Weile auf der Straße auf und ab. Zwei Leute torkelten nach Hause. Er ließ sie vorbei. Griff sich eine lockersitzende Platte aus dem Gehweg: Es war wie beim Training im Fitnesscenter. Wuchtete sie zur Haustür. Warf sie gegen das Türglas. Shit, was für ein Lärm. Hoffte, dass er nur das halbe Haus geweckt hatte. Griff mit der Hand hinein, öffnete die Tür.
    Ging hoch zu Ballénius’ Tür. Klingelte. Nichts passierte. Der Kerl lag bestimmt im Bett und schlief.
    Klingelte noch mal. Stille. Kein Rasseln von irgendwelchen Türketten. Keiner, der da drinnen umherschlich.
    Klingelte zum dritten Mal. Lange.
    Nichts.
    Fuck auch – Ballénius schien nicht zu Hause zu sein.
    Mahmud wog ab: Vorteile kontra Nachteile. Er konnte versuchen einzubrechen. Sehen, ob er irgendwas fand, das ihn zu Jibril führen würde. Andererseits: Wenn Ballénius irgendwo in einer Kneipe saß und demnächst zurückkäme, würde er feststellen, dass seine Tür aufgebrochen war. Die Bullen rufen, die innerhalb von zwei Minuten da sein würden.
    Funktionierte nicht. Das Risiko, wieder reinzuwandern, war zu groß.
    Die nächste Idee besser. Der andere Strohmann schien sowieso nie zu Hause zu sein. Mahmud hatte das Haus anderthalb Tage lang beschattet. Sogar ein paar Knirpse angeheuert, die jede Stunde bei ihm klingeln sollten. Keine Reaktion.
    Genial. Er konnte es in Angriff nehmen. Bei Rantzell einsteigen. Ordentlich Hinweise absahnen.
    Zum ersten Mal, seitdem sie die Party gestürmt hatten, fühlte er sich okay. Der König Bernadotte wieder im Rennen. Der neue Liebling der Jugos würde schon bald auf der Bildfläche erscheinen. Er bestellte ein Taxi – die Sache war es wert, einen Teil seiner schwarz zusammengekratzten Kröten auszugeben. Ließ sich zurück nach Fittja fahren. Runter in den Keller. Sackte die Brechstange ein. Im selben Taxi zurück in die Elsa Brandströms gata. Chick-chack.
    Uhrzeit: halb fünf. Hell draußen. Menschenleer. Er drückte den Griff der Haustür runter. Offen. Schwein gehabt. Müssten sie hier im Vorort nicht viel mehr Angst vor Einbrüchen haben als in der Tegnérgata in der Innenstadt?
    Auf einer der Türen stand Rantzell auf ’nem Zettel. Mahmud linste durch den Briefschlitz. Konnte einen Flur erkennen. Sollte er klingeln? Nein, der Rest des Hauses könnte es hören. Die Nachbarn würden misstrauisch werden. Er nahm die Brechstange zur Hand. Fühlte mit den Fingern nach einer geeigneten Stelle, wo er sie ansetzen konnte. Die Tür bewegte sich. Sie war offen. Eigenartig.
    War Claes Rantzell etwa zu Hause? Schloss er die Tür nicht ab? Mahmud glitt in die Wohnung rein.
    Schloss die Tür zügig hinter sich. Drinnen: Gestank schlug ihm entgegen. Nach vergammeltem Fleisch. Scheiße. Fixerbudenausdünstungen. Er war kurz davor, sich zu übergeben. Zog den Pulli über die Nase. Versuchte, durch den Mund zu atmen. Wer hauste denn in so einem Siff?
    Hell genug in der Wohnung; er brauchte kein Licht zu machen. Er rief hallo. Keine Antwort.
    Im Flur: einige Paare ausgelatschte schwarze Schuhe und zwei Jacken. Werbung und Post auf dem Boden. Mahmud achtete darauf, nichts mit bloßen Fingern zu berühren. Rechts war die Küche, geradeaus das Wohnzimmer, links das Schlafzimmer.
    Zuerst die Küche: ungespülte Teller und Besteck, die Spüle braun von eingefressenem Dreck. Ein Paket Jozosalz neben einem leeren Tetrapack Milch. Der Küchentisch mit Plastiktüten, Raviolidosen, Bierflaschen und Gläsern vollgestellt. Auf dem

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