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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Kellerabteil nebenan. Er dachte: Rantzell hatte einen alten Trick angewendet – sich das leere Kellerabteil von jemand anderem unter den Nagel gerissen. Mahmud ging rein. Eine Menge Tüten auf dem Boden. Verdammt auch. Er schaute in eine rein: Papiere. Eine Menge Zahlen, Firmennamen, Briefe vom Finanzamt. Hatte keine Lust, länger darin rumzuwühlen. Könnten die Sachen wertvoll sein? Er packte es nicht, darüber nachzudenken. Griff sich zwei Tüten. Machte sich wieder auf den Weg nach oben. Raus.
    Die Morgensonne warf ein angenehmes Licht auf die Straße.
    Mahmud dachte: Vielleicht bin ich wieder im Rennen.
     
    Montagmorgen. Die Uhr seines Handys zeigte ein Uhr an. Soft, er hatte sechs Stunden geschlafen. Dann fiel ihm ein, wie sie seinen Vater behandelt hatten. Und dass Papa ihn den gesamten Vormittag lang nicht geweckt hatte. Ein Engel, wie immer.
    Er dachte zurück an die vergangene Nacht, die Erinnerung halb verblasst. Was hatte er aufgetan? Ein paar Tüten mit einer Menge Papierkram. Glückwunsch Hänfling. Was für eine Scheiße.
    Beshar saß in der Küche. Seinen gewöhnlichen Kaffee aus dem Nahen Osten vor sich mit fünf Stückchen Zucker drin. Trüb wie eine Lehmpfütze. Große dunkle Augen. Auf Arabisch: »Wie hast du geschlafen?«
    Mahmud umarmte ihn.
    »Abu, wie hast
du
geschlafen? Es wird alles gut. Keiner wird uns was antun. Ich versprech es. Wo ist Jivan?«
    Beshar klopfte auf den Tisch. »Sie ist in der Schule. Inschallah.«
    Mahmud nahm eine Packung Saft aus dem Kühlschrank. Fertig eingelegtes Hühnchenfilet.
    Papa lächelte: »Ich weiß ja, dass du trainierst, aber ist das wirklich ein geeignetes Frühstück?«
    Mahmud grinste zurück. Sein Vater würde nie verstehen, was es bedeutete, ernsthaft Muskelaufbau zu betreiben. Proteinreiche Kost ohne einen Hauch von Fett existierte in seiner Welt nicht.
    Sie saßen schweigend da.
    Sonnenstrahlen erhellten den Küchentisch.
    Mahmud überlegte, was aus seinem Vater hätte werden können, wenn sie im Irak geblieben wären. Ein einflussreicher Mann.
    Dann: Es klingelte an der Tür.
    Mahmud sah die Panik in Papas Augen.
    Der ganze Körper in Aufruhr. Mahmud ging ins Schlafzimmer. Nahm einen alten Baseballschläger zur Hand. Den Schlagring in der Tasche.
    Sah durch den Spion. Ein dunkelhäutiger Typ, den er nicht kannte. Es klingelte noch mal.
    Papa stellte sich hinter Mahmud. Bevor er öffnete, sagte er zu Beshar: »Abu, bist du so nett und gehst in die Küche.«
    Bereit zu allem. Die geringste Andeutung von dem Typen da draußen, und er würde ihm den Schädel einschlagen wie einem hartgekochten Ei.
    Er öffnete die Tür.
    Der Kerl streckte die Hand vor. »Salam aleikum.«
    Mahmud verstand nicht.
    »Erkennst du mich nicht wieder? Wir gingen in dieselbe Schule. Wisam Jibril. Ich hab gehört, dass du nach mir suchst.«
    Beshar lachte im Hintergrund.
    »Wisam, lange nicht gesehen. Willkommen!«

20
    Heute fühlte Niklas sich während seiner Joggingrunde sicherer. Er hatte sich zwei Paar Schienbeinschützer gekauft, eigentlich für Fußballspieler. Hatte sie um die Unterschenkel geschnallt. Die Gefahr eines Rattenbisses gemindert.
    Er dachte an seine Albträume. Dachte an Claes, der tot war. An seine Mutter.
    Er musste an seinen Besuch in der Psychiatrischen Ambulanz für Erwachsene in Skärholmen denken. Mama hatte ihn gezwungen.
    »Du klagst die ganze Zeit darüber, wie schlecht du schläfst, und du hast massenhaft Albträume«, sagte sie mit anklagender Stimme. »Wäre es nicht besser, du würdest dir Hilfe holen?«
    Sie lag ihm weiter in den Ohren, obwohl Niklas ihr nicht einmal erzählt hatte, wovon seine Träume eigentlich handelten. Er brauchte diese Art von Hilfe nicht, das war nicht sein Ding – aber nichtsdestotrotz benötigte er Schlaftabletten. Die Nächte waren scheiße. Vielleicht sollte er doch Mamas Rat befolgen.
    Er ging mitten am Tag in die offene Sprechstunde des psychiatrischen Dienstes. Vermutete, dass zu der Zeit am wenigsten los sein würde, am wenigsten Andrang. Denkste – das Wartezimmer war voll. Ein weiteres Indiz dafür, dass mit diesem Land etwas nicht stimmte. Niklas hatte Lust, auf der Stelle wieder umzukehren. Er war kein schwacher Mensch, der auf andere angewiesen war. Er: eine Kriegsmaschine, jemand wie er ging einfach nicht zum Psychologen. Und dennoch blieb er. Hauptsächlich, um sobald wie möglich die Tabletten verschrieben zu bekommen. Aber auch, um sich Mamas Genörgel nicht länger anhören zu müssen.
    Der

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