Mach sie fertig
hervor. Von Ausflügen zum Albybad und zum Malmsee bei Södertälje, vom Musikfestival mit der Hilfsorganisation Karavanen, von Ramadanabenden in den Räumen der muslimischen Kulturvereinigung. Früher war alles besser. Bevor seine Frau, Mahmuds Mutter, gestorben war. Wisams Eltern waren zurück in ihr Heimatland gegangen. »Vielleicht sollten wir es alle tun«, meinte Beshar.
Wisam nickte. Wahrscheinlich aus Höflichkeit Mahmuds Vater gegenüber. Mahmud konnte sich an nichts erinnern. Aber das war okay – so kam er drum herum, sich auszudenken, was er Wisam sagen sollte.
Nach zwanzig Minuten sagte Mahmud: »Abu, ist es okay, wenn du uns ’ne Weile allein lässt? Ich muss mit Wisam ’n bisschen übers Business reden.«
Sein Vater bedeutete ihm, sich noch ein wenig zu gedulden. Blieb weitere fünf Minuten bei ihnen sitzen. Redete munter weiter.
Als sein Vater vor dem Fernseher im Wohnzimmer saß, schloss Mahmud die Tür.
»Dein Vater ist wirklich unübertrefflich.«
»Stimmt. Wir sind immerhin nur ’ne kleine Familie.«
»Wie geht’s deinen Schwestern?«
»Jamila und Jivan geht’s gut. Jamilas Typ ist gerade aus dem Knast gekommen. Er ist ein Schwein.«
»Warum?«
»Er schlägt sie.«
»Verdammt, manche sind so drauf. Müssen es geradezu tun. Aber du weißt auch, was im Knast mit Leuten wie ihm passiert.«
»Ich weiß, hab ja auch gesessen.«
»Ich weiß. Wie lange warst du drin? Und was war’s noch mal, was du nicht verbrochen hast?«
Mahmud lachte los.
»’n halbes Jahr. Und ich hab keine Testosteronampullen verkauft. Aber bei ’nem Asy reicht es aus, wenn er breite Schultern hat, um für so was verurteilt zu werden.«
Wisam grinste zurück. Einige Sekunden Schweigen. Mahmud beäugte Wisams Uhr: eine Breitling.
»Es muss zehn Jahre her sein, dass wir auf dieselbe Penne gegangen sind, oder? Wovon lebst du denn eigentlich?«
»Das Leben ist so verdammt schön, dass ich immer den Geschmack davon im Mund hab, verstehst du? Ich betreib ’n Business, wie ich’s deinem Vater gesagt hab. Bin so was wie ’n Risikokapitalist. Meine Gelder gehen ’n gewisses Risiko ein, aber es kann auch ’ne Menge Kapitel dabei rausspringen.« Er lachte über seinen eigenen Witz.
Mahmud lachte mit. Spielte den Netten. Wollte eine Vertrauensbasis zum W-Kumpel aufbauen.
Wisam unterbrach sich mitten im Lachen: »Aber mein Geld ist für ’nen guten Zweck bestimmt. Ich vermach es dem Kampf.«
»Dem Kampf?«
»Yes, fünfundzwanzig Prozent sind für den Kampf bestimmt. Wir Brüder müssen begreifen, was diese verdammten Kontinente, Europa und die USA , mit uns machen. Sie wollen uns hier nicht haben, sie wollen nicht, dass wir so leben, wie wir es wollen. Sie wollen keinen moralischen Lehren folgen. Eigentlich, wenn man genauer nachdenkt, benehmen sie sich genau wie die Abtrünnigen, die sie auch sind. Wie kann es sein, dass du nichts über den Kampf weißt? Auf welchem Planet hast du denn die letzten Jahre gelebt?«
»Albyplanet.«
»Die Zionisten, die USA , Großbritannien, alle sind sie eingeschworene Feinde von uns Brüdern. Und weißt du, sie haben es auch auf mich persönlich abgesehen. Die Serben. Weißt du, was sie mit Leuten wie uns in Bosnien gemacht haben? Sie sind schlimmer als Juden.«
War der Typ hohl im Kopf, oder was? Machte er Witze? Wisam hörte sich ja schlimmer an als ’n verdammter Osama bin Laden. Mahmud hatte keine Lust, die Diskussion zu vertiefen.
Wisam legte richtig los: USA , der verdammte Satan. Die Demütigung der muslimischen Brüder. Die Verachtung aller Rechtgläubigen durch die westliche Welt.
Mahmud wusste nicht so recht, was er jetzt tun sollte. Sollte er geradewegs Stefanovic anrufen? Aber er wollte auf keinen Fall Ärger in der Wohnung haben, wenn Papa zu Hause war. Vielleicht war es besser, so viele Informationen wie möglich aus Wisam herauszupressen, zum Beispiel, wo man ihn später antreffen konnte. Plus einem verabredeten Treffen an einem geeigneten Ort, zur Sicherheit.
Er redete ihm nach dem Mund: »Der Kampf ist wichtig. Die Kreuzfahrer und die Zionisten erniedrigen unsere ganze Welt.«
Wisam nickte.
Mahmud wechselte das Thema. »’ne andere Sache, ich hab von deinen Geschäften gehört. Deshalb wollte ich dich auch treffen. Ich hab da ’ne Idee, die ich mit dir bequatschen wollte. Vielleicht gefällt sie dir. Vielleicht willst du sie ja sogar unterstützen.«
»Shit, Mann. Du musst ja ganz heiß auf ’ne Finanzierung sein. Ich hab von ungefähr fünf
Weitere Kostenlose Bücher