Machen Sie den positiven Unterschied
worden. Doch in diesem Moment half das alles nichts. Michael war stinksauer und ging wütend aus der Halle.
Vier Tage später hatten wir ein Heimspiel. Eine Minute vor Spielbeginn passierte etwas, das ich nicht glauben konnte. Michael kam in die Halle, setzte sich auf die Tribüne und feuerte seine Mitspieler an (auf der Spielerbank darf ein Spieler bei Suspendierung nicht Platz nehmen). Nach dem Spiel gratulierte er allen Mitspielern zum Sieg. In diesem Moment wusste ich: Michael hat seine Lektion gelernt und weiß jetzt auch, was Integrität ist.
Von diesem Tag an gab es in unserer Zusammenarbeit nie mehr auch nur das kleinste Problem. Ganz im Gegenteil: Ich konnte mich auf Michael immer hundertprozentig verlassen – und er sich auf mich ebenso. In den folgenden Jahren war er immer ein Anführer im Team und auch Kapitän – und heute sind wir Freunde.
Hätte ich damals nicht die harte Entscheidung getroffen, ihn zu suspendieren, wäre ich mir selbst nicht treu geblieben. Damit hätte ich mir und meinem Ruf geschadet, meine Glaubwürdigkeit bei der Mannschaft aufs Spiel gesetzt und Michael eine völlig falsche Botschaft fürs Leben mitgegeben.
Apropos Glaubwürdigkeit: Gibt es die überhaupt in Ihrem Unternehmen? Im Sport scheint davon nicht mehr viel übrig zu sein. Wir sehen das fast täglich in der Fußball-Bundesliga. Heute noch stellt sich der Manager einer auf Talfahrt befindlichen Mannschaft vor laufende Fernsehkameras und sagt: «Wir stehen voll hinter unserem Trainer.» Am nächsten Tag ist dieser Trainer bereits gefeuert. Der Manager hat sich über Nacht wohl verlaufen und stand am nächsten Morgen deutlich über dem Trainer. Ich finde es lächerlich, wie schnell Trainer im Sport entlassen werden.
Viele dieser halbseidenen Manager haben doch keine Ahnung, wie lange der gesunde Teambildungsprozess dauert, bis jedes Teammitglied seine Rolle, seine Funktion und Aufgabe im Team verstanden hat und zur Zufriedenheit aller umsetzen kann.
Hallo, liebe Manager: Ein solcher Prozess dauert länger als fünf Bundesligapartien. Ich hatte Teams, bei denen habe ich fast acht Monate dafür gebraucht.
Vor allem aber bringen sich die Vereine mit diesen ständigen Trainerentlassungen selbst in einen Teufelskreis. Wie lautet denn die Botschaft für die Spieler? Ganz einfach: «Der Trainer ist das schwächste Glied, und wenn etwas nicht passt, ist er der Erste, der gehen muss.»
Glauben Sie, dass Spieler da noch versuchen, sich mit aller Kraft und eisernem Willen gegen Widerstände durchzusetzen, bereit sind, sich unterzuordnen, in ein Teamsystem einzufügen und das zu machen, was der Trainer sagt, auch wenn es ihnen persönlich mal nicht passt? Jeder Profisportler weiß, dass es viel einfacher ist, das eigene Ego zu entwickeln, sich beim Manager über den bösen Trainer zu beschweren und so lange suboptimale Leistungen zu bringen, bis ein anderes Trainergesicht vor ihm steht, das ihm vielleicht besser gefällt.
Tut mir leid, aber so ist es! Wenn wir die Konsequenzen aller Trainerentlassungen in der Fußball-Bundesliga analysieren, finden wir heraus, dass sich langfristig nur selten etwas verändert hat.
Als Cheftrainer der Basketball-Bundesliga geriet ich selbst einmal in eine solche Situation, die mit meiner Entlassung endete. In schwierigen Phasen erkennen Sie sofort die Spieler, die sich selbst treu bleiben und ihre Leistung bringen, auch wenn Dinge nicht so laufen, wie sie es sich wünschen. In meinem damaligen Team waren es genau drei Spieler, die sich von der aktuellen Negativstimmung nicht anstecken ließen, sondern einfach täglich ihre beste Leistung abriefen. Einer von ihnen ist Christopher McNaughton, der immer noch in der Bundesliga spielt. Die beiden anderen, Felix Sauer und George Stanka, sind heute ebenfalls höchst erfolgreich in ihrem beruflichen und privaten Leben.
Ich möchte mich damit nicht rausreden. Natürlich habe ich damals als Cheftrainer einige Fehler gemacht. Doch integre Menschen erkennt man daran, dass sie mit einem durch dick und dünn gehen.
Meine feste Überzeugung:
Wer sich selbst treu bleibt, wird sich auf lange Sicht immer durchsetzen.
Genauso gilt: einmal sich selbst untreu, immer sich selbst untreu.
Was ich sehe
In meinen Vorträgen benutze ich häufig die folgenden zwei Sätze:
Menschen glauben Ihnen im Zweifelsfall immer das, was Sie vorleben, und nicht das, was Sie sagen.
und
Was Sie tun, spricht so laut zu mir, dass ich nicht mehr höre, was Sie sagen.
Zusammengefasst
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