Machen Sie den positiven Unterschied
Chef in dieser schwierigen Situation auf uns angewiesen war. Nicht wir auf ihn. Die Wut unseres Chefs konnte nichts mehr bewirken. Der disziplinlose Arbeitsstil war schon viel zu automatisiert. Er hätte praktisch das gesamte Personal auswechseln müssen. Unser Arbeitsplatz war zu einer Party-Location verkommen, in der man sich mit guten Freunden trifft, um Spaß zu haben. Aber nicht, um zu arbeiten.
Ich hörte kurze Zeit später auf, in diesem Lokal zu arbeiten, weil ich umgezogen bin. Von Freunden habe ich erfahren, dass der Besitzer drei Jahre später das Restaurant verkaufen musste. Er war pleite.
Ein übertriebenes Beispiel?
Überhaupt nicht!
Es ist traurige Normalität.
Disziplinlosigkeiten müssen Sie im Keim ersticken, bevor Sie sich unter Ihrer Belegschaft wie eine unheilbare Seuche ausbreiten. Sie können eine kleine Disziplinlosigkeit mit aller Konsequenz ahnden, aber Sie werden nie eine Seuche unter Kontrolle bekommen.
Sie kennen den Spruch:
Wehret den Anfängen!
Auch ich habe den gleichen Fehler einmal als Trainer begangen. In einer Saison hatten wir ein unglaublich gutes Team mit viel Talent und dem Anspruch, die deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Alle zogen an einem Strang und hielten zusammen. Gegen Ende der Saison kam ein «Superstar» zum Team hinzu, dessen individuelles Können deutlich besser war als das der anderen Spieler.
Dieser Superstar sollte uns helfen, die deutsche Meisterschaft zu gewinnen.
In dem Moment, in dem Sie ein neues Mitglied in Ihrem Team haben, verändert sich von einer Minute auf die nächste die ganze Atmosphäre! Sie kennen das. Der Superstar wollte zeigen, wie toll er ist, und tat dies mit kleinen, unauffälligen Extravaganzen und Verhaltensweisen, die andere Spieler sich nicht erlaubten.
Wir hatten zum Beispiel im Training feste Trinkpausen, in denen alle Spieler etwas trinken mussten. Der Körper braucht Flüssigkeit, und viele Menschen können ihren Flüssigkeitsverlust nicht realistisch einschätzen. Wenn der Körper dann nicht richtig versorgt wird, wirkt dies leistungshemmend. Unser Superstar hat sich geweigert zu trinken und in dieser Zeit spielerische Blödeleien mit dem Ball gemacht. Ich Idiot bin in dieser Situation nicht eingeschritten. Ich war mir sicher, dass wir als Team gefestigt genug waren, dass uns so etwas nicht beeinflussen würde. Von wegen: Alle Spieler beobachteten genau, was unser Superstar da trieb.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Es war keine offensichtliche Disziplinlosigkeit. Der Superstar hat mir genauso gut zugehört wie alle anderen auch. Es waren die kleinen, unscheinbaren, oft gar nicht so leicht zu erkennenden Dinge. Die sind besonders gefährlich!
Am nächsten Tag zog sich unser Superstar nicht wie alle anderen vor dem Training in der Umkleide um, sondern in der Halle.
Bei der Fahrt zum nächsten Auswärtsspiel saß er mit nacktem Oberkörper im Bus meines Assistenztrainers.
Ich bin nie eingeschritten. Und es kam, wie es kommen musste. Als es um die deutsche Meisterschaft ging, konnte der Spieler seine Leistung nicht abrufen und wir gingen als Team gemeinsam den Bach runter. Schließlich hatte ich genug und musste den Superstar aus dem Spiel nehmen, doch der Rest der Mannschaft war auf einmal auch nicht mehr in der Lage, so zu spielen, wie er noch vier Wochen zuvor gespielt hatte. Die kleinen Disziplinlosigkeiten und Unkonzentriertheiten hatten ihren Tribut gefordert.
Eine Woche später habe ich erfahren, dass sich der Superstar nach dem Spiel auch noch lauthals in der Umkleide beschwert hatte. Er machte alle anderen für das schlechte Spiel und die Niederlage verantwortlich. Nur über sich selbst dachte er nicht nach. Raten Sie mal, über wen er sich am meisten aufgeregt hat: richtig, über mich!
Ich weiß genau, dass das nicht der einzige Grund war, warum wir in dieser Saison unser Ziel «deutsche Meisterschaft» verfehlt haben. Es gab tausend andere. Aber es war ein Grund.
Ein wichtiger!
Raten Sie mal, wem ich nach der Saison die meisten Vorwürfe gemacht habe?
Mir selbst!
Weil ich derjenige war, der diese kleinen Disziplinlosigkeiten nicht im Keim erstickte, sondern zugelassen hatte, dass daraus eine Krankheit werden konnte, die sich auf das ganze Team übertrug.
In der Hitze des sportlichen Wettkampfs heilt kein Trainer eine Krankheit, von der das komplette Team befallen ist. Dann ist es zu spät!
Es war mein Fehler, weil ich nicht knallhart die nötige Disziplin eingefordert hatte.
Eben habe ich Ihnen ein Negativbeispiel aus
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