Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
verstehen, belohnt uns das Gehirn mit einem kleinen Ausstoß der
Freude und Zufriedenheit spendenden Botenstoffe aus der Gruppe der Endorphine.
Wenn allerdings gar keine Emotionen mit der Lernsituation verbunden sind, wenn wir gelangweilt irgendwelche Vokabeln, Formeln
oder Regeln schematisch »pauken«, fehlen dem Gehirn die belebenden Botenstoffcocktails der Emotionen. Isolierte Fakten ohne
weitreichende Vernetzung mit anderen Wissensinhalten und erst recht ohne Zusammenhang mit bedeutsamen persönlichen Erfahrungen
werden schlecht abgespeichert und damit auch schnell wieder vergessen.
Lernen ist also einerseits an ein einwandfreies biologisches Funktionieren des Nervensystems gebunden und andererseits durch
die Botenstoffe der Emotionen stark zu beeinflussen. Schauen wir uns die vier Schritte des Lernens nun genauer an – wohl wissend,
dass in jeder Sekunde Millionen davon parallel ablaufen. Sehen wir, welche »technischen« Voraussetzungen dafür nötig sind
und wie wir die Arbeit des Gehirns durch unser Verhalten unterstützen können, damit das Lernen leichter, angenehmer und dauerhafter
wird.
1. Schritt des Lernens: Informationsaufnahme durch Wahrnehmung
Die Organe der Informationsaufnahme sind unsere Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Raumlagesinn, Temperatur-
und Schmerzwahrnehmung. Wie ein Radar sind sie die meiste Zeit des Tages auf Dauerbeobachtung eingestellt. Ein kontinuierlicher
Informationsstrom gelangt in das Gehirn. Doch natürlich wird nicht alles davon im Gedächtnis behalten, sondern nur das, was
die Verwaltungsstationen im limbischen System für wichtig halten und |39| deshalb mit einem emotionalen Etikett versehen. Besonders wichtig sind dem Gehirn neue, unbekannte Informationen. Sie locken
das Stresshormon Noradrenalin hervor. Das macht unsicher, ein wenig angespannt und trotzdem sehr aufmerksam und neugierig:
Was war das? Wir schauen auf, schnuppern einem ungewöhnlichen Duft nach, hören genauer auf das Knacken in der Ecke. Etwas
war wichtig genug, um Zutritt zu unserem Bewusstsein zu erhalten. Dieses kurze Aufscheinen der Information in Form aktiv feuernder
Nervenzellnetze heißt Blitzlichtgedächtnis oder Ultrakurzzeitgedächtnis. Es handelt sich nicht um eine Speicherung, sondern
die Aktivität des gerade angesprungenen Nervennetzes wird nur kurz in der Schwebe gehalten, bis erkannt wird, dass die neue
Information, hier das Geräusch, unbedeutend ist und so gründlich vergessen werden kann, als wäre es nie aufgetreten. Ist jedoch
genügend Netzpower durch Resonanz mit vorhandenen Netzen entstanden, beginnt der zweite Schritt, die Weiterverarbeitung im
Arbeitsspeicher (Kurzzeitgedächtnis).
Gute Voraussetzungen für die Informationsaufnahme
Es hört sich zwar ein wenig technisch an, doch gibt es tatsächlich einige medizinische und physikalische Bedingungen, unter
denen die Informationsaufnahme optimal funktioniert.
Gesunde Sinnesorgane
Schwerhörig und kurzsichtig bekommen wir nur einen Bruchteil an möglichen Informationen mit. Gute Seh- und Hörfähigkeit sind
deshalb für das Lernen die Grundvoraussetzung, die bei Bedarf durch medizinische Behandlung und Kompensationsmaßnahmen so
gut wie irgend möglich wiederhergestellt werden sollte. Das gilt nicht nur für Erstklässler, die vor Schulantritt untersucht
werden, sondern ganz besonders für ältere Lernende, die sich oft ihrer nachlassenden Sinnesfähigkeiten nicht bewusst sind
und sich dann wundern, warum sie Lesen oder Zuhören so anstrengt.
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Präsentation der Informationen
Nicht zu unterschätzen ist auch die rein »technische« Darbietung des Lernstoffes. Damit die Sinnesorgane überhaupt anspringen, müssen die Informationen laut
genug, deutlich genug, lang genug und oft genug wahrzunehmen sein. Sonst erzeugen sie nur eine unterschwellige Aktivierung,
die sofort wieder zusammenbricht. Bei Reizüberflutung wiederum schaltet das Gehirn sofort ab, da es mit der Informationsverarbeitung
sowie-so nicht nachkommen kann. Immer gleichbleibende monotone Reize (typisch: einschläfernde Stimme eines Vortragenden) erzeugen
Langeweile und Müdigkeit. Das Gehirn sucht sich entweder interessantere Inhalte (Zeitung lesen) oder geht in den Energiesparmodus
(dösen).
Der größte Stimulus für unsere Sinne ist Veränderung: Wenn wir jemanden auf uns aufmerksam machen wollen, winken wir mit der
Hand und rufen laut ein komisches »huhu«. Wir
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