Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
hat.
Der Verarbeitungsmodus der Intuition ist dem Verstand in seiner Kapazität haushoch überlegen. Er kann riesige Datenmengen
gleichzeitig auswerten. Viele Gehirnzentren sind dabei parallel aktiv. Zum Teil überlappen sie sich, zum Teil unterstützen
oder blockieren sie sich. Aktivitätsintensitäten in bestimmten Netzbereichen schaukeln sich so lange hoch, bis ein Muster
klar dominiert. Doch aus Kapazitätsgründen findet davon das meiste außerhalb des Bewusstseins statt.
Der intuitive Verarbeitungsprozess kann nur Informationen berücksichtigen, die in einem Gehirn bereits vorhanden sind, entweder
weil sie genetisch vorgegeben sind (»Süßes ist nahrhaft!«), schon lange gespeichert sind (»Schokolade macht gute Laune!«)
oder ganz frisch aufgenommen wurden, vielleicht sogar ohne dass man es bewusst bemerkt hat (»Da habe ich doch gerade irgendwo
Schokolade gesehen!«). Alle drei Informationen dieses gängigen Beispiels legen uns bei entsprechender aktueller Bedürfnislage
die Entscheidung nahe: Greif zu! Es sei denn, die Vernunft spricht mit Blick auf die Waage dagegen.
Dass wir unendlich viel mehr Informationen aufnehmen und verarbeiten, als unser recht begrenztes Bewusstsein mitbekommt, ist
der Grund dafür, dass uns die Ergebnisse der intuitiven Entscheidung manchmal als »fremd«, wie von »außen eingegeben« erscheinen.
Doch seien Sie beruhigt. Es sind alles Ihre eigenen Inhalte, die Ihr Gehirn da verarbeitet hat. Seien Sie ihm lieber dankbar
dafür, dass es so aufmerksam, umsichtig und wach ist! Es meint es ja nur gut mit Ihnen. Im Folgenden finden Sie dafür einige
Beispiele.
|77| Unbewusstes Expertentum – eine Domäne der Intuition
Wenn wir ein Verhalten so gut geübt haben, dass es »sitzt«, wird es aus dem Bewusstsein in den energiesparenden Automatikmodus
abgesenkt. Ohne genau zu wissen, wie wir es tun, können wir heute gehen, mit Messer und Gabel essen, Autofahren, Tennis oder
Klavier spielen. Je weniger wir versuchen, das Verhaltensmuster bewusst zu beeinflussen, desto leichter und besser gelingt
es uns. Die Intuition trifft fortlaufend alle notwendigen Entscheidungen.
Besonders geeignet ist dieser effektive Verarbeitungsmodus in Notsituationen und unter Zeitdruck. Die Forscher sind geradezu
begeistert von seinen erstaunlichen Leistungen. Hohe Stresshormonkonzentrationen bündeln für kurze Zeit Konzentration und
Aufmerksamkeit. Das Gehirn sucht automatisch nach den wenigen Hinweisen, die jetzt besonders wichtig sind. Beispielsweise
weiß ein erfahrener Feuerwehrmann ungefähr innerhalb einer halben Sekunde, ob die brennende Treppe seine Leute noch trägt.
Im Nachhinein gefragt, kommt er darauf, dass sein Gehirn das Geräusch des brennenden Holzes automatisch analysiert hat. Ein
bestimmtes Knacken bedeutet: Besser nicht hochgehen. Was an anderen Erwägungen parallel dazu abläuft, bleibt auch ihm unbewusst.
Die Zeit hätte niemals gereicht, hätte er sich allen Aspekten bewusst angenommen. Und noch eines wird seine Intuition als
wichtige Information berücksichtigt haben: die Maxime aller Feuerwehrleute: Der Schutz der Mannschaft steht immer an erster
Stelle. Grundlegende Werte, Einstellungen, Lebenskonzepte oder langfristige Ziele haben ein großes Gewicht bei der unbewussten
Ausrichtung von Entscheidungen. Deshalb werden wir uns später damit noch einmal beschäftigen.
Voraussetzung für das unbewusste Expertentum ist jedoch lange Erfahrung und gutes Training. Wer als Greenhorn versucht, auf
diese Weise unter Zeitdruck zu entscheiden, wird sehr wahrscheinlich genau das Falsche tun.
Unbewusstes Expertentum durch Intuition tritt noch in einer anderen Fähigkeit zutage. Wir können Gesichtsausdrücke und Körpersprache |78| unmittelbar verstehen und haben damit ein gutes Gespür für die Stimmung und die Vertrauenswürdigkeit anderer Menschen. In
unserem Gehirn haben wir spezialisierte Zellen dafür. Im Kapitel »Teamfähigkeit« gibt es dazu Genaueres zu lesen.
Bauchgefühle: Die Sprache der Intuition
»Aus dem Bauch heraus« ist eine Redewendung, mit der man intuitive Entscheidungen begründet. Das Bauchgefühl hat in der letzten
Zeit eine beachtliche Medienkarriere hingelegt und wird einem zweiten Gehirn, dem »Bauchhirn«, zugesprochen, das dem Kopfhirn
ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen sein soll. Es soll denken und fühlen, steuern und unsere körperliche wie psychische Gesundheit
beeinflussen. Das stimmt alles, und
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