Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
kaufe ich, rufe ich den Kunden
sofort an, ziehe ich mit dem Partner zusammen? Der Existenzialist und Literaturnobelpreisträger Albert Camus sagte: »Das Leben
ist die Summe aller Entscheidungen.« Es sind täglich circa 10 000 Entscheidungen, also Situationen, in denen wir bewusst oder
unbewusst eine Wahl treffen. Für hundertprozentig richtige Entscheidungen gibt es kein Patentrezept, wissen die Hirnforscher.
Doch haben sie inzwischen wichtige Hinweise erarbeitet, die unsere Entscheidungsfreude steigern und die Ergebnisse verbessern.
Warum Entscheidungsfreude heute so wichtig ist
Mehr denn je müssen wir unser Leben selbst in die Hand nehmen und gestalten und Verantwortung übernehmen. Wir sind so frei,
selbst entscheiden zu dürfen. Soweit die Entscheidungen das eigene Leben betreffen, sind sie nur für privates Glück oder Unglück
verantwortlich. Im Berufsleben ziehen sie schon weitaus größere Kreise. Führungskräfte in Wirtschaft und Politik werden dafür
bezahlt, Entscheidungen zu treffen und damit weitreichende Verantwortung für Menschen, Konzerne und Staaten zu übernehmen.
Manche Menschen können sich rasch und sicher entscheiden, andere |70| quälen sich und kommen nicht vom Fleck, wieder andere entscheiden spontan nach Lust und Laune und bereuen es schon kurz danach
wieder.
Was aber macht das Entscheiden heute so schwer? Ganz sicher sind es die vielen Möglichkeiten, die uns zur Auswahl stehen.
Psychologische Experimente beweisen: Wir fühlen uns zwar von einer großen Auswahl an Möglichkeiten angezogen, aber leichter
und schneller und besser entscheiden wir, wenn nur wenige Optionen zur Auswahl stehen.
Hinzu kommt erschwerend, dass wir uns bei vielen Entscheidungen nicht auf konkrete Vorerfahrungen verlassen können, weder
auf eigene noch auf gesellschaftliche. Es gibt nun einmal für die meisten Zukunftsfragen keinen eindeutigen Rat, weil niemand
vorhersagen kann, was genau auf ihn zukommt.
Fest steht: Gute Entscheidungen werden am besten nicht nur mit dem scharfen Verstand getroffen, indem man das Für und Wider
nach logischen Gesichtspunkten abwägt, sondern – so die Forschung – beziehen unbewusst ablaufende emotionale Bewertungen mit
ein. Menschen, die sich so verhalten, dass es zu ihnen, ihren Vorlieben, ihren Werten und ihrer Persönlichkeit passt, sind
nicht nur langfristig zufriedener und glücklicher, sondern auch gegen psychische Störungen wie Angsterkrankungen, Zwänge und
Depressionen geschützt. Schon in den 1970er Jahren konnten Medizinsoziologen zeigen, dass Entscheidungsspielräume Menschen
gesund halten, auch wenn sie viel Belastung und Verantwortung zu tragen haben.
Alle Zukunftstugenden profitieren deshalb von richtigen und guten Entscheidungen. Wenn Sie mit Leib und Seele, mit Gefühl
und Verstand bei der Sache sind, steigen Überzeugungsfähigkeit, Motivation, Durchsetzungskraft, Kreativität, Lernfähigkeit
und sogar die Belastbarkeit. Jeder hat es schon einmal erlebt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Eine gute Entscheidung
ist wie ein Startschuss – befreiend und beflügelnd. Deshalb spreche ich von Entscheidungsfreude.
|71| In diesem Kapitel soll es daher darum gehen, wie Gefühle und Verstand bei Entscheidungen produktiv zusammenarbeiten. Stellen
Sie sich der Zukunft mit Vorfreude, Mut und Entschlossenheit. Denn sie ist herrlich spannend, abenteuerlich und verlockend.
Was ist Entscheidungsfähigkeit?
Ich kann mich nicht entscheiden, klagen viele Menschen heute. Doch, natürlich können sie sich entscheiden. In jeder Millisekunde
Ihres Lebens werden Tausende Entscheidungen von Ihnen beziehungsweise Ihren Nervenzellen getroffen. Denn diese Zellen verarbeiten
Informationen und geben das Ergebnis an andere Zellen weiter.
Jede Entscheidung braucht als Erstes einen Input. Das jeweilige System bekommt eine neue Information. Diese wird verarbeitet,
das heißt bewertet, gewichtet und eingeordnet, und daraus ergibt sich eine neue Information, der Output, der eine Veränderung
erzeugt.
Auf der Ebene jeder einzelnen Nervenzelle muss entschieden werden, ob sie einen Impuls weitergibt oder nicht, ob sie feuert
oder stumm bleibt. Doch eine einzige Zelle fällt eine Entscheidung nicht alleine. Auch wenn ihr Ergebnis ein ganz klares Ja
oder Nein ist, sind Entscheidungen bereits auf Zellebene dynamische Prozesse. Eine Zelle feuert nicht, das heißt, sie leitet
ihr Signal nicht weiter, wenn sie nur von einer einzigen
Weitere Kostenlose Bücher