Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
Wir brauchen sie als Grundlage für Vorausberechnungen
und die Abschätzung von längerfristigen Konsequenzen. Ihre Verbindungen zum bewussten Verstand sind erst mit dem Ende der
Pubertät so weit ausgereift, dass tragfähige Entscheidungen möglich sind. Sie entwickeln sich noch das ganze Leben lang weiter.
Der US-Emotionsforscher António Damásio hat genau das mit seinem berühmten Patienten Elliot belegen können. Sein trauriges
Beispiel lehrt uns, dass der logische Verstand alleine uns nicht lebensfähig macht. Durch eine Erkrankung waren seine emotionalen
Zentren zerstört worden. Er war intelligent, ausgeglichen und hervorragend in der Lage, logische Schlussfolgerungen für die
unterschiedlichsten Lebenssituationen zu ziehen. Doch seine Entscheidungen führten nicht zum Erfolg. Sie passten nicht zu
ihm, nicht zu seinen Lebensumständen und zu seinen Mitmenschen. Es fehlten ihnen die Informationen aus dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis.
Wie entscheiden Sie? Ein einfaches Beispiel:
Welches Duschgel kaufe
ich?
Sie haben dabei ein Ziel klar vor Augen:
Möglichst häufig sauber
werden für möglichst wenig Geld
. Vielleicht noch ein Nebenziel:
Das Duschgel soll leicht zu besorgen sein
. Bei Stiftung Warentest gibt es alles auf einen Blick: lesen, vergleichen, Ergebnis finden.
Es
ist der 5-Liter-Kanister Duschgel aus dem Versandhandel für Krankenhausbedarf
. Viel Sauberkeit für sehr wenig Geld – schnell und
problemlos zu bestellen.
Aber am Ende nehmen Sie doch das teure von XY aus dem Drogeriemarkt, weil es so gut riecht, oder?
Heute betonen alle Hirnforscher einstimmig, dass gute, das heißt zu einer Person und einer Situation passende Entscheidungen,
die auch einige Zeit später noch als richtig bewertet werden, zum größten Teil intuitiv, das heißt auf unbewussten Gefühlen
beruhend, und nur zum kleineren Teil bewusst rational getroffen werden.
Das ist für viele ein Schlag ins Gesicht, denn unsere abendländische Geistesgeschichte hat (gestützt auf Platon, Kant und
Freud) das |75| Unbewusste und die Gefühle in die Rumpelkammer der Seele verbannt. Dort leben sie Verbotenes, Unmoralisches, Sexuelles und
Lustvolles aus. Ängste, Scham, Schmerz und Hoffnungslosigkeit werden hier versteckt. Gefühle und Unbewusstes – besser die
Finger davon lassen, denn sie sind für alle Katastrophen des Lebens verantwortlich. Frauen und Kindern werden sie in gewissem
Maße zugestanden – doch die nimmt man deswegen ja auch weniger ernst. Was zählt, ist allein logisches Denken, der Verstand,
das hoch entwickelte Bewusstsein – das ist ja schließlich das, was uns vom instinktgesteuerten Tier unterscheidet – so weit
die Vorurteile.
Heute sind wir, dank solider Forschungsergebnisse, bezüglich der Gefühle und unseres Unbewussten optimistischer. Um Sie noch
weiter zu beruhigen: Inzwischen liegen viele gute Studien über die wichtigen Entscheidungen von Managern, Ärzten, Militärs
und Rettungspersonal vor. An der Börse, bei Personaleinstellungen, im OP und sogar bei der Mondlandung verlassen sich die
Experten auf ihre Intuition – zu 80 Prozent! Denn sie hat eine Reihe an nützlichen und vorteilhaften Eigenschaften, und die
Frage ist nicht mehr, ob wir sie benutzen, sondern nur noch, wann und wie wir beide Arbeitsweisen unseres Gehirns zum Einsatz
bringen: die intuitive, unbewusste und die rationale, bewusste.
Was ist Intuition?
Intuition hat nichts mit Esoterik, Telepathie oder Psychokinese zu tun. Wir können damit weder die Lottozahlen vorhersagen,
noch mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen. Dennoch ist sie in unserem Leben unentbehrlich. Was bei flüchtigem Hinschauen aussieht,
als würde jemand einfach nur raten, ist eine fest im Gehirn verankerte Fähigkeit. Die Intuition (lateinisch
intueri
= betrachten, erwägen) beantwortet Fragen. Soll ich gehen oder bleiben? Kann ich Vertrauen zu jemandem haben? Sage ich die
Antwort, die mir in den Kopf |76| schießt, oder nehme ich den Telefonjoker? Dabei arbeitet sie überwiegend unbewusst und wertet zwei Informationsquellen aus:
rationale Fakten und emotionale Erfahrung. Diese beiden Datenquellen werden in einem gigantischen Rechenprozess mit den Informationen
über die aktuelle Entscheidungssituation abgeglichen und auf einen einzigen Befehl verdichtet: Mach es oder lass es! Denn
zu einem Zeitpunkt kann nur eine Handlung realisiert werden. Die Intuition wählt diejenige, die am meisten Aussicht auf Erfolg
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