Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
jeweils im Rahmen bekannter Möglichkeiten (also schon vorhandener Muster)
und es geht darum, aus vielen Optionen durch aufwändige Berechnungsprozesse die zu den Suchkriterien passende und beste herauszufiltern.
Im kreativen Informationsverarbeitungsprozess hingegen muss sich ein Sprung vollziehen. Es ist unumgänglich, dass im wahrsten
Sinne des Wortes »abwegige« Verbindungen geschaffen werden, also zum Teil weit entfernt voneinander liegende Nervenzellen
erstmalig miteinander verbunden werden, um ein neuronales Muster entstehen zu lassen, das es in diesem Gehirn so noch nicht
gab. Konkret bedeutet das eine Umstrukturierung bestehender neuronaler Netzwerke. Und genau von Umstrukturierung sprechen
auch die Kreativitätsforscher. Man muss eine Aufgabe ganz neu angehen und dazu bekannte Netzwerke verlassen, um eine neue
Konstellation aus Informationsteilen bilden zu können, die die bisherige Lücke schließt. Ein aufwändiger Prozess, der viel
an neuronaler Energie verlangt, da Verbindungen gelöst und neue geknüpft werden müssen. Auch emotional ist das eine aufregende
und anstrengende Sache, die manch einen Kreativen an den Rand der Verzweiflung bringen kann. Allerdings ist der Ausstoß an
beglückenden Endorphinen im Moment der kreativen Lösungsfindung, der sogenannten Einsicht oder Erleuchtung, äußerst beglückend
und lohnend. Archimedes sprang mit seinem weltberühmten »Heureka! Ich hab’s« energiegeladen und strahlend aus der Badewanne.
Der kreative Prozess vollzieht sich im Gehirn in vier Phasen, in denen sich bewusste rationale und unbewusste intuitive Verarbeitungsschritte
ergänzen.
1. Phase:
Vorbereitung (bewusst rational: kreative Aufgabe definieren, Ziel definieren, Material sammeln)
2. Phase:
Inkubation (überwiegend unbewusst intuitiv: über der Aufgabe brüten, sie »reifen« lassen)
3. Phase:
Einsicht (intuitiv: Lösung »offenbart« sich)
4. Phase:
Umsetzung (bewusst rational: Lösung wird überprüft und umgesetzt)
|109| Nicht immer laufen die vier Phasen geordnet nacheinander ab, sondern das Gehirn springt zwischen den einzelnen Arbeitsschritten
hin und her. Schauen wir uns genauer an, worin sie bestehen, wie sie gefördert, aber auch behindert werden können.
1. Phase des kreativen Prozesses: Vorbereitung
Die erste Phase ist eine Zeit ausführlicher Vorbereitung der kreativen Informationsverarbeitung. Das Gehirn braucht ein Problem,
eine Aufgabe oder eine Frage, die auf eine neue Art beantwortet werden soll, und einen präzisen Auftrag, in welche Richtung
die Suche gehen soll. Ohne diesen Startschuss, einfach nur so ins Blaue hinein, wird kein Gehirn kreativ. Im Alltag werden
diese Suchaufträge oft gar nicht bewusst wahrgenommen. Sie laufen nebenbei ab, und die kreativen Prozesse bei der Gestaltung
einer Partyeinladung, der Ablenkung eines quengelnden Kindes, der Rettung eines abgestürzten Computerprogramms oder einer
langweiligen Sitzung vollziehen sich automatisch. Wir gehen von einer unliebsamen Situation aus, haben eine ungefähre Vorstellung
im Kopf, wohin wir wollen, und freuen uns über eine gute Idee, mit der wir die Situation retten.
Komplexe Kreativaufgaben geht man am besten ganz systematisch an. Die Vorbereitungsphase des kreativen Prozesses besteht aus
drei Teilschritten.
Vorbereitung Schritt 1: Aufgabe identifizieren
Es sind oft die unzu friedenen, die missmutigen Personen, die sich an der Unvollkommenheit der Dinge stören und die benennen können, was verbesserungsbedürftig
ist. Binden Sie diese Kollegen oder Mitmenschen bewusst in die kreative Aufgabe mit ein und geben Sie ihnen die Rolle des
»Problemfinders«. Fragen Sie sich selbst auch immer wieder, was Ihnen an Ihrem Leben nicht gefällt, und Ihr Vorrat an Kreativaufgaben
wird nie aufgebraucht sein.
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Fragen zur Aufgabenfindung:
Was stört? Was nervt? Was belastet? Was ärgert? Was ist umständlich? Was ist unbequem? Was ist zu teuer? Was kostet immer
wieder Zeit? Was führt immer wieder zu Konflikten? Was ist zu wenig? Was ist zu viel? Negativ erlebte Situationen sind gute
Problemindikatoren.
Vorbereitung Schritt 2: Zieldefinition
Was soll unter welchen Rah menbedingungen erreicht werden? Je genauer das Ziel definiert ist, desto präziser kann das Gehirn bei der Bildung des neuen
Musters vorgehen. Dieser Schritt macht oft richtig Spaß. Man ist in einer Aufbruchstimmung, die Vorfreude auf das Ziel setzt
motivierendes und geistig
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