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Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft

Titel: Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schonert-Hirz
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doch man kann sie noch nicht richtig fassen.
     Die Gefahr, jetzt aufzugeben und die ganze Aufgabe hinzuwerfen, ist ziemlich groß. Denn man fühlt sich wie in einer Sackgasse.
     Doch jetzt gilt es durchzuhalten! Eine Pause oder eine Ablenkung verhelfen der Lösung oft ans Licht. Manche bahnbrechende
     Erfindung oder Entdeckung braucht jedoch auch eine jahrelange Inkubationsphase, in der das Problem wieder und wieder durchdacht
     wird. Jeder Misserfolg sollte den Betreffenden geradezu anstacheln weiterzumachen. Von Einstein wird berichtet, |113| dass auch er mehrere Jahre über seiner Fragestellung brütete, bis er seine Relativitätstheorie formulieren konnte. Allein
     das Wissen um die Notwendigkeit und das Wesen dieser anstrengenden Phase kann den kreativen Brüter bei der Stange halten.
    Was geschieht im Gehirn während der Inkubationsphase? Alles! Bewusste und unbewusste Prozesse wechseln sich ab. Mal denkt
     man bewusst über die Aufgabe nach, mal arbeitet unbewusst die Suchmaschine der Intuition. Besonders aktiv ist das Stirnhirn,
     wie man in Ableitungen der elektrischen Aktivität von der Schädeloberfläche (EEG = Elektroenzephalogramm) gut sehen kann.
     Im Stirnhirn finden die Denkprozesse statt, in denen die vorhandenen Informationen verknüpft werden, um das passende neue
     Muster zu generieren. Die linke Hirnhälfte übernimmt dabei eher Verknüpfungen nach bestehenden logisch-rationalen Regeln,
     während die rechte Hirnhälfte sie mehr im analogen, gleichzeitigen Modus zusammenfügt.
    Interessant ist, dass kreativ begabte Menschen im Gegensatz zu weniger kreativen während der Inkubation nicht nur beide Hirnhälften
     gleichzeitig heftig aktivieren, sondern dass sie dabei die Aktivität der rechten Hälfte noch stärker in Gang setzen als die
     der linken Gehirnhälfte. Normale Bahnen werden jetzt verlassen, und stattdessen entstehen weitreichende neue Verknüpfungen
     über das ganze Gehirn hinweg. In bildgebenden Verfahren kann man regelrecht verfolgen, wie die Aktivität weit auseinanderliegende
     Bezirke auf der Hirnoberfläche erfasst, was dem ganzheitlichen Denkmodus entspricht.
    Und noch eine Besonderheit zeigen die kreativeren Menschen im Vergleich zu den normal begabten: Wie man in Hirnscans beobachten
     kann, brauchen sie für alle diese Vorgänge weniger Durchblutung, die den energieliefernden Traubenzucker heranschafft. Das
     spricht für eine gewisse Routine im ganzheitlichen Denkmodus. Immer wenn das Gehirn in einer Vorgehensweise gut geübt ist,
     kann es in den entsprechenden Gebieten Energie sparen, was man an einer verminderten Durchblutung erkennen kann.
    |114| Exkurs Linke und rechte Gehirnhälfte
    In den 1970er Jahren untersuchte der Neurologe und Nobelpreisträger Roger
Sperry Patienten, bei denen die Verbindung zwischen beiden Gehirnhälften
durchtrennt worden war, weil man ihre epileptischen Anfälle anders nicht
stoppen konnte. Bei diesen »Split-Brains« war es erstmalig möglich, beide
Gehirnhälften getrennt zu betrachten. Sperry entdeckte gewisse Aufgabenschwerpunkte
der beiden Gehirnhälften, die durch neuere Untersuchungen
wiederholt bestätigt wurden.
    Linke Hirnhälfte:
Verarbeitet eher Fakten und abstrakte theoretische Inhalte
und Einzelheiten im seriellen Modus (Schritt für Schritt) sowie eher
positiv gefärbte Emotionen.
    Rechte Hirnhälfte:
Verarbeitet eher Ereignisse und praktisch konkrete Inhalte
und Bilder im analogen Modus (gleichzeitig) sowie eher negativ gefärbte
Emotionen.
    In der populärwissenschaftlichen Psychologie sprach man daraufhin von
linkshirnigen und rechtshirnigen Persönlichkeiten. In dieser Schlichtheit
wird vieles natürlich verkürzt und falsch dargestellt. Es gibt keine »Linkshirnpersönlichkeit
«, die immer nur kühl und logisch berechnend wie ein Buchhalter
agiert, genauso wenig wie den in Bildern denkenden, emotionalen
und liebenswerten Chaoten, der nur von seiner rechten Gehirnhälfte gesteuert
wird. Vor allem die Idee der Verteilung der Emotionalität (links =
keine, rechts = viele) ist nicht zutreffend. Einem gesunden Menschen stehen
immer beide Gehirnhälften und alle Verarbeitungsmodi zur Verfügung,
wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.
    Was behindert die Inkubation?
    Die größte Behinderung besteht darin, diese Phase überspringen zu wollen: weil sie unberechenbar lange dauert, weil sie unangenehm
     und nervenaufreibend ist, weil man die Kontrolle verliert und wegen fehlender Ergebnisse frustriert ist.
    |115| Andere

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