Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
herum passiert, hat zwar die besseren Ergebnisse, schneidet aber
in Bezug auf »Offenheit« weniger gut ab. Wer neue Ideen produzieren möchte, braucht Eigenschaften wie Neugier, eigenständige
und sogar ungewöhnliche Einstellungen zu den Themen des Alltags, Flexibilität im Verhalten, emotionale Erlebnisfähigkeit,
Sensibilität für ästhetische Schönheit und eine lebendige Fantasie. Doch diese Charaktermerkmale allein |122| reichen nicht aus, sondern würden allenfalls zum »kreativen Chaoten« prädestinieren. Er ist liebenswert, charmant, unterhaltsam,
ein ausgezeichneter Ideengeber, aber nicht wirklich zu gebrauchen, wenn es ernst wird. Der offene Charakter braucht die Ergänzung
durch den »soliden Intelligenzarbeiter«, der viel von seinem Fach versteht und strukturiert denken kann. Entweder in seiner
eigenen Person oder in Form eines Kollegen oder Mitarbeiters, der ihn ergänzt.
Exkurs
Denkstile kreativer Menschen
Die bekannten amerikanischen Kreativitätsforscher der ersten Stunde Joy
Paul Guildford und Edward de Bono ermittelten seit den 1960er Jahren in
empirischen Untersuchungen zwei Denkstile, die kreativen Menschen zur
Verfügung stehen. Sie gaben ihnen unterschiedliche Namen, meinten aber
im Prinzip dasselbe. Guildford sprach vom konvergenten und divergenten
Denken, de Bono vom vertikalen und lateralen Denken.
Das konvergente/vertikale Denken verknüpft Informationen nach bestehenden
logischen Regeln. Sie laufen (konvergieren) zusammen in einer einzigen
gültigen Lösung (5 + 3 = 8). Konvergentes Denken nutzen wir beim
Rechnen, beim Vokabeln lernen, beim Beurteilen der besten Idee oder wenn
wir mit Ja oder Nein antworten können. Auch die Diagnosestellung beim
Arzt oder in der Autowerkstatt (wenn etwas wehtut oder klappert, dann
kann es nur eine bestimmte Ursache haben) arbeitet mit diesem Denkstil.
Die Symptome werden so lange analysiert, bis eine einzige zutreffende Antwort
erscheint. Konvergentes Denken lässt sich gut mit Logikrätseln, mathematischen
Textaufgaben oder Sprachenlernen trainieren. Es entspricht dem,
was die Hirnforscher mit dem logisch-rationalen Verarbeitungsmodus des
Gehirns bezeichnen.
Divergentes/laterales Denken hingegen ist die Art der Informationsverarbeitung
, bei der weit entfernte Verbindungen hergestellt werden und die in
der neurobiologischen Terminologie mit »intuitiv-emotionaler Modus« gemeint
ist. Zu einer Frage gibt es eine Vielzahl an möglichen Antworten. Das
Training des divergenten Denkens macht Spaß! Blödeln Sie herum, finden
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Sie gute Pointen. Jeder Witz beruht auf der ungewöhnlichen und unerwarteten
Kombination von Informationen. Halten Sie ein kleines Plädoyer zu
einem aberwitzigen Thema und finden Sie zum Beispiel Argumente, warum
Tiere das Wahlrecht erhalten sollten, alle Menschen nur noch rückwärts gehen
sollten oder Ähnliches. Je »verrückter«, desto besser das Training.
Kreativität im Berufsleben
Kreativität ist immer auch ein Wagnis – für denjenigen, der selber kreativ ist, genauso wie für denjenigen, der sie in Auftrag
gibt. Denn man muss damit rechnen, dass bisher geltende Normen, Vorstellungen, Prozesse, aber auch Machtgefüge und persönliche
Vorteile infrage gestellt werden. Deshalb fördern viele Unternehmen die Kreativität ihrer Mitarbeiter nur halbherzig. Weit
verbreitet ist die Klage: »Wir haben zwar ein gut eingeführtes Vorschlagswesen, ein System der ständigen Verbesserung, doch
umgesetzt wird davon so gut wie nichts.« Aus einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts aus dem Jahr 2002 geht hervor, dass
in Deutschland pro Jahr 16 Ideen pro 100 Mitarbeiter generiert werden, in Japan hingegen 2 500. Davon werden in Japan 87 Prozent
umgesetzt, in Deutschland lediglich 39 Prozent.
Was tun die innovativsten Unternehmen, um das kreative Potenzial ihrer Mitarbeiter auszuschöpfen? Das Wichtigste ist eine
von der Führungsspitze getragene Unternehmenskultur, die genug Vertrauen in die Mitarbeiter aufbringt, um ihnen die nötigen
Freiräume zu lassen. Man findet dort lebendig gestaltete Arbeitsräume, informelle Meetings in kleinen Gruppen sowie Rückzugs-,
Sport- und Erholungsmöglichkeiten zur freien Nutzung. Viel wird dafür getan, dass die Mitarbeiter sich richtig wohlfühlen
und viel Spaß haben. Ein kreatives Schlaraffenland!
Doch genauso wichtig ist eine straffe Führung, die die Bedingungen des kreativen Arbeitens der Inkubations- und Einsichtsphase |124| kennt und
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