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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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behäbig sein sollte als die Häuser, die sie in den guten Wohnvierteln der Stadt für sich selbst erbauten. Hier hatte sich seit mehr als vierzig Jahren jeden Sonntag um elf Uhr die Stimme von Pfarrer Nosworthy erhoben, um gegen die Kräfte des Bösen zu wettern. Die übrigen Gebäude waren verschwunden, um einem neuen Platz zu machen, das - so dachte der Dean in seinen einsichtigen Momenten - im Laufe der Jahre ebenfalls als häßlich, unpraktisch und unmenschlich bezeichnet werden würde.
    Als der Dean die große, niedere, etwas zu üppig dekorierte Eingangshalle betrat, begann er sich eben wieder für den neuen Bau zu begeistern. In diesem Augenblick trat der Professor für Chirurgie auf ihn zu.
    »Ah, Dean—«
    »Morgen, Gerry. Also beginnen wir mit der Probe. Wir haben weniger als eine Woche, um alles absolut perfekt hinzubekommen.«
    »Dean -«, beharrte Professor Oliphant und hüllte den leuchtendweißen Mantel fester um seine dürre Gestalt.
    »Übrigens, Gerry, du hast mir nicht gesagt, daß der alte Nosworthy sich zurückzieht.«
    »Natürlich sagte ich es dir. Jedenfalls habe ich dich mit zehn Pfund für die silberne Obstschüssel eingetragen, die das Spital ihm schenkt. Ich wäre dir dankbar, wenn du mir bei Gelegenheit einen Scheck zukommen ließest. Bitte hör zu, Dean -«
    Der Dean unterdrückte ein ärgerliches Schnauben. »Meine Damen und Herren...«
    Er wandte sich an ungefähr dreißig Personen, zumeist in weißen Mänteln, die alle nur wenig Enthusiasmus zeigten. Es waren Studenten und Klinikpersonal, die dem Aufruf am Schwarzen Brett gefolgt waren; man bat sie, die Würdenträger darzustellen, die sich am großen Festtag hier versammeln würden. Zum Teil waren sie aus Neugier gekommen, zum Teil wegen eines Gerüchtes, daß freie Drinks und ein offizielles Mittagessen damit verbunden seien. Während sie warteten, schlossen sich ihnen ein paar Krankenträger, ein halbes Dutzend Patienten auf dem Weg zur Röntgenstation und zwei Familien an, die auf die Besuchszeit in den Krankensälen warteten.
    »Dean! Möchtest du bitte dem, was ich vorzubringen habe, etwas mehr Aufmerksamkeit schenken?«
    Der Dean wandte sich ihm gottergeben zu. Professor Oliphant war ein großer, magerer, dunkeläugiger Mann mit Adlernase, prächtigem Schnurrbart und Koteletten. Sein Gesichtsausdruck glich dem eines tiefgefrorenen Krebses. Der Professor war sich gar nicht sicher, ob er das neue Gebäude gern hatte. Und der Dean war sich gar nicht sicher, ob er Professor Oliphant gern hatte.
    »Ich war auch einmal Dean der medizinischen Fakultät, daher bin ich mit deinen Problemen vertraut. Du bist jedoch auch Vorsitzender des Baukomitees. Und in dieser Funktion bist du dir vermutlich darüber im klaren, daß dieses Gebäude vielleicht ein vorzügliches Luxushotel ist, als Spital jedoch gewisse Nachteile aufweist. In den knappen zwei Monaten seit seiner Eröffnung -«
    »Ich wollte, du würdest dich nicht jetzt darüber auslassen«, sagte der Dean ungeduldig. »In diesem Stadium können wir schwerlich das alte Gebäude wieder herzaubern, auch wenn du es noch so gern möchtest.«
    »Du mißverstehst mich. Zugegeben, der alte Trakt wurde zur Zeit des Krimkrieges erbaut. Zugegeben, er überlebte Angriffe des Zeppelins, der deutschen Luftwaffe und George Bernard Shaws. Zugegeben, unsere Vorgesetzten im Gesundheitsministerium, obwohl selbst Besitzer einiger Spitäler in desolatestem Zustand, zuckten jedesmal beim Tee zusammen, wenn St. Swithin erwähnt wurde -«
    »Könnten wir das nicht später besprechen?« Der Dean stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf. »Meine
    Damen und Herren. Meine Tochter Faith wird die Königin darstellen. Der Herzog...« Er sah sich nach einem geeigneten Gesicht um. »Undercroft, der werden Sie sein«, wies er seinen Assistenten an, der an diesem Morgen noch blasser war als gewöhnlich. »Gehen Sie mit meiner Tochter hinaus.«
    »Ja, Sir. Was soll ich tun, Sir?«
    »Wieder hereinkommen.«
    »Ja, Sir.«
    »Natürlich erst, bis ich das Zeichen gebe. Ab mit Ihnen.«
    »Dean«, unterbrach Professor Oliphant störrisch, »ich weiß auch, daß die alte Klinik durch ein doppelt so großes Gebäude ersetzt wurde und daß man sich am billigsten in die Lüfte ausdehnt. Ich weiß, daß dein Komitee einen berühmten Architekten von besonderem Einfallsreichtum beschäftigte, der den teuersten Ort zum Kranksein zwischen Seattle und Sidney entwarf — «
    »Bitte, Gerry. Jetzt brauche ich ein rotes Samtkissen. Hat

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