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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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soll. »Sie heißen Clem ? Meine Güte. Wie außergewöhnlich. Nun, jedenfalls wünsche ich keine Übertreibungen.«
    Der Dean fuhr mit seinen Anweisungen fort: »Ihr werdet ganz ungezwungen hereinkommen. Undercroft einen Schritt hinter Faith. Dann werdet ihr mit einem interessierten Ausdruck stehenbleiben, während ich euch dies überreiche.« Clem starrte auf das Instrument in der Blechschüssel. »Das ist nur ein Ersatz«, erklärte der Dean ungeduldig. »Bei der Feier werde ich einen goldenen Schlüssel überreichen. Geht wieder hinaus.« Er wandte sich an die anderen Statisten. »Ist jeder auf seinem Platz? Gut. Vorhang auf.«
    Faith und Clem Undercroft näherten sich wieder der automatischen Tür, doch diesmal weigerte sie sich aufzugehen. Der Dean versuchte gewaltsam, die Tür zu öffnen, wobei er einen Nagel ein'büßte. Dann bat er jemanden, dem Techniker zu telefonieren. Dieser aber war damit beschäftigt, Professor Oli-phant aus dem steckengebliebenen Aufzug zu befreien. Eines der Besucherkinder erbrach sich auf dem Terrazzo-Fußboden; die Putzfrauen - so erfuhr man - waren in Streik gegangen. Der Dean beschloß, die Probe für diesen Morgen abzublasen.

5

    »Nun, mein lieber Sultan, wie fühlen Sie sich heute?« Es war zehn Minuten später, und der Dean verbarg - wie so oft — seine schlechte Laune hinter übertriebener Herzlichkeit. »Undercroft, die Befunde.« Der Dean kratzte sich am Kinn. » Undercroft! Die Befunde.«
    »Ja. Natürlich, Sir.« Der Assistenzarzt hatte mit offenem Mund zum Fenster hinausgestarrt. Sie befanden sich im 28. Stock - es war der vorvorletzte -, der für Privatpatienten reserviert war. Vorsichtshalber hatten sie den Warenaufzug genommen.
    Der Dean blätterte die verschiedenfarbigen Befunde durch. »Hoffe, Sie fühlen sich wohl, Sultan?«
    »Ausgezeichnet. Wußte nicht, daß eure Spitäler so luxuriös sind. Wie ein Hotel, nur die Bedienung ist besser und die jungen Damen sind hübscher. Ich werde allen meinen Freunden empfehlen, lieber in einer Londoner Klinik als in einem Londoner Hotel abzusteigen. Geld spielt bei ihnen ja keine Rolle.« Der Sultan strich über seinen glänzenden schwarzen Schnurrbart. »Wie ich höre, kommt eure Königin nächsten Donnerstag zu Besuch. Ich würde gern ein paar Worte mit ihr wechseln. Schließlich haben wir den gleichen Beruf.« - »Ich fürchte, Ihre Majestät wird ziemlich beschäftigt sein.« Der Dean machte eine Notiz. »Wir sollten noch eine Blutprobe nehmen, Undercroft. Undercroft! Was ist denn heute mit Ihnen los? Sie scheinen wie betäubt.«
    Undercroft klappte den Mund zu. »Ja, Sir. Verzeihung, Sir.«
    »Ein Glas Champagner, Sir Lionel?«
    »Sehr liebenswürdig, aber ich habe erst vor kurzem gefrühstückt.«
    »Meine Religion verbietet bekanntlich den Alkohol. Aber zum Glück habe ich die Möglichkeit, Dispensen zu erteilen. Fortnum and Mason ist wirklich ein vorzüglicher Laden; ihr Kaviar ist wesentlich besser als der, den mir die Russen schicken.«
    »Sollten Sie sonst noch etwas benötigen, Sultan, sagen Sie es nur diesem jungen Mann hier. Undercroft!« Der Arzt sprang auf. »Sind Sie in eine katatonische Trance verfallen? Ich muß jetzt hinauf in mein Büro. Wir werden Sie ganz rasch gesund machen, Sultan, nur keine Sorge.«
    »Vergessen Sie nicht wegen der Königin. Ich bin gar nicht so sicher, ob wir nicht verwandt sind.«
    Der Dean verließ seinen wunderlichen Assistenzarzt und lief neben dem Liftschacht die Steintreppe in den dreißigsten Stock hinauf. Dort befand sich eine verglaste Schwingtür mit dem Wort NOTAUSGANG. Die Treppe führte auf einen breiten Gang mit zwei riesigen Fenstern, die eine glänzende Aussicht auf die so herrlich exzentrische Silhouette Londons boten. Der Dean öffnete die Tür; unmittelbar zu seiner Linken war die Tür zum Lift, auf den Professor Oliphant anscheinend einen so unheilvollen Einfluß hatte. Weiter links, am Ende des Ganges, befanden sich die Büros der Professoren. Jenes des Dean lag rechts, am anderen Gangende. Dazwischen - gegenüber dem Aufzug - war die psychiatrische Klinik. Professor Oliphant hatte die Meinung geäußert, sie befinde sich an einem so entlegenen Ort, weil der berühmte Architekt sie vergessen hatte und sie irgendwo hineinpressen mußte, bevor er das Dach aufsetzte.
    Der Dean öffnete die Tür zum Vorraum seines Büros, wo eine hübsche blonde Sekretärin an der Schreibmaschine saß. »Guten Morgen, Miss Duffin.«
    »Guten Morgen, Sir Lionel. Leider wieder eine

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