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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ebenso groß wie das des Dean, jedoch so voll von üppig wuchernden Zimmerpflanzen, daß Auberon das Gefühl hatte, sich mit der Machete einen Weg durch den Dschungel bahnen zu müssen. Es gab ein unbequem aussehendes Sofa mit Korbgeflecht, auf dem Dr. M’Turk Platz nahm und auf das Kissen neben sich wies. Auberon setzte sich zu ihr, nachdem er einige Zweige eines Feigenbäumchens zur Seite geschoben hatte. Dr. M’Turk sprach immer noch nicht, doch sie wandte sich ihm zu und ihr Gesicht streifte fast das seine.
    Das Schweigen dauerte an. Auberon lachte nervös. »Soll ich sagen«, fragte er, »seien Sie kein Freud, ich gehöre bloß zu Jung?«
    Sie verharrte ausdruckslos, und ihre blaßblauen Augen starrten ihn an. »Das ist wirklich wundervoll.«
    Er war verblüfft. »Ach, tatsächlich?«
    »Als ich heute morgen zum Fenster hinausblickte und Sie aus dem Haus dieses dummen Männchens kommen sah - er ist wirklich ein schrecklich dummes Männchen, besonders was diesen königlichen Besuch betrifft, den ich als Anarchistin natürlich boykottieren werde da sagte ich mir: >Es kann nicht möglich sein.< Aber es war es doch.«
    »Heute morgen, als ich mich aus dem Haus stahl, um mit meinem Agenten im Savoy Grill zu lunchen? Es tut mir leid, daß ich Sie nicht bemerkte.«
    »Seit Jahren brenne ich darauf, Sie kennenzulernen. Es ist wie ein Feuer in mir, seit ich Ihr erstes Buch las — «
    »Bett und Butter.«
    »Von der ersten Seite an fühlte ich, hier war ein Autor, der mich verwandelte. Eine ungeheure Erregung erfaßte meinen ganzen Körper. Absolut physisch. Absolut wie ein Orgasmus.« Sie beugte den Kopf zurück und seufzte.
    »Freut mich, daß es Ihnen gefallen hat«, murmelte Auberon und lehnte sich etwas entspannter gegen das harte Korbgeflecht.
    »Ich las es im Internat mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke.«
    »Ja, ja. Für mich ist >Bett und Butter< sozusagen mein Gesellenstück. Ich war furchtbar unreif, als ich es schrieb.«
    »Ich nehme an, daß Sie auf alle Leserinnen diese unglaubliche Wirkung eines wiederholten Orgasmus haben?«
    Auberon zupfte sich nachdenklich am Ohr. »Schwer zu sagen. Man kann das nicht so direkt fragen, wenn man zu einem literarischen Damenklub spricht.«
    »Jedes Ihrer Bücher hole ich bereits am Tag des Erscheinens.«
    »Aus der Leihbibliothek?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich liebe sie. Ich gehe zu Smith und kaufe sie.«
    Auberon strich über ihre weiche schmale Hand. »Braves Mädchen.«
    »Ich fürchte, ich langweile Sie schrecklich«, sagte sie entschuldigend. »Sicherlich ernten Sie fortwährend von Ihren Lesern höchstes Lob.«
    »Aber niemals genug. Ich meine verständnisvolles Lob.«
    »Dieses Kapitel aus >Der mechanische Mutterleibs« Wieder schloß sie die Augen. »Wenn der Junge das Mädchen im Kornfeld vergewaltigt, nachdem er seine Mutter geköpft hat. Einfach brillant.«
    »Ja, diese Szene ist recht gut gelungen.«
    Sie öffnete die Augen und preßte seine Hand. »Und in >Die phallische Zimbe<, wenn das ganze Dorf Tollwut bekommt... das breit angelegte Gemälde, die Aktion, die Details... echter Tolstoi.«
    »Müssen wir über Tolstoi sprechen?« flüsterte Auberon und sah ihr in die Augen, während er den Druck ihrer Finger erwiderte und mit der freien Hand die flachen Blätter einer Käsepappel beiseite schob.
    »Und Ihre berühmten Pausen! Kapitel um Kapitel sagen die Personen einander absolut gar nichts.«
    »Ja, den Kritikern gefallen meine Pausen.«
    »Sagen Sie mir, warten Sie auf eine Inspiration oder arbeiten Sie zu bestimmten Zeiten?«
    »Zu bestimmten Zeiten. Und ich benutze eine Schreibmaschine, keinen Bleistift. Das sind die beiden Dinge, die jeder wissen will. Aber natürlich hängt viel davon ab, in der richtigen Stimmung zu sein...« Er zog sie enger an sich. »Und mit den richtigen Menschen.«
    »Ich hoffe sehr, Sie näher kennenzulernen, während Sie beim Dean wohnen.«
    Auberon rückte noch etwas näher. »Können wir nicht etwas vereinbaren?«
    Die Tür öffnete sich. »Kennen Sie meinen Mann?«
    Auberon fuhr auf. Ein großer Mann mittleren Alters mit hellem Lockenhaar trat rasch ins Zimmer. Was Auberon zuerst an ihm auffiel, waren seine riesigen Hände und die unruhigen grünen Augen, in denen ein wildes Feuer glühte. »Ich konsultierte Dr. M’Turk«, erklärte er hastig.
    »Aha.«
    »Hamish, das ist Auberon Dougal, der Autor.«
    »Aha.«
    Auberon bemerkte, daß er noch immer die Hand seiner Psychiaterin hielt. Er ließ sie los. »Ich

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