Machen Sie sich frei Herr Doktor!
alten Crocker nicht warten lassen.«
»Wer ist der alte Crocker?«
»Mein Gegner. Ein Richter. Sicher hast du von ihm gehört?« Der Dean schüttelte ärgerlich den Kopf. »Ach, er ist ein köstlicher Kauz. Wir haben ihn alle gern. Wirklich liebenswert, im Grunde genommen. Zugegeben, er ist ziemlich direkt. Und vielleicht etwas streng in seinen Ansichten. Aber schließlich ist keiner von uns vollkommen, nicht wahr? Unser Land braucht mehr Richter von seinem Schlag. Würdest du bitte meine Schläger tragen?«
»Was! Die alle?«
»Das ist nur das Standard-Set. Die kleinen Rollwagen scheinen Mangelware geworden zu sein.«
Der Dean schulterte die Tasche, und sie gingen auf den sonnenbeschienenen Golfplatz. »Ich muß den Fall von Samantha Dougal mit dir besprechen -«
»Der alte Crocker wird gern ein wenig ungeduldig, wenn man ihn warten läßt. Im Gerichtssaal wirft er den Dienern manchmal Bücher und ähnliche Dinge an den Kopf.« Mr. Fletcher-Boote kicherte. »Durch und durch ein Pickwickier. Schade, daß diese Art Menschen langsam ausstirbt. Übrigens, ich würde nicht viel mit ihm reden, zumindest nicht während der ersten Löcher. Vor der Lunchpause ärgert ihn alles, was man sagt.« Der Verteidiger schlenderte zum ersten Abschlag und schwang seinen Driver. Der Dean mit den Schlägern stolperte hinterher. Ein kleiner rundlicher Mann mit weißem Haar erwartete sie. »Sie haben sich verspätet, Boote.«
»Tut mir leid, mußte auf meinen Freund warten.«
Der Richter warf dem Dean einen Blick zu, der so sauer war wie Mixed Pickles. »Sie sehen nicht sehr kräftig aus. Wie alt sind Sie? Etwa sechzig, schätze ich. Nehme an, Sie trinken. Also fangen wir an.«
Mr. Justice Crocker zog aus einem Leinensack einen von vier Schlägern und schlug den Ball kerzengerade und präzis. Der Dean wartete mit steigender Ungeduld, als Mr. Fletcher-Boote nach ein paar Übungsschlägen in die Luft den seinen ebenso weit schlug, allerdings in einem 4$gradigen Winkel von der beabsichtigten Richtung.
»Ich muß dir von meiner Schwägerin erzählen«, begann der Dean beschwörend, während er mit dem Verteidiger auf ein paar Ginsterbüsche zuging.
»Deine Schwägerin? Was ist mit ihr?«
»Meine Schwägerin Mrs. Samantha Dougal.«
»Ach ja. Ladendiebstahl, sagtest du? Ich muß gestehen, ich war nicht ganz bei der Sache, als du mich heute so früh anriefst. Gestern abend fand unser jährliches Dinner statt. Viel getrunken. Warum bekennt sie sich nicht einfach schuldig, zahlt zehn Pfund und vergißt die ganze Sache? Schließlich hat sie nicht in der Bank von England eingebrochen.«
Der Dean nahm die Schläger auf die andere Schulter. »Aber du mußt doch begreifen, daß eine Verurteilung ihre ganze Karriere ruinieren und viel von dem Guten, das sie tat, zunichte machen würde.«
Der Verteidiger war zerstreut. »Ach, ich weiß nicht. Könnte sie die Sache nicht um drehen? >Mein Fehltritt, und wie er mir half, menschliche Probleme zu begreifen?< So in der Art. Die Zeitungen würden gut dafür bezahlen, glaube ich. Es macht auch keinen großen Unterschied, ob sie freigesprochen wird oder nicht. Die englische Öffentlichkeit ist immer der Meinung, daß der Angeklagte das getan hat, dessen er angeklagt wurde. Ach, hier ist mein Ball. Liegt nicht schlecht, unter den gegebenen Umständen.« Er begann auf dem Rücken des Dean nach dem richtigen Schläger zu suchen. »Glaubst du, daß ich mit Nummer 6 über diese Büsche und bis zum Green komme?« - »Tut mir leid, aber ich verstehe überhaupt nichts von Golf«, erwiderte der Dean gereizt.
»Wirklich?« Der Verteidiger sah ihn erstaunt an. »Warum kommst du dann hierher und spielst den Caddy?«
»Ich kam ja nicht aus freien Stücken hierher. Ich kam ausschließlich, um deinen Rat im Fall Samantha Dougal einzuholen. Du mußt mir helfen. Ich versprach es ihr ausdrücklich.«
»Ich vergaß, daß dies hier nicht nur ein Golfturnier, sondern auch eine Besprechung ist.« Der Verteidiger wählte das Eisen Nummer 6. »Welches Bezirksgericht?«
»Greek Street.«
»Meine Güte.« Er lockerte sein Handgelenk. »In der Greek Street sind sie jetzt besonders unangenehm, was Ladendiebstähle betrifft. Hart wie Stahl. Fast wie die Gestapo. Vermutlich schicken sie die Dame ins Gefängnis.«
Der Ball flog sauber über die Büsche, segelte über einen Graben und landete genau am Rand des Greens. Mit einem breiten Lächeln wandte sich der Anwalt um. »Nicht schlecht. Ich zweifle, ob einer der Champions
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