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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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all der Mühe, die es ihn gekostet hatte, Fletcher-Boote zum Erscheinen in der Greek Street zu bewegen, kein Detail übersehen - ganz abgesehen vom Schleppen der verdammten Golfschläger. Und Dr. M’Turk war mit erstaunlicher Bereitwilligkeit auf seinen Vorschlag eingegangen. Auberon oder Samantha würden auch kaum erfahren, daß sie dieselbe Couch teilten. Dr. M’Turk hatte gelobt, das Berufsgeheimnis zu wahren, und die Patienten selbst standen nicht auf Sprechfuß.
    Der Dean sah auf die Uhr. »Ich habe dich für Viertel nach neun angesagt. Ich bringe dich zu ihr. Dr. M’Turks Sprechzimmer liegt im obersten Stock neben meinem Büro.«
    Sie gingen zum Aufzug. Die Tür öffnete sich, und heraus trat Professor Oliphant in weißem Mantel. »Dean, ich gratuliere dir. Die Aufzüge dieses Gebäudes sind seit vierundzwanzig Stunden nicht steckengeblieben. Übrigens, warum können deine super-modernen Spitalsküchen keine Chips produzieren? Meine Patienten proben den Aufstand. Du weißt doch, daß ein echter Engländer nicht ohne Chips leben kann. Und was die gefrorenen Erbsen betrifft, so habe ich schon appetitlichere Dinge aus den Gallenblasen meiner Patienten entfernt.«
    Er bemerkte Samantha. »Guten Morgen, Mrs. Dougal. Ich weiß nicht, ob es Ihnen ein Trost ist, wenn ein etwas zynischer Professor der Chirurgie die Kommentare in den Morgenzeitungen unverschämt frech und taktlos findet. Ich versichere Ihnen, daß mein echtes Mitgefühl ebenso groß ist wie meine geschickt verborgene Bewunderung für Ihren moralischen Mut. Übrigens, Dean, heute morgen kam ein neuer Besucher in meinem Haus an. Ich nehme an, er ist Arzt; da er ausschließlich Japanisch spricht, läßt es sich schwer verifizieren.«
    Er verließ die beiden, und der Dean meinte zwinkernd: »Ich glaube, der Kerl ist gar nicht so schlimm, wie er sich gibt.«
    Sie fuhren hinauf. Der Dean klopfte Samantha aufmunternd auf die Schulter und schob sie durch die Tür von Dr. M’Turks Sprechzimmer. Er selbst eilte den Gang entlang, während er die verbleibenden Probleme des Tages überdachte. Da war vorerst einmal sein Assistenzarzt. In den letzten paar Tagen hatte er eindeutige Anzeichen progressiven geistigen Verfalls gezeigt. Vermutlich nahm er Drogen. Nun, jedenfalls mußte man vermeiden, daß der Kerl bei der Eröffnungszeremonie sich und das Spital blamierte. Der Dean nahm sich vor, ihn aus dem Weg zu schaffen.
    »Guten Morgen, Sir Lionel«, grüßte seine blonde Sekretärin von der Schreibmaschine. »Der Kaplan wartet in Ihrem Büro.«
    Der Dean blieb abrupt stehen. »Das geht zu weit, Miss Duffin. Vergaßen Sie meine strikte Weisung? Ich weigere mich entschieden, diesen heiligen Hippie noch einmal zu sehen.«
    »Nicht er, Sir Lionel. Der richtige Kaplan, Mr. Nosworthy.«
    Der Dean fand Kaplan Nosworthy in demselben grünen Rock und derselben Krawatte vor. Er saß betrübt neben dem Schreibtisch und hielt seinen Panamahut in der Hand.
    »Nein, so eine Überraschung.« Der Dean zwang sich zu einem Lächeln. »Ein kleiner Besuch? Nette Abwechslung. Wann immer Sie nach London kommen, freue ich mich, Sie zu sehen. Kommen Sie jederzeit. Obwohl Sie ja wissen, daß ich Berge von Arbeit habe und voraussichtlich nicht dasein werde, wenn Sie kommen. Meine Sekretärin wird Ihnen Auskunft geben. Haben Sie mir vielleicht ein paar Austern mitgebracht? Oder muß der Monat, wo es Austern gibt, ein >r< haben? Nun, lieber Padre, ich bin in schrecklicher Eile — «
    »Sir Lionel.« Nosworthy hob flehend die Hände. »Ich bin in einer furchtbaren Verfassung. Sie müssen mich retten.«
    Der Dean sah ihn streng an. »Haben Sie vielleicht auch etwas gestohlen?«
    »Gestohlen? Du meine Güte, nein. So etwas würde ich nie tun. Es ist einfach so, daß ich Whitstable nicht ertrage.«
    »Aber, zum Teufel, Sie sind doch erst seit sechs Tagen dort.«
    »Mir kommt es wie sechs Jahre vor.«
    »Whitstable ist, soviel ich weiß, eine angenehme Kleinstadt mit Meeresbrise und einer interessanten Aussicht auf die Schiffe im Themsehafen. Ich würde mich mit Begeisterung dorthin zurückziehen.«
    »Gegen Whitstable ist nichts zu sagen«, gab der Kaplan kleinlaut zu, »obwohl es selbst für einen Mann von meinen bescheidenen Mitteln und Ansprüchen, verglichen mit London, etwas eintönig scheint. Meine Pension ist erträglich, wenn auch der Blick auf die Eisenbahngleise die einzige Aussicht ist, und mit Zucker und heißem Wasser sehr gespart wird. Aber unglückseligerweise - und das hätte ich

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