Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
kaufte. Damals war ich sechzehn. Die Leute nannten mich Doc, weil ich schneller als jeder andere eine Vene finden und eine Spritze setzen konnte. Vielen Menschen setzte ich ihren ersten Schuss.
Von meinem Verdienst als Drogendealer kaufte ich mir ein Motorrad, ein Triumph 750, obwohl ich die meiste Zeit zu betrunken oder bekifft war, um auch nur darauf zu sitzen, geschweige denn, es zu fahren. Mein erstes Spielzeugmotorrad hatte ich mit acht Jahren bekommen, und sofort übte ich in unserem Vorgarten, nur auf dem Hinterrad zu fahren. Mein Dad hat mir bestimmt sechs oder sieben kleine Motorräder gekauft, bevor ich mein erstes richtiges bekam. Ich bin begeisterter Motorradfahrer, und schon bald wurde der Lebensstil des Bikers ein wichtiger Bestandteil meiner Persönlichkeit.
Neben Drogen und Sex war das dritte wichtige Element in meinem Leben das Kämpfen. Mein Dad hatte mir das Boxen beigebracht, aber auch einiges über Respekt und Verantwortungsgefühl, das meine Weltsicht geprägt hatte. Mein Dad war Christ. Er liebte seine Familie und sorgte gut für sie, und er folgte Gott nach, so gut er es vermochte. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er Auseinandersetzungen suchte, wie es vielleicht früher der Fall gewesen sein mochte. Aber ganz bestimmt ging er ihnen auch nicht aus dem Wege. Er konnte es nicht ertragen, mitzuerleben, wie ein hilfloser Mensch gequält wurde. Er ging einer Auseinandersetzung nicht aus dem Weg, wenn er der Meinung war, dass ein anderer ungerecht behandelt wurde. Heute weiß ich: Genau dieser Drang, wehrlose Menschen zu beschützen, war es, der mich in den vergangenen zehn Jahren immer wieder veranlasst hat, nach Afrika zurückzukehren. Danke, Dad, dass du mir den Weg gezeigt hast.
Einmal war ich mit meinem Dad und seinem Freund Herb außerhalb von Cohasset unterwegs. Wir hatten Mist geladen. Herb war eigentlich ganz in Ordnung, aber er war ein wenig langsam und wurde von anderen gern gehänselt. Zwei Möchtegernbiker auf ihren Hondas nahmen Herb aufs Korn. Sie hänselten ihn und traten gegen die Tür seines Trucks. Mit ihren Motorrädern wollten sie ihn von der Straße drängen.
„Lass dich nicht aus der Ruhe bringen“, sagte Dad. Diese beiden Typen machten Herb Angst, aber er folgte Dads Rat und fuhr unbeirrt weiter. Doch sie ließen nicht locker. Immer weiter schrien sie und versuchten, uns in den Graben zu drängen. Schließlich sagte Dad: „Herb, ich glaube, du hältst jetzt besser mal an.“ Herb lenkte den Wagen an den Straßenrand und hielt an.
Dad machte das Handschuhfach auf, kramte darin herum und holte schließlich einen „Engländer“ heraus. Ich hatte so eine Ahnung, was er vorhatte. „Ich helfe dir, Dad!“, rief ich voller Tatendrang.
Er hielt inne und blickte mich an. „Du bleibst im Wagen“, befahl er. „Sag kein Wort, bleib einfach im Wagen.“
Die beiden Störenfriede hatten ebenfalls am Straßenrand angehalten. Als Dad auf sie zuging, kamen sie ihm entgegen. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern verriet mir, dass sie sich innerlich die Hände rieben. Immerhin war Dad beinahe doppelt so alt wie sie. Sie wollten ihren Spaß mit ihm haben.
Am Straßenrand trafen sie aufeinander. Wir hörten zwei dumpfe Aufschläge, und bevor wir wussten, was geschah, lagen beide Möchtegern-Angreifer k.o. im Straßengraben. Dad drehte sich seelenruhig um und kam zum Truck zurück. Er stieg wieder ein, warf den „Engländer“ auf das Armaturenbrett und sagte: „Los Herb, fahr weiter“, als wäre nichts geschehen. Und damit fuhren wir weiter. Das war das erste Mal, dass ich miterlebte, wie jemand für einen anderen eintrat.
Es dauerte nicht lange, bis ich selbst die Gelegenheit hatte, die Lektion anzuwenden, die Dad mir beigebracht hatte.
Nachdem ich einmal Blut geleckt hatte, prügelte ich mich, wann immer sich mir die Gelegenheit dazu bot. Ich weiß auch nicht, warum. Vielleicht, weil ich Dads Anerkennung suchte. Vielleicht war es auch einfach nur der Kick, den mir eine Prügelei verschaffte, ganz besonders, wenn der andere Junge größer war als ich. In der neunten Klasse hatte ich mich mit dem größten Rüpel der Schule geprügelt. In einem kurzen Augenblick der Unaufmerksamkeit versetzte ich ihm einen Faustschlag gegen das Kinn, der ihn zu Boden schickte. Eigentlich war das eher ein Glückstreffer gewesen, denn dieser Junge war definitiv stärker als ich. Aber ich ging als Sieger durch K.o. aus dem Kampf hervor. Mein Sieg sprach sich herum, und danach hatten alle vor
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