Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
kleines Kind, das seinen großen Bruder bei etwas Unerlaubten ertappt.
„Hier, nimm einen Zug“, sagte er und hielt mir den Joint hin. Ich zögerte.
„Na los! Mach schon!“ Das war keine Einladung, es war ein Befehl. Ich inhalierte tief.
„So, jetzt hast du das Zeug auch geraucht“, sagte er. „Wenn du mich verpetzt, verpetze ich dich auch!“ Er hatte mich überrumpelt. Außerdem fühlte ich mich nach diesem Zug einfach fantastisch. Pot war großartiges Zeug, dachte ich.
Obwohl mich mein Bruder mit illegalen Drogen bekannt gemacht hatte, kann ich nicht ihm die Schuld daran geben, dass ich mich schon so früh zu Alkohol und Drogen hingezogen fühlte. Schon immer hatte ich mich in Gesellschaft älterer Jungen wohler gefühlt als mit Gleichaltrigen. Und um akzeptiert zu werden, musste ich mit ihnen mithalten. Mit elf tut man alles, was nötig ist, um als Mitglied der Gruppe Älterer akzeptiert zu werden. Ich war ja froh, dass sie mich überhaupt in ihrer Nähe duldeten.
Meine Familie kaufte ein Grundstück am Stadtrand von Grand Rapids, und ich schloss mich einer Gruppe Jungen aus der Stadt an. Mein Lieblingskumpel hieß Allen Pierce. Er war so alt wie ich, und wir verstanden uns auf Anhieb. Als Kind sah ich älter aus, als ich war. Das trug natürlich dazu bei, dass ich in der Gruppe der älteren Jungen geduldet war, mit denen ich abhängen wollte. Von meinen Eltern bekam ich ein Taschengeld. Außerdem verdiente ich mir durch Zeitungaustragen noch etwas dazu. Ich verfügte also immer über ausreichend Geld, um zu kaufen, was ich wollte. Und was ich wollte, waren Drogen.
Die siebte Klasse war eine Katastrophe. Sogar in der Schule rauchte ich jeden Tag Pot. Im folgenden Jahr schon nahm ich „Weißes Kreuz“, ein süchtig machendes Amphetamin, das so hieß, weil auf der weißen Tablette ein Kreuz war. Es verschaffte mir einen Energieschub und hielt mich wach, damit ich nichts verpasste. Im selben Jahr entdeckte ich auch LSD. Wenn ich es genommen hatte, erlebte ich wilde Visionen von ineinandergehenden Mustern, imaginären Tieren, ein Kaleidoskop von funkelnden und ineinanderfließenden Lichtern und Außer-Körper-Erfahrungen. Zum Rauchen und Trinken trafen meine Freunde und ich uns gern auf dem Sportplatz oder unter der Brücke am Mississippi-Fluss. Manchmal übernachteten wir sogar unter der Brücke, und im Sommer sprangen wir von oben ins Wasser.
Sex, Drogen und Gewalt
Meine Eltern wussten nicht, dass meine Brüder und ich Drogen nahmen. Und ganz bestimmt wussten sie nichts vom Sex. Noch heute vergehe ich vor Scham, wenn ich an diese Zeit denke.
Wie schon bei den Drogen machte ich früh meine ersten sexuellen Erfahrungen. Bei meinem ersten Mal war ich noch keine vierzehn. Und meine Partnerin war eine erwachsene Frau: eine unserer Nachbarinnen.
In den folgenden Jahren schlief ich mit Dutzenden Frauen unterschiedlichen Alters. Mit Mädchen, die jünger waren als ich. Aber auch mit Frauen, die vierzig oder fünfundvierzig Jahre alt gewesen sein mussten: Frauen, die einen Beruf und eine Familie hatten und einfach nur einmal aus ihrem Alltagstrott ausbrechen wollten.
In unserer Nachbarschaft mähte ich für einige von ihnen den Rasen, aber ich unterhielt sie auch im Bett. Mehr als einmal kam es vor, dass meine Mutter einen Anruf entgegennahm und mir zurief: „Sam, Frau Soundso möchte wissen, wann du ihren Rasen mähen kannst.“ Und ich dachte dann: Oh nein! Nicht schon wieder Frau Soundso. Aber meistens ging ich dann doch hin.
Als ich in der Schule auf die Oberstufe kam, war mein Leben eine Party ohne Ende. Es ist ein Wunder, dass ich am Leben geblieben bin. Einige meiner Kumpels, mit denen ich in jener Zeit unterwegs war, verloren ihr Leben bei einem Autounfall, wenn sie sich betrunken, high oder beides ans Steuer setzten.
Als ich die Schule schmiss, schluckte ich alles, was ich in die Finger bekam, und das war eine Menge. Täglich rauchte ich Pot. Ich probierte Kokain und spritzte mir Heroin. Manchmal nahm ich beides gleichzeitig. LSD schluckte ich beim ersten Mal in Tablettenform. Später lösten meine Kumpels und ich es in Wasser auf und spritzten es uns – die Wirkung setzte sofort ein. Dann versuchten wir, den Pegel zu halten, indem wir schluckten, was gerade greifbar war: Whisky, PCP (wir nannten es „Engelstaub“), Amphetamine, Quaalude, welche das sexuelle Vergnügen steigern sollen …
Ich begann, Drogen zu verkaufen, wodurch ich viel Geld verdiente, von dem ich noch mehr Drogen
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