Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
und sein Temperament im Zaum halten. Aber mein Sohn ist erst fünfzehn Jahre alt, und Ihr Sohn hat zuerst zugeschlagen.“ Damit war das Gespräch beendet.
Es dauerte nicht lange, bis sich herumsprach, dass ich Rock k.o. geschlagen hatte. Das festigte meinen Ruf als jemand, mit dem sich niemand anlegen sollte. Selbst Leute, die mich leicht hätten überwältigen können, hatten Angst, sich mit dem Schüler anzulegen, der Rock beinahe krankenhausreif geschlagen hatte.
Mom verteidigte mich immer, obwohl sie zu dieser Zeit bereits misstrauisch wurde und vermutete, dass in meinem Leben nicht alles so war, wie es sein sollte. Sie bombardierte mich mit Fragen, hakte nach, aber ich leugnete immer, etwas mit Alkohol und Drogen zu tun zu haben. Irgendwann glaubte sie mir dann nicht mehr, aber in ihrem Hinterkopf klang die Prophezeiung nach, dass ich eines Tages Prediger sein würde. An diese Hoffnung klammerte sie sich.
Doch bis sich diese Hoffnung erfüllte, sollten viele Jahre vergehen, die meinen Eltern viel Herzeleid bescherten. Aber selbst die Zeit in der Schule und all die vergeudeten Jahre, die danach folgten, trugen dazu bei, mich zu formen und mich vorzubereiten auf meine spätere Arbeit für die schwachen, unschuldigen Menschen in Afrika, die nicht für sich selbst kämpfen konnten.
Nach meiner ersten Reise in den Sudan 1998 nahm ich mir fest vor, in dieses Land zurückzukehren. Diese Kinder und ihre Familien brauchten jemanden, der in diesem Krieg für sie eintrat. Aber war ich das? Ich lebte in einer vollkommen anderen Welt, hatte eine eigene Familie, für die ich sorgen musste, eine Aufgabe, für die ich Verantwortung trug. Wie sollte sich dieser Übergang von einem Leben in ein anderes vollziehen? Ich hatte keine Ahnung.
„Junge, eines Tages wird dich noch jemand umbringen!“ Diese Vorhersage erfüllte sich während meiner Jahre als Gesetzloser nicht. Würde sie sich nun auf dem Schlachtfeld eines afrikanischen Bürgerkrieges erfüllen?
Meine erste Reise hatte ich als Bauunternehmer unternommen. Jetzt wollte ich ins Land kommen, um zu kämpfen. Kämpfen war mein Leben. Aber das hier war etwas anderes. Dieses Mal kämpfte ich Gottes Kampf um die Kinder, und ich spürte, dass er mich drängte, in dieses Land und zu diesen verzweifelten Menschen zu gehen. Mein Vater war einige Jahre zuvor gestorben, aber während ich Pläne schmiedete, nach Afrika zurückzukehren, hörte ich ihn sagen: „Junge, das machst du richtig.“
4
Der Ruf nach Afrika
Zwischen Sturheit, Glaube und Tat
„Komm doch mit“, sagte meine Frau. „Es ist wirklich eine besondere Veranstaltung in der Kirche.“
Die Kirche war ein zeitgenössischer flacher Bau, aus Ziegeln gemauert, unterbrochen von vertikalen Blenden aus grobem Stein. Ich erinnerte mich, wie ich als Kind oft in dieser Kirche war. Mittlerweile besuchte ich die Gottesdienste kaum. Das änderte sich an einem heißen Juniabend im Jahr 1992.
Denn an diesem Abend ging ich tatsächlich mit meiner Frau Lynn zu dieser Veranstaltung. Sie war Christin, ich nicht, und das machte mir irgendwie zu schaffen. Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich eifersüchtig auf Jesus war. In Lynns Leben gab es nicht mehr nur mich, sondern auch noch eine andere Person. Am Sonntagmorgen wollte sie nicht mehr mit mir zum Angeln gehen oder auf den Flohmärkten stöbern. Sie wollte sonntags nicht mehr ausschlafen. Und an Abenden, an denen in der Kirche eine Veranstaltung stattfand, wollte sie nicht mehr mit mir zum Essen ausgehen. Deswegen gerieten wir häufig in Streit. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass das an mir lag. Aber ich wollte es nicht zugeben. Ich wollte den Sieg davontragen.
Die Gebete meiner Frau
Eines Nachts wurde mir mit absoluter Gewissheit deutlich, dass meine Frau mich liebte – und mit ihrem Glauben nicht so ganz verkehrt lag. Ich wachte mitten in der Nacht auf, weil ich glaubte, ein Geräusch im Haus gehört zu haben. Ich blickte zur Seite und sah Lynn am Bett knien. Sie betete für mich. Ich wollte nach ihr greifen, konnte mich aber nicht rühren und kein Wort sagen. Ich war wie gelähmt, in meiner Position erstarrt. Ich konnte nur daliegen und zuhören, wie sie Stunde um Stunde für mich betete.
Einige Monate später überredete sie mich, sie zu einem Evangelisationsabend zu begleiten. Es war sehr heiß draußen, und in der Kirche noch viel heißer. Voller Inbrunst sang die Gemeinde ihre Lieder und lobte Gott. Ich saß in der letzten Reihe und beobachtete
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