Macho Man: Roman (German Edition)
der Schlümpfe gesungen.«
»Das macht dich also scharf?!«
»Ja. Und jetzt würde ich sagen: Der Flötenschlumpf fängt an...«
Wir lachen. Das alberne Kichern geht über in ein lüsternes Lachen. Und schon fliegen Klamotten durch die Gegend. Ich kann Aylins nackten Körper nicht sehen, sondern nur fühlen, weil sich unsere Lippen einfach nicht mehr trennen wollen. Wir verschmelzen vollkommen, und das Erstaunlichste: Ich höre auf zu denken. Vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben. Natürlich hatte ich schon Sex, aber ich habe dabei nie aufgehört zu denken. Ich habe immer gedacht: Gefällt ihr das? Kann ich jetzt kommen oder ist sie dann enttäuscht, weil es nicht lange genug gedauert hat? Was hat es zu bedeuten, dass ihre Brustwarzen nicht mehr ganz so hart sind wie eben? Zugegebenermaßen habe ich sogar einmal über das Spiel 1. FC Köln gegen Dynamo Dresden nachgedacht.
Aber jetzt, hier, mit Aylin, gibt es keine Fragen. Alles passiert einfach. Und es ist unglaublich schön. Und geil. Und nicht zu beschreiben. 24 25
Eine halbe Stunde später, oder drei Stunden, oder zehn Minuten, keine Ahnung, liegen Aylin und ich nackt aneinandergekuschelt unter dem Bettlaken, und ich merke, dass sie eingeschlafen ist. Ich höre ihren Atem und bin glücklich. Was unternehmen wir nicht alles, um das Glück zu finden?! Wir kaufen Bücher, besuchen Seminare, versuchen, berühmt und bewundert zu werden, Geld anzuhäufen, cool zu sein; wir versuchen, Texte von Peter Sloterdijk zu verstehen oder beim Gehen die Brust nach vorne zu strecken;
wir fahren mitten in der Nacht von Köln nach Berlin, reden in Anglizismen oder kaufen Medikamente gegen jede nur denkbare Krankheit; wir ziehen alberne Unterhosen an, flirten mit Bäckereifachverkäuferinnen oder irgendeiner Gaby Haas, in die wir mal verliebt waren und die wir überhaupt nicht kennen.
Wir wissen auch, dass Glück nicht konservierbar ist. Wir wissen, dass wir vielleicht eine Hochzeitsfeier in einem hässlichen Saal in Leverkusen vor uns haben mit mindestens 500 Gästen und Plastikblumen. Wir wissen, dass wir eventuell mit anhören müssen, wie unser intellektueller Vater sich in seiner Festrede nicht nur für die Verbrechen der Nazizeit entschuldigt, sondern auch Aristoteles zitiert und damit unseren Schwiegervater auf die Palme bringt.
Wir wissen, dass wir uns an diesem Abend möglicherweise 276 mehr oder weniger gelungene Scherze über die Tatsache, dass wir nicht beschnitten sind, anhören dürfen und 487-mal den Satz »Vallaha, du siehst nicht aus wie ein Deutscher«. Wir wissen, dass wir mindestens 1000 Euro für mehr oder weniger schrumpelige Oliven ausgeben. Dass unsere Mutter wahrscheinlich einen halbstündigen Monolog darüber halten wird, wie großartig sie die türkische Hochzeitskapelle findet, die mit arabeskem Jammergesang in Metallica-Lautstärke die Betonwände vibrieren lässt.
Dass unsere Frau unter Umständen niemals pünktlich kommen wird und wir bis an unser Lebensende 50 Anrufe pro Tag von Familienmitgliedern bekommen, die uns mitteilen, wo es gerade günstigen Schafskäse gibt. Dass wir uns vermutlich die nächsten 30 Jahre davor fürchten, was Tante Emine aus dem Kaffeesatz herausliest. Und dass ab jetzt wohl immer akute Lebensgefahr besteht, wenn Trabzonspor ein Tor schießt.
Aber am Ende ist Glück ganz einfach: ein leises Atemgeräusch und eine Geruchsmischung, die man alleine nicht nachmachen kann.
E N D E
24 Liebe Freunde wilder Sex-Szenen, ich weiß, ich habe im ersten Teil versprochen, alles ausführlich zu schildern; da wusste ich aber noch nicht, dass es so unbeschreiblich wird. Abgesehen davon darf ich Marcel Reich-Ranicki zitieren: »Ob einer schreibt: ›lch stecke den Stift in meine Tasche‹ oder ob er schreibt ›Mein Glied glitt in ihre Scheide‹, ist literarisch genau dasselbe.«
25 Liebe Freunde der Stringenz, ich weiß, ich habe geschrieben, dass Fußnoten was für Weicheier sind und dass ich damit aufhöre. Vergesst es einfach. Da war ich nicht ganz zurechnungsfähig.
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DANK
Es gibt viele Menschen, denen ich dankbar bin für ihre Liebe, ihre Freundschaft oder ihre Hilfe. Sie waren oder sind in meinem Leben wichtig, aber ich kann ihnen unmöglich in dieser knappen Danksagung gerecht werden. Sie sollen nur wissen, dass sie in meinem Herzen sind. Hier möchte ich mich auf diejenigen beschränken, die mir bei diesem Buch geholfen haben:
Meine Frau Hülya: Ohne sie hätte es dieses Buch nicht gegeben. Ihre
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