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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Zunge über die Vorderzähne, und ihr mächtiger Rumpf erzittert. Die hübschen Kellnerinnen fegten Scheine und Kleingeld von den Tischen.
    »Na, können wir uns deinen Schießprügel mal ansehen?« Ediks Wortschatz versetzte mich jedes Mal in Verzückung. Scheine von einem bestimmten Wert bezeichnete er mit dem unheimlichen, vorrevolutionären Wort »Katja«. Dass er essen gegangen war, teilte Edik folgendermaßen mit: »Eben war‘n wir Schrippen spachteln!« Zu Beginn einer Party musterte er immer erst die Anwesenden und erklärte: »Heute ohne Fisimatenten! Jetzt geht‘s ran an die Buletten, jetzt wird kein Geld mehr verquackelt!«
    Im Auto setzte ich mich auf den Beifahrersitz. Schutt wurde hinten zwischen zwei Kompagnons untergebracht. Er zog das Maschinengewehr unter der Jacke hervor. Es war in einen Lappen gewickelt. Edik drehte die getönte Scheibe fester zu.
    »Wie viel?«
    Schutt wurde geschäftig: »Ähem – na, also – eigentlich – also wisst ihr – ich dachte ...«
    Edik betrachtete ihn im Rückspiegel.
    »Kurz gesagt – ich dachte ... Also, ihr kennt euch sicher besser aus. Ich mach das zum ersten Mal, versteht ihr? Deshalb ... Wie viel würdet ihr denn geben?«
    Edik änderte seine Haltung nicht und schwieg.
    »Ich vertraue euch.«
    Pfui! Wer sagt denn so was? In Ediks Augen blitzte wie das Dollarzeichen in den Pupillen von Dagobert Duck nur ein Wort auf: »Trottel!«
    Schutt knetete seine Finger und verzog den Mund zu einem breiten Lächeln. Er saß ziemlich unbequem zwischen den fleischigen Kompagnons. Edik öffnete das Handschuhfach und warf das Bündel hinein.
    »Gut. Ich werde mich mit den Kumpels beraten. Wir treffen uns und reden drüber.«
    »Ja, dann – gut. Und wann treffen wir uns?«
    Schutt merkte, dass irgendwas schief lief. Aber vielleicht machte man die richtigen Geschäfte ja so?
    »Irgendwann treffen wir uns schon noch.«
    Edik lächelte räuberisch.
    * * *
    Schutts Mutter war Lehrerin. Wenn ich mich nicht irre, hat sie sogar eine Medaille für besondere pädagogische Verdienste erhalten. Eine noch relativ junge, große Frau mit schmalen Lippen. In ihrer bizarr verschachtelten Petersburger Wohnung hatte sie eine durch einen Schrank abgeteilte Ecke. Auf einem Tisch mit einer Leselampe lagen Stapel von Heften und pädagogischen Handbüchern. Die Mutter war kein Kind von Traurigkeit. Sie trank auch schon mal Wein mit den Freunden ihres Sohnes und schnitt ihnen eigenhändig Käse auf. Ich redete sie mit »Sie« und Vornamen an.
    Außerdem lebte in der Wohnung ein Kater. Mit den Jahren war er fast blind und kahl geworden. Unter dem Fell sah man schon die graue Haut mit Muttermalen. Schutt brachte ihn regelmäßig zum Tierarzt. Nie vergaß er, ihm Milch in sein Schüsselchen zu gießen. Wenn er vorm Fernseher saß, kraulte er den schlafenden Kater hinter dem Ohr. Der Fernseher war in eine Schrankwand gezwängt. Drumherum standen alte Bücher. Hauptsächlich russische Klassiker. Das Seltsamste war, dass diese Bücher tatsächlich gelesen wurden. Mehrmals entdeckte ich auf dem Sofa einen aufgeschlagenen Tschechow oder auch Leskow. Außerdem lebte in der Wohnung noch Schutts uralte Oma.
    Ich weiß nicht, warum er zu den Seefahrern gegangen ist. Vermutlich einfach, weil er sich vor der Armee drücken wollte. Das Institut hat Schutt mit Auszeichnung beendet. Ich habe ein Foto gesehen, wo er in der nagelneuen Uniform eines Offiziers der Handelsflotte auf dem Deck seines ersten Schiffes steht. Vom sechsten Semester an wurde ihm gestattet, nicht in der Kaserne, sondern zu Hause zu wohnen. Irgendwann in dieser Zeit hat er Sweta kennen gelernt. Ständig weit aufgerissene Puppenaugen und runde Wangen. Überhaupt nicht mein Typ Frau. Aber zugegeben – sie war schon recht hübsch. Die erste Zeit studierte Sweta noch irgendwo. Dann hörte sie damit auf und zog in Schutts Wohnung.
    Wann auch immer ich bei ihnen vorbeikam, wirtschafteten Sweta und Schutts Mutter in der Küche herum. Ich wurde sofort mit heißem, frisch aufgebrühtem Tee bewirtet. »I don‘t drink tea, I drink coffee , my dear«, aber es abzulehnen wäre peinlich gewesen. Beide lächelten und sagten, wie nett, dass ich vorbeikäme. Ich hatte den Verdacht, dass beide glaubten, ich hätte einen schlechten Einfluss auf Schutt. Wenn er mit mir wegging, kam er gewöhnlich erst nach Mitternacht nach Hause und zielte lange vergeblich mit dem Schlüssel auf das Schlüsselloch. Oft musste er sich übergeben. Schutts Frauen schrien ach

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