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Mach's falsch, und du machst es richtig

Mach's falsch, und du machst es richtig

Titel: Mach's falsch, und du machst es richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ankowitsch
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ermöglichte, einen letzten Rest an Autonomie und Würde zu bewahren. Wer seinem unvorstellbaren Leiden noch eine Pointe abringt, der hat sich davon nicht unterkriegen lassen und sich von den aufgezwungenen Regeln des KZ s zumindest ein Stück weit entfernt.
    Sagen Sie, was Sie sagen wollen, indem Sie sagen, andere würden es sagen, nicht aber Sie: In Japan gilt es als unhöflich, die eigene Meinung direkt zu äußern. Die Menschen bedienen sich daher einer eleganten Variante der Negation, um dennoch zu kommunizieren, was sie denken. Sie sagen: «Ich selber glaube das nicht, aber man sagt, daß Tapeten mit Blümchenmuster nicht mehr ganz dem aktuellen ästhetischen Stand entsprechen.» So können wir uns eine These zu eigen machen, indem wir sie negieren. Und schon sind Sie ein Stückchen weiter. Welches konkrete Stückchen das ist, können freilich nur Sie entscheiden.
    Verbieten Sie jene Dinge, die Sie durchsetzen wollen: Verbote sind wunderbar. Sie bringen uns erst auf Ideen, an die wir im Traum nicht gedacht haben, und sie animieren uns dazu, gegen sie zu verstoßen, denn nur so kann unser Ich in den Zustand der Ruhe zurückkehren. Daher sollten Sie liebenswerten Menschen auch nur jene Dinge untersagen, die diesen guttun. Wollen Sie zum Beispiel Ihre Kinder für ein neues Buch interessieren oder sicherstellen, daß sie Ihre schriftlichen Anweisungen lesen, stecken Sie sie einfach in eine Kiste und kleben Sie einen Zettel mit der Aufschrift dran: «Schaut keinesfalls in diese Kiste!» Weil der Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen meist deutlich geringer ist als angenommen, wirkt diese Intervention auch bei den Großen. So startete im Oktober 2008 eine Gruppe von Hollywoodstars, zu der Will Smith, Justin Timberlake, Leonardo DiCaprio, Orlando Bloom, Julia Roberts und Dustin Hoffman gehörten, die Kampagne « 5 Friends». Sie sollte Staatsbürger der USA dazu animieren, sich für die Präsidentenwahl registrieren zu lassen. Dabei bedienten sich die Schauspieler des erwähnten Tricks und forderten die Menschen dazu auf, keinesfalls wählen zu gehen; wozu auch, eine einzelne Stimme zähle doch nichts. Diese von Steven Spielberg inszenierten Clips sind aus zwei Gründen spannend anzusehen: Zum einen kann man ganz wunderbar beobachten, wie sehr diese paradoxe Strategie die Menschen durcheinanderbringt. So weigert sich beispielsweise Harrison Ford vor laufender Kamera, fürs Nichtwählen zu werben; niemand könne ihm garantieren, daß diese Strategie nicht nach hinten losgehe. Andere Stars wiederum brauchen mehrere Anläufe, bis ihnen das «Don’t vote!» einigermaßen glaubwürdig über die Lippen kommt. Und schließlich ertappt man sich dabei, wie einen die ultimative Aufforderung, keinesfalls wählen zu gehen, sehr schnell dazu bringt, es unbedingt zu wollen.
    Dementieren Sie Ihre Wünsche und melden Sie damit Ihre Ansprüche an: Wollen Sie ins Gespräch kommen, dementieren Sie einfach, weshalb Sie ins Gespräch kommen wollen: Daß es keine aktuellen Überlegungen gebe, das Unternehmen zu verlassen, die Stadt zu wechseln, eine ausgedehnte Weltreise zu unternehmen – was auch immer. Indem Sie etwas dementieren, machen Sie Ihre Umgebung darauf aufmerksam, daß etwas Derartiges zumindest möglich ist. Wenn Sie also betonen, aktuell nicht darüber nachzudenken, sich beruflich zu verändern, signalisieren Sie den Headhuntern Ihrer Umgebung, daß es keine Grundsatzfrage für Sie ist, sondern bloß eine des richtigen Angebots. Es hängt von Ihrem persönlichen Geschick ab, diese Dementis so elegant und subtil zu plazieren, daß Sie als Absender nicht erkennbar sind. Sorgen Sie daher idealerweise dafür, daß jemand anders den Job für Sie übernimmt. Erfolg garantiert ein Dementi freilich nicht. Aber in die Welt setzen können Sie ein Thema mit dessen Hilfe allemal. Und wer weiß, was im Anschluß daran geschieht.
    Sie können für diesen Plan auch eine Homepage ein wenig zweckentfremden, die es seit kurzem gibt. Sie heißt icorrect.com und bietet eine zentrale Anlaufstelle für alle, die sich über den Wahrheitsgehalt bestimmter Gerüchte informieren wollen, die über Persönlichkeiten im Umlauf sind. Nach dem bisher Gesagten erscheint es wenig sinnvoll, dort
wirklich
etwas berichtigen zu wollen. Denn wenn diese Seite etwas ist, dann eine ideale Anlaufstelle für alle Menschen, die sich auf den aktuellen Stand bringen wollen, welche Gerüchte über wen in Umlauf sind – und zwar
nicht
, um sie anschließend

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