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Mach's falsch, und du machst es richtig

Mach's falsch, und du machst es richtig

Titel: Mach's falsch, und du machst es richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ankowitsch
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gar nicht erfahren wollen? Oder die im Gegensatz zu dessen erklärten Zielen stehen? So könnten Sie beispielsweise Ihren Partner fragen, wie Sie ihn binnen kürzester Zeit garantiert unglücklich machen könnten. Oder den Vorstandsvorsitzenden einer Bank, womit man erfolgreich ein Geldinstitut ruinieren kann. Oder den Politiker, welchen Nutzen er davon hat, daß seine großangelegte Gesetzesinitiative gescheitert ist. Sie sollten davon ausgehen, daß Sie entweder eine verblüffende Antwort bekommen oder in hohem Bogen rausfliegen. Aber den Versuch war es immerhin wert, oder nicht? Ganz zu schweigen von der durchaus realistischen Chance, daß Ihr Gegenüber auf Ihre paradoxe Frage einsteigt und Ihnen zum erstenmal seit langer Zeit eine Antwort gibt, die Sie aufhorchen läßt. Ein Beispiel für so eine Antwort kann ich Ihnen nicht geben – das müssen Sie schon selber erledigen.
    Sagen Sie die Wahrheit: Neulich auf dem Flohmarkt. Zwischen den Hunderttausenden Waren und Schildchen sticht ein Pappendeckel hervor. Darauf steht mit dickem Filzstift geschrieben: «Hier ist alles seeehr teuer.» Das stimmt natürlich nicht, weil alles seeehr billig ist. Aber der Bruch mit der Regel, stets das günstigste Angebot haben zu wollen, sorgt dafür, in einem Buch über paradoxe Lebensführung erwähnt zu werden. Abgekauft habe ich den Leuten am Flohmarktstand nichts. Aber man kann es ja mal versuchen – so wie Sie das nächste Mal. Sie könnten sich beispielsweise ein Schild basteln, «Bitte sehen Sie mich und mein Buch nicht an!» draufschreiben, die Eröffnungspressekonferenz der nächsten Buchmesse besuchen und beobachten, was geschieht.
    Stellen Sie Ihre Schwächen aus: Eine klassische Verhaltensregel legt uns nahe, unsere persönlichen Defekte möglichst zu verschweigen. Vor allem bei der Partnersuche. In dem Zusammenhang wird uns gerne geraten, beim Bauchumfang ein paar Zentimeter wegzulassen, um sie bei der Körpergröße draufzuschlagen. Nicht so in den «ehrlichen Kontaktanzeigen» des Monatsmagazins
Neon
. Dort versuchen sich Monat für Monat kontaktsuchende Leser in der Kunst der Regelverletzung, indem sie erzählen, was alles an ihnen nicht ganz so gut ist. In der Hoffnung, daß sie genau jenen Effekt erzielen, wie ihn Watzlawick beschrieben hat: daß nämlich das Zuviel an Schlechtem in Gutes umschlägt – und sie am Ende besser dastehen als die hemmungslosen Selbstanpreiser.
    So können wir zum Beispiel in
Neon
lesen: Franziska, 30 : «Beständigkeit ist nicht unbedingt meine Stärke. Ich habe andauernd Angst, anderswo was zu verpassen.» Alexander, 27 : «Ich glaube, mir fehlt ‹das gewisse Etwas›. Frauen verlieben sich nicht in mich.» Nicole, 32 : «Ich kämpfe mit einem Fußklimaproblem. Meine Anwesenheit kündigt sich durch eine herbe Duftwolke an, sobald ich die Schuhe aufschnüre.» Und Sebastian, 25 , sei «ein Misanthrop, der drei Tage ohne Kontakt zur Außenwelt DVDs nach Verpackungsfarbe sortieren kann». Nicht bekannt ist, ob die angesprochenen Fehler «echt» sind oder danach ausgesucht wurden, wie effektiv sie gegen das Idealbild verstoßen.
    Wenn Sie diese Methode anwenden, sollten Sie jedenfalls darüber nachdenken,
wie
ehrlich Sie es meinen. Denn über den tatsächlichen Erfolg dieser Anzeigen ist ebenfalls nichts Näheres bekannt – man zähle die Reaktionen nicht, das sei Privatsache der Inserenten, sagt
Neon
-Chefredakteur Michael Ebert. Von der These, daß es sich um paradoxe Kontaktanzeigen handle, hält er übrigens nicht viel: «Die Idee der Rubrik war der Versuch, das übliche Muster der Kontaktanzeigen zu konterkarieren», schreibt er. «Dass man auf eine ehrliche Anzeige, die mit den eigenen Schwächen spielt, oft positive Reaktionen erhält», findet er weiter nicht überraschend. «Warum nicht gleich davon erzählen? Da ist das Schlimmste ja schon geschafft.» Na, wenn das nicht gegen alle Regeln verstößt?
    Daß der offene Verstoß gegen geltende Schönheitsideale durchaus erfolgreich sein kann, beweisen Danny DeVito, Madonna, Alfred E. Neumann, Arnold Schwarzenegger, Laurence Fishburne, Lauren Hutton, Samuel L. Jackson, Elton John, Eddie Murphy, Vanessa Paradis, Ronaldo, SpongeBob und Christopher Walken – sie alle haben eine Zahnlücke.
    Daß unseren Möglichkeiten, mit Konventionen zu brechen, kaum Grenzen gesetzt sind, zeigt jenes große Plakat, das ein Mann unbekannten Namens hat anbringen lassen: Es ist wie einer jener kleinen Zettel gestaltet, mit deren Hilfe

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