Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
die nur darauf warteten, verschickt zu werden.
„Die Chefetage ist da oben auf der Empore“, sagte Gregory und deutete auf einen Laufsteg aus Metall, der dem bei Spaulding ähnlich sah.
„Welches ist Nicos Büro?“
„Das letzte. Das erste war Sals Büro und dient jetzt als Lagerraum, jedenfalls sah es für mich danach aus. Im mittleren sitzt der Leiter der Anlage.“
Im Schein der Taschenlampe stiegen sie rasch die Treppe hinauf. „Wonach suchen wir eigentlich genau?“ wollte Rachel wissen.
„Nach alten Büchern, Kontoauszügen, Depotbelegen, irgendetwas, das große Überweisungen erkennen lässt.“
„Werden Überweisungen nicht elektronisch abgewickelt?“
„Heute ja, aber nicht in den sechziger Jahren.“
Nicos Tür war verschlossen, und Gregory musste abermals seinen kleinen Werkzeugsatz hervorholen. Entweder war dieses Schloss einfacher zu knacken, oder Gregory steigerte sich, in jedem Fall gab der Mechanismus bereits nach wenigen Sekunden nach.
Nicos Büro war tipptopp aufgeräumt, mehrere Aktenschränke säumten die gegenüberliegende Wand, ein Schreibtisch mit Computer, ein Telefon und ein Foto von Erica. An den Händen hingen Farbdrucke von Dassante-Walnüssen in verschiedenen Verpackungen. Das große Fenster erlaubte einen ungehinderten Blick auf die gesamte Produktionsebene.
„Okay, an die Arbeit“, sagte Gregory. „Du nimmst den Schreibtisch, ich kümmere mich um die Schränke.“
„Die Schubläden sind verschlossen.“
Gregory fluchte leise. „Bürotür abgeschlossen, Schreibtisch zu, Schränke verriegelt. Also wenn der Kerl nichts zu verbergen hat, dann weiß ich es nicht.“
„Vielleicht ist er nur misstrauisch.“
Nach fünfunddreißig Minuten Suche hatten sie nichts finden können, was einen Hinweis darauf gab, dass Nico von Dassante Farms Geld veruntreut hatte. Auch Gregorys Bemühungen, auf den Computer zuzugreifen, mussten nach einem halben Dutzend Fehlversuchen aufgegeben werden, da keines der Passwörter akzeptiert wurde, die er eintippte.
„Verdammt“, sagte er und schaltete den Computer aus. „Er muss das ganze Zeugs zu Hause haben.“
„Vielleicht hat sich Mario auch geirrt, und Nico hat nie Geld veruntreut.“
„Er hat bei der Army Geld gestohlen. Einmal ein Dieb, immer ein Dieb.“
„Und was sollen wir jetzt machen?“ Eigentlich hatte sie ihn fragen wollen, wann sie endlich wieder gehen würden.
„Wir kehren nach Hause zurück und entwickeln einen neuen Plan.“
Das gefiel ihr gar nicht. „Du denkst doch wohl nicht daran, in Nicos Haus zu suchen?“
„Das weiß ich noch nicht.“ Er zog gerade die Bürotür ins Schloss, als er plötzlich innehielt. „Hast du das gehört?“
Rachel erstarrte. „Was gehört?“ flüsterte sie.
Er machte das Licht aus. „Schritte. Ich glaube, sie kamen aus Sals Büro.“
Rachel lauschte, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich kann nichts hören.“
„Schht.“ Er presste sich gegen die Wand und legte eine Hand schützend vor Rachel, als ein Schatten aus Sals Büro eilte und auf die Treppe zurannte.
„Stehen bleiben!“
Gregory verfolgte den Eindringling und trat dabei so fest auf den Laufsteg auf, dass Rachel die Erschütterung spüren konnte. Bevor der Flüchtende die erste Stufe erreicht hatte, sprang Gregory mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Sie hörte ein lautes Ächzen, während beide Männer stürzten und zu einem Gewirr aus Armen und Beinen wurden.
Der Kampf dauerte nur Sekunden, dann drehte Gregory den Mann um und setzte sich auf ihn.
Rachel betete, dass er sich nicht mit einem Wachmann oder sogar einem Polizisten angelegt hatte, und ging auf die beiden zu. Sie hörte Gregorys erstaunten Ausruf, als er den Lichtkegel seiner Taschenlampe auf das Gesicht des anderen richtete.
„Luis?“
37. KAPITEL
Gregory richtete sich auf und wartete darauf, dass Luis ebenfalls aufstand. „Was läuft hier, Amigo? Was machen Sie hier?“
Luis schob das Kinn vor. „Das könnte ich Sie auch fragen.“
„Stimmt.“ Gregorys Blick fiel auf ein gefaltetes Blatt Papier, das der Lebensmittelhändler festhielt. „Ist das irgendetwas, das Alyssa Dassante entlasten könnte?“
„Nein.“ Im indirekten Schein der Taschenlampe bemerkte Gregory, dass Luis unbehaglich zu Rachel sah. „Ich habe davon gehört ... dass Ihre Mutter verhaftet wurde, Miss Spaulding, tut mir Leid.“
„Sehen Sie, Luis“, ging Gregory dazwischen, um Rachel an einer Antwort zu hindern, weil er wusste, dass sie ein weiches Herz
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