Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
aufrollte und in den Mund steckte. „Ich weiß, dass Sie als großer Anwalt es gewohnt sind, dass die Dinge so laufen, wie Sie es sich vorstellen. Aber Ihre Taktik des starken Mannes läuft in meiner Abteilung nicht.“ Er sah zu Gregory, der sich völlig damit zufrieden gab, entspannt dabeizusitzen und sich das Schauspiel anzusehen. „Wenn Sie beide also glauben, Sie könnten hier hereinspazieren und mir vorschreiben, wie ich meine Arbeit zu machen habe, dann sind Sie nicht so klug, wie Sie glauben.“
Gregory sah zu seinem Vater, der zu seinem großen Erstaunen lächelte. Noch überraschter war er, als er merkte, dass sich dieses Lächeln beruhigend auf den Polizisten auswirkte.
„Ich würde mir nie anmaßen, einem der besten Polizisten von Napa Valley zu sagen, wie er seine Arbeit machen soll“, sagte Milton milde. „Aber hier steht das Leben einer Frau auf dem Spiel, Detective. Und ich würde meine Arbeit nicht ordentlich machen, wenn ich nicht jeder Möglichkeit nachgehe.“
Bevor Green etwas erwidern konnte, beugte sich Milton vor. „Glauben Sie mir, Detective, ich würde Sie nicht belästigen, wenn ich der Ansicht wäre, dass Nico Dassantes Pathfinder nichts mit der Sache zu tun hat. Aber Tatsache ist, dass Father Genardi in der Nacht, in der Sal ermordet wurde, einen dunklen Geländewagen mit einem Dachgepäckträger am Ende der Straße hat stehen sehen. Mein Sohn und ich haben uns in der Nachbarschaft umgehört, und wir haben niemanden finden können, dem ein Wagen gehört, auf den die Beschreibung passt. Aber wir haben herausgefunden, dass Nico einen dunkelgrünen Pathfinder mit Skiträgern fährt.“
Er lehnte sich zurück. „Und jetzt sagen Sie mir, dass ich keinen verdammt guten Grund habe, zu verlangen, dass dieser Pathfinder auf mögliche Blutspuren untersucht wird.“
„Welches Motiv sollte Nico Dassante haben, um seinen Vater zu ermorden?“ fragte der Detective, doch Gregory konnte schon jetzt erkennen, dass Milton ihn auf seine Linie gebracht hatte.
„Geld. Dem Anwalt der Dassantes zufolge war Sal im Begriff, sein Testament zu ändern. Er wollte die Hälfte von allem, was er besaß, seiner Enkelin Rachel Spaulding vermachen.“
„Wusste Nico davon?“
Milton zeigte ein honigsüßes Lächeln. „Das weiß ich nicht, Detective. Wie gesagt, ich will und kann Ihnen keine Vorschriften machen, aber an Ihrer Stelle würde ich darauf brennen, die Antwort auf diese Frage zu erfahren.“
Die beiden Männer sahen sich gut eine halbe Minute lang an, dann nickte Green. „Also gut“, sagte er. „Ich werde Ihnen Ihren Willen lassen und mit dem Richter über einen Durchsuchungsbefehl reden.“ Er richtete einen Finger auf Milton. „Aber seien Sie nicht enttäuscht, wenn er das ablehnt. Er könnte Ihre Auslegung eines möglichen Motivs anders deuten.“
„Das Risiko gehe ich ein.“ Milton erhob sich und streckte ihm die Hand entgegen. „Danke, Detective. Lassen Sie mich wissen, wenn ich irgendetwas für Sie tun kann.“
Green hatte keine andere Wahl, er musste die dargebotene Hand schütteln. Er rang sich sogar zu einem Lächeln durch. „Das werde ich machen.“
„Und Sie sagen mir Bescheid, wenn Sie auf Blutspuren stoßen?“
„Es sei denn“, erwiderte Green sarkastisch, „Sie wollen mitkommen und den Wagen persönlich inspizieren.“
Ein amüsiertes Lächeln blitzte in Miltons Augen auf. „Das überlasse ich lieber den Experten.“
Gregory, dem das Geplänkel außerordentlichen Spaß gemacht hatte, wartete, bis sie das Büro verlassen hatten und außer Hörweite waren, ehe er etwas sagte. „Gut gemacht, Dad. Einen Moment lang dachte ich, er würde uns rausschmeißen. Und dann macht er eine Wendung um hundertachtzig Grad.“
„Logik hat auf die Menschen diese Wirkung.“
Aber es war mehr als das, dachte Gregory bewundernd. Miltons Geduld, Zurückhaltung und sein umfassendes Wissen über menschliches Verhalten hatten ihm einen Vorteil verschafft. Vielleicht würden sie beide sich eines Tages hinsetzen und ausgiebig über dieses Thema reden. Vielleicht.
Sie hatten das Ende der Washington Street erreicht, wo Milton seinen weißen Eldorado geparkt hatte. „Wie lange wird es dauern, bis das Labor die Resultate hat?“ fragte Gregory.
Milton blickte zurück zu dem zweistöckigen stuckverzierten Gebäude. „Wahrscheinlich nicht vor morgen. Ich wollte eigentlich nachfragen, aber ich wollte nicht drängen.“
Gregory lachte. „Bloß nicht.“
Milton öffnete die Wagentür.
Weitere Kostenlose Bücher