Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
„Fährst du zurück nach San Francisco?“
„Ich muss. Ed hat ein Treffen mit einem potenziellen Kunden vereinbart, und da muss ich dabei sein. Danach komme ich zurück für den Herbstball, aber ich habe mein Mobiltelefon mit. Du kannst mich also immer erreichen.“
Milton stieg ein. „Dann viel Spaß.“
Gregory wartete, bis der Cadillac um die Straßenecke gefahren war, dann ging er zu seinem Jaguar.
Annie konnte sich nicht daran erinnern, jemals in einer schlechteren Stimmung gewesen zu sein. Und ausgerechnet heute musste sie sich charmant geben, um für Dutzende wichtiger Großhändler aus dem ganzen Land die Gastgeberin zu spielen.
Der Herbstball fing in wenigen Stunden an, und die Probleme wurden immer größer und stellten sie in jeder Hinsicht auf die Probe. Unter normalen Umständen hätte sie einen kühlen Kopf bewahrt, aber nicht heute. Ihr Gespräch mit Courtney hatte ihr schwer zu schaffen gemacht, und als sie später versucht hatte, noch einmal mit ihr zu reden, hatte sie sich geweigert, aus ihrem Zimmer zu kommen.
Seufzend ging Annie hinüber zum Schlafzimmerfenster. Auf dem Rasen war ein großes weißes Zelt aufgebaut worden, und Lieferanten waren dabei, Zwölfertische aufzustellen. Zu ihrer Linken waren drei Männer damit beschäftigt, die letzten Nägel in die Bühne zu schlagen, während sich ein Elektriker um die Lautsprecheranlage kümmerte.
Sie sah dem hektischen Treiben desinteressiert zu. Mein kleines Mädchen, dachte sie und fühlte sich von den Emotionen fast überwältigt. Ihre süße, wunderbare Courtney, das Beste, was ihr je widerfahren war ... sie liebte Ryan Cummings.
Sie durfte es nicht zulassen. Sie würde dieser krankhaften Beziehung ein Ende machen, jetzt gleich, und dann würde sie Rachel die Wahrheit sagen, was sie von Anfang an hätte machen sollen.
Sie blickte auf ihre Uhr. Drei Uhr. Von Ryan abgesehen, der an einer neuen Mischung arbeitete, waren alle draußen und halfen bei den Vorbereitungen für den Ball. Jetzt war der beste Zeitpunkt, um ihren zukünftigen Exgeliebten alleine anzutreffen.
38. KAPITEL
Als Annie ihm diesmal erklärte, dass sie die Affäre beendete, reagierte Ryan weder wütend noch schockiert, nicht einmal überrascht. Er legte seine Finger aneinander und drückte sie gegen seinen Mund. Sein Ausdruck war seltsam ruhig, und er schien nur darauf zu warten, dass Annie zum Ende kam.
Obwohl sie vor wenigen Minuten noch so mutig und entschlossen gewesen war, ließ ihr die lange, angespannte Stille, die ihrer Erklärung folgte, und die Art, wie er sie ansah, den kalten Schweiß ausbrechen.
Als er endlich etwas sagte, klang er kühl und distanziert. „Ich glaube, dass du dir diese Entscheidung nicht sehr gründlich überlegt hast, Annie.“
Sie straffte die Schultern, entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. „Ganz im Gegenteil, Ryan, ich habe sogar sehr gründlich darüber nachgedacht. Ich kann so nicht weiterleben. Unsere Beziehung sollte Spaß machen und frei von Stress sein. Du hast aus ihr einen Albtraum gemacht.“
Lässig lehnte er sich in seinem Sessel zurück und legte seine Füße auf den Tisch. „Dir ist doch klar, dass ich zur Polizei gehe und sage, dass du mich gebeten hast, Rachel umzubringen?“
„Tu, was du nicht lassen kannst.“
Er hob eine Augenbraue. „Es interessiert dich nicht, was dann mit dir geschieht? Dass du wegen Anstiftung zum Mord angeklagt wirst? Dass du deinen Job verlierst, deine Tochter, alles, was dir etwas bedeutet?“
Er war so sicher, dass sie nachgeben würde. Vielleicht hätte sie es getan, wenn da nicht die Sache mit Courtney gewesen wäre. „Es interessiert mich schon, Ryan. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mir das alles keine Angst einjagt. Aber ich habe größere Angst vor dieser Beziehung.“
„Alles wird in sich zusammenbrechen, wofür du jahrelang gearbeitet hast. Du wirst im Gefängnis alt und grau werden.“
Sie konnte fast hören, wie hinter ihr die Zellentür ins Schloss fiel.
„Du glaubst nicht, dass ich es tun werde, ist es das?“ Er lachte. „Du unterschätzt mich, Baby. Und du unterschätzt meine Liebe zu dir.“
„Das ist keine Liebe, Ryan. Du bist besessen von mir, das ist ein großer Unterschied ...“
Ein lautes Krachen, das von außerhalb des Büros kam, ließ sie beide herumwirbeln. Annie schrie auf. „Was war das?“
Ryan sprang auf und rannte zur Tür. Sein Klemmbrett, das er stets auf das Fass vor seinem Büro legte, war zu Boden gefallen.
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