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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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hatten.
    So wie immer erfüllte ihn dieser Gedanke mit größter Befriedigung. Wer hätte gedacht, dass Salvatore Pietro Dassante, dieser ungebildete, bettelarme Junge aus Pozzuoli, eines Tages so stinkreich sein würde?
    Als Sohn italienischer Eltern, die sich durch den Verkauf von Lumpen ihren Lebensunterhalt verdienten, hatte sich Sal trotz der ärmlichen Verhältnisse nicht davon abhalten lassen, sich seinen Traum zu erfüllen, eines Tages nach Amerika auszuwandern und viel Geld zu verdienen. Doch es war ganz egal, wie hart er arbeitete, wie viele Oliven er pflückte, wie viele Fische er schrubbte oder wie viele Lumpen er wusch, es kam nie genug Geld zusammen, um eine Fahrkarte für eines der eleganten Schiffe zu kaufen, die ein paar Mal im Jahr im Hafen von Neapel anlegten.
    Mit fünfzehn Jahren begann er zu fürchten, dass man ihn so wie seinen Vater für den Rest seines Lebens als „Lumpenmann“ bezeichnen würde. Also beschloss Sal, sich als blinder Passagier auf eines der Schiffe zu schleichen. Er verkündete seinen Eltern diesen Beschluss, doch die zuckten nicht mal mit der Wimper. Da außer ihm jeden Abend noch zehn Geschwister am Küchentisch saßen, bedeutete ein Kind weniger auch ein hungriges Maul weniger, das gestopft werden musste.
    Am 1. September 1939, dem Tag, an dem aus der Gefahr des drohenden Zweiten Weltkriegs bittere Realität wurde, stahl sich Sal auf ein Handelsschiff mit Ziel New York City. Nach etlichen Zwischenstopps und einer Grippeepidemie, der die halbe Crew zum Opfer fiel, lief das Schiff endlich in den Hafen von New York ein, wo der Anblick der Freiheitsstatue Sal zu Tränen rührte.
    Nachdem er aber einen Monat in dieser Stadt verbracht hatte, in der eine Hand voll Einwanderer aus der alten Heimat das große Geld gemacht hatte, kam er zu der Ansicht, dass es ihm dort nicht gefiel. Das Wetter war unbarmherzig, und die italienischen Einwanderer sahen sich immer noch mit vielen Vorurteilen konfrontiert, was es schwer machte, Geld zu verdienen.
    Mit fünf Dollar in der Tasche und einem kleinen Koffer, der alle seine Besitztümer enthielt, reiste er als Anhalter bis Sacramento, wo Sonnenschein und Arbeit im Überfluss vorhanden waren. Er bekam einen Job in einer Snackbar, wo er Teller waschen, den Boden wischen und so ziemlich alles machen musste, was der Boss von ihm verlangte. Als er sechzehn wurde, zog er weiter nach Winters, einer landwirtschaftlichen Gemeinde im Westen von Sacramento, wo er als Walnusspflücker Arbeit fand.
    Die Arbeitstage waren lang, die Bezahlung war schlecht, und die Menschen waren gemein zu ihm. Sie lachten ihn wegen seines italienischen Akzents aus und wegen seines hageren Aussehens. Doch er war derjenige, der zuletzt lachte, denn dieser hagere Junge aus Pozzuoli konnte wie ein Affe auf die Bäume klettern und schneller als jeder andere Walnüsse pflücken. Und da sie nach geernteter Menge bezahlt wurden, konnte er jeden Tag doppelt so viel verdienen wie die anderen. Es dauerte nicht lang, da verlieh er Geld an die anderen Arbeiter, die ihn plötzlich nicht mehr aufzogen, und ließ es sich mit Zinsen von ihnen zurückzahlen. Er war nicht gebildet, aber er war auch nicht auf den Kopf gefallen.
    Als der Vorarbeiter, ein gerissener Mann namens Ben Marcione, Sals Potenzial erkannte, stellte er ihn seiner Tochter vor. Nach einem Blick auf das einfache, nicht zu kluge Mädchen sagte Sal zu Ben: „Für hundert Dollar nehme ich sie Ihnen ab.“
    Ben bezahlte ihm nur zu gerne diese hundert Dollar.
    Sal benötigte vierzehn Jahre, um so viel Geld zu sparen, dass er sich eine eigene Walnussfarm kaufen konnte. Weitere drei Jahre verstrichen, dann konnte er das angrenzende Grundstück aufkaufen und expandieren. Und damit begannen die Probleme. Die Nachbarn, die eifersüchtig waren auf den kleinen Spaghettifresser, der es zu etwas gebracht hatte, warfen Sal vor, er habe den früheren Eigentümer des Landes unter Druck gesetzt und ihm nur einen Bruchteil dessen bezahlt, was das Land wert gewesen sei. Was diese Idioten für unmoralisch hielten, betrachtete Sal als gutes Geschäft.
    Einige Zeit später behaupteten diese leidenschaftlichen Liberalen, er nutze seine Arbeiter aus. Dieses Gerücht hatte er schnell verstummen lassen, auf die einzige Weise, die er kannte – mit Bargeld in die richtigen Taschen.
    Zugegeben, er zahlte seinen Arbeitern weniger als den Mindestlohn, und seine Farm war vielleicht auch nicht gerade das „Ritz“, aber die Männer verdienten bei ihm

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