Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
mich sprechen wolltest.“
„Wo ist Nico?“
„Er musste zu einem Treffen mit einem Kunden.“
„Das ist gut. Ich wollte mich ohnehin eigentlich mit dir unterhalten.“ Er verschränkte seine Arme vor der Brust. „Was hältst du von meiner Enkelin?“
Erica lächelte. „Sie ist reizend, Sal. Und sehr klug.“
„Ich glaube, sie mag mich nicht.“
„Sie kennt dich bloß nicht, Sal. Gib ihr Zeit. Gib ihr die Gelegenheit, dich und uns alle hier kennen zu lernen.“
„Sie mag dich.“
Erica zuckte mit den Schultern. „Das liegt daran, dass ich eine Frau bin. In einer unbekannten Umgebung ist eine Frau für eine Frau immer die erste Verbündete.“
„Es ist mehr. Ich habe gesehen, wie sie dich ansieht, wie ihr beide gelacht habt. Wie alte Freundinnen. Das ist in Ordnung“, sagte er, als sie etwas dagegen einwenden wollte. „Ich bin nicht verärgert. Darum habe ich dich ja kommen lassen.“ Er deutete auf einen Sessel. „Bitte, Cara , setz dich doch.“
„Sal?“ Erica klang auf einmal misstrauisch. „Mir gefällt dein Blick nicht. Was ist los? Was hast du vor?“
Als Geste völliger Unschuld breitete er seine Arme aus und ließ sie zur Seite fallen. „Warum glaubt eigentlich jeder, dass ich immer irgendwas vorhabe?“
Erica reagierte mit einem toleranten Lächeln. „Warum bin ich hier, Sal?“
Sal nahm sich Zeit, um eine Zigarre auszusuchen. „Ich möchte, dass du dich mit Rachel anfreundest.“
„Was?“
„Du hast mich schon verstanden. Ich möchte, dass du ihre Freundin wirst. Und ich möchte, dass du für mich hin und wieder ein gutes Wort einlegst.“
„Ach, Sal, ich weiß nicht. Das klingt so hinterhältig.“
Er fuchtelte mit seiner Zigarre umher. „Oh, jetzt erzähl mir nichts von diesem Zeugs, mit dem sie dich in der Kirche bombardieren. Wir sind eine Familie. Und was ich von dir möchte, dient dem Wohl der Familie. Capisci?“ Er baute sich vor ihr auf. „Was ist los? Magst du sie nicht?“
„Doch. Und darum ...“
„Willst du nicht mehr über sie erfahren? Über ihre Arbeit? Über ihre Hobbys? Solche Dinge.“
„Ja, aber ...“
„Also, wo ist das Problem?“
„Das Problem, Sal, liegt darin, dass wir sie in keiner Weise unter Druck setzen wollten.“
„Wer redet hier von Druck? Ich bitte dich nur, ihr einen Besuch abzustatten, sie zu fragen, wie es ihr geht, zu sehen, ob sie irgendetwas braucht. Kannst du mir diesen Gefallen tun?“
„Ich weiß nicht, Sal.“
„Dann begleite ich dich am Sonntag auch in die Kirche.“
Das genügte. Nichts gefiel Erica besser, als Seelen zu retten.
„Oh, Sal“, sagte sie kopfschüttelnd. „Du gehst ja mächtig ran.“
Als Rachel die Außenbezirke von St. Helena erreicht hatte, hatten sich Dämmerung und leichter Nebel über das Tal gelegt. So wie sonst auch, wenn sie aus dieser Richtung gefahren kam, mied sie die viel befahrene Route 29 und nahm stattdessen den Silverado Trail, der direkt zur hinteren Einfahrt von Spaulding Vineyards führte.
Kurz vor einer Reihe von gefährlichen Kurven bremste sie den Cherokee ab, während sie gleichzeitig in den Rückspiegel sah. Der Pick-up war noch immer hinter ihr. Zuerst war er ihr kurz hinter Winters auf der Route 128 aufgefallen, ein alter, verdreckter Pick-up, wie man ihn in dieser landwirtschaftlich geprägten Gegend zu Dutzenden sehen konnte.
Dass sie ihn bemerkt hatte, lag daran, dass er sie zu verfolgen schien. Wenn sie langsamer wurde, bremste auch der Fahrer des Pick-up ab, und wenn sie Gas gab, beschleunigte er ebenfalls. Obwohl er mehr als einmal die Gelegenheit gehabt hätte, hatte er sie nicht überholt.
Zunächst hatte sie überlegt, ob es sich vielleicht um Nico handelte, auch wenn sie keine Ahnung hatte, warum er ihr folgte. Als der Fahrer aber keine Anstalten machte, sie zum Anhalten zu bewegen, war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie ihre Abneigung gegenüber diesem Mann auf den Fahrer übertragen hatte, und damit hatte sie sich nicht weiter um ihn gekümmert.
Jetzt aber befand sich außer ihnen beiden niemand auf der Straße, diesmal hielt der Pick-up weniger Abstand zu ihrem Cherokee. Rachel seufzte gereizt. Was war mit diesem Kerl los? Konnte er nicht die Schilder lesen, die eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern vorschrieben? Und wenn er es so eilig hatte, warum hatte er sie dann nicht überholt, als es ihm möglich gewesen war?
Sie versuchte, den Fahrer zu erkennen, aber abgesehen von einer tief ins Gesicht gezogenen weißen Baseballkappe
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