Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Ahnung.“
„Aber ich“, warf Sam ein. „Joe Brock.“
„Oh, nein“, murmelte Courtney. „Nicht Joe.“
Rachel umfasste ihre Nichte fester, als ihr einfiel, dass Courtney mit Joes ältester Tochter befreundet war. „Joe würde das nicht machen“, sagte sie.
Der Officer war sofort hellhörig geworden. „Wer ist Joe Brock?“
„Unser ehemaliger Kellermeister.“
„Er arbeitet nicht mehr hier?“
„Nein, Grandma hat ihn im Juli rausgeworfen, nachdem sie ihn dabei erwischt hat, wie er unsere Weine stehlen wollte.“
Rick sah auf. „War er wütend, als er entlassen wurde?“
„Er hat Gift und Galle gespuckt“, gab Sam zurück. „Und er war sehr ausfallend gegenüber Hannah und Rachel, die die Entscheidung ihrer Großmutter befürwortet hatte. Er war erst letzte Woche wieder hier gewesen und hat eine Szene gemacht, weil Rachel ihn nicht wieder einstellen wollte.“
„Er war betrunken“, sagte Rachel zu Joes Verteidigung.
„Ja.“ Sam sprach gepresst, während er seine Wut unterdrückte. „Betrunken und bösartig und rachsüchtig.“
Rick klappte sein Notizbuch zu. „Ich werde Detective Crowley informieren. Er sollte sich um diesen Fall kümmern. Bleiben Sie alle so lange hier und fassen Sie nichts an. Er wird hier nach Fingerabdrücken suchen wollen.“
Nach gerade mal zehn Minuten war Crowley, ein schmaler Mann um die vierzig, mit einem Labormitarbeiter eingetroffen, weitere zehn Minuten später hatte Rachel ihm alles über den aktuellen Zwischenfall und über ihr Erlebnis auf dem Silverado Trail berichtet.
Crowleys Fragen gingen wesentlich stärker ins Detail als das, was Rick hatte wissen wollen, und er schonte auch nicht die anderen Anwesenden, nicht einmal Courtney. Mit einem stets gleichbleibenden Gesichtsausdruck wollte er von allen wissen, wo sie sich zur Zeit des Unfalls aufgehalten und ob sie irgendetwas Ungewöhnliches wahrgenommen hatten. Von Annie und Courtney abgesehen, die beide von dem Lärm aus dem Schlaf gerissen worden waren, konnte niemand etwas sagen.
Zwanzig Minuten nach Mitternacht beendete Crowley sein Verhör und warf dem Labormitarbeiter einen Blick zu, der daraufhin kurz nickte. „Wir sind hier fertig“, sagte der Detective zu Rachel. „Ich werde mich am Morgen mit Ihren Mitarbeitern unterhalten.“
Rachel stöhnte innerlich auf, als sie daran dachte, welche Störung der Arbeitsabläufe das bedeuten und welche Spekulationen es auslösen würde, sagte aber nichts. Wenn ihr wirklich ein Killer nachstellte, war ihr genauso wie Detective Crowley daran gelegen, ihn zu fassen.
Sanft, aber bestimmt führte Tina Rachel zur Tür. „Komm, Honey, du schläfst heute Nacht bei uns im Haus. Sam wird abschließen.“
„Wir sollten hier erst noch aufräumen ...“
Tina ließ sie den Satz nicht bis zu Ende führen. „Morgen, Rachel. Jetzt legst du dich erst mal hin.“
„Tina hat Recht, Tante Rachel“, sagte Courtney. „Du siehst aus, als würdest du jeden Moment umfallen.“
„Ich bin durchaus in der Lage, nach Hause zu fahren.“
„Oh, verdammt noch mal“, herrschte Annie sie nun auch an. „Rachel, tu einmal in deinem Leben das, was man dir sagt.“
Dann stolzierte sie mit ihrem wallenden schwarzen Negligé nach draußen.
23. KAPITEL
Stimmen und das Klappern von Pfannen und Töpfen holten Rachel aus einem tiefen Schlaf. Sie versank tiefer in die kokonartige Wärme der nach Lavendel duftenden Bettwäsche, öffnete die Augen und versuchte, sich mit ihrer Umgebung vertraut zu machen. Nachdem ihr die Ereignisse des vergangenen Abends wieder ins Gedächtnis kamen, riss sie ihre Augen weit auf.
Sie befand sich im Gästezimmer von Sam und Tina Hughes, und am Abend hatte jemand versucht, sie umzubringen.
Zumindest glaubte das jeder.
Ein dezentes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren morbiden Gedanken. „Ja?“
Tina, die in einem Kattunkleid und weißer Schürze gemütlich aussah, öffnete die Tür und steckte den Kopf ins Zimmer. „Gut geschlafen, Honey?“
Das köstliche Aroma von frisch aufgebrühtem Kaffee zog aus der Küche in das Gästezimmer, Rachel atmete es tief ein. „Unanständig gut, angesichts der Umstände.“
„Gut, du hast nämlich einen Besucher.“
Rachel blinzelte zu der antiken Uhr auf dem Nachttisch. „Detective Crowley?“ stöhnte sie. „Um halb neun morgens?“
„Nicht Detective Crowley.“ Tinas Augen funkelten vor Begeisterung. „Es ist Gregory Shaw.“
„Gregory? Hier?“ Automatisch fuhr sich Rachel durchs Haar.
Weitere Kostenlose Bücher