Macht Musik schlau?
Musizierens sein. Bei dieser Erkrankung gelingt es dem Musizierenden nicht mehr, die einzelnen Finger angemessen zu kontrollieren.Das führt dazu, dass er die Finger nicht mehr einzeln bewegen kann. Es entstehen Mitbewegungen und/oder Krämpfe, die das Spielen erschweren und nicht selten sogar unmöglich machen. Diese Erkrankung hat schon so manche hoffnungsvolle Musikerkarriere jäh beendet oder die entsprechende Entfaltung verhindert. Wahrscheinlich ist die Ursache dieser verhängnisvollen Erkrankung in übermäÃigem Training und gleichzeitigen psychischen Belastungen (Stress) zu suchen (Altenmüller, 2006; Jabusch und Altenmüller, 2006; Jabusch, Zschucke, Schmidt, Schuele und Altenmüller, 2005; Jabusch, Müller und Altenmüller, 2004).
6.6
Zusammenfassung und kritische Würdigung
In diesem Kapitel habe ich darzulegen versucht, in welchem Zusammenhang Musik und Emotionen stehen. Ich fasse die in diesem Kapitel dargestellten Befunde und Erläuterungen zusammen.
â    Bestimmte akustische Reize sind wahrscheinlich biologisch vorbereitet, um bestimmte emotionale Reaktionen hervorzurufen. Viele dieser akustischen können elementare Gefahren signalisieren. Solche Reize sind in vielen Musikstücken «eingewoben».
â    Konsonanz und Dissonanz sind wichtige Elemente der Musikstruktur, die typischerweise mit angenehmen und unangenehmen Reaktionen gekoppelt sind. Obwohl insbesondere in der westlichen Kultur konsonante Musikelemente eher angenehme Reaktionen hervorrufen, darf nicht auÃer Acht gelassen werden, dass gerade die menschliche Lernfähigkeit es ermöglicht, auch Dissonanz (zumindest bis zu einem gewissen Grad) als angenehm zu erleben. Konsonanz und Dissonanz wirken bereits bei Babys. Es ist jedoch nicht ganz auszuschlieÃen, dass bei ihnen bereits Lerneffekte wirksam geworden sind.
â    Wir mögen, was wir schon gehört haben. Der reine Darbietungseffekt
(mere exposure effect)
ist ein vielfach belegtes Phänomen, wonach wir Musikstücke (aber auch kurze akustische Reize) schon nach einmaliger kurzer Präsentation mehr mögen als vor der Präsentation. Dieser reine Darbietungseffekt ist auf unbewusstes (implizites) Lernen zurückzuführen. Diese Form des emotionalen Lernens funktioniert bis ins hohe Alter und auch noch bei Demenz.
â    Aus Befragungsstudien wissen wir, dass die subjektiv angegebene emotionale Musikwirkung sehr variabel ist. Sie hängt vom aktuellen Hörzugang ab. Der gewählte Hörzugang (und damit auch die Motivation, bestimmte Musik zu hören) wiederum unterliegt verschiedenen zeitlichen Einflüssen. Somit kann der Hörzugang tageszeitlich, auf die Woche und das Jahr bezogen variieren. Wir stellen auch gesellschaftlich-kulturelle Veränderungen fest, wonach der Hörzugang zu Musik sich im Lauf der Zeit verändert hat.
â    Emotionale Musik stimuliert das limbische System. Angenehme Musik kann ein «Gänsehautgefühl» hervorrufen, dem ein Aktivierungsmuster des Gehirns zu Grunde liegt, das auch bei Verstärkungen, bei der Befriedigung von Süchten und beim Lernen zu messen ist. Angenehme und unangenehme Musik sind mit typischen Hirnaktivierungen assoziiert.
â    Die starke Ansprechbarkeit des Belohnungssystems durch Musik kann verschiedene Lernprozesse fördern. Insbesondere die Entwicklung von musikalischen Vorlieben wird wahrscheinlich über das Belohnungssystem vermittelt.
â    Musik kann den Hörenden in verschiedene Stimmungen versetzen. Je nach Ausgangslage, aktueller Stimmung und psychischer Belastung kann ein bestimmtes Musikstück fördernde oder hemmende Einflüsse auf die gerade ablaufende psychische Funktion haben.
â    Emotionen haben einen erheblichen Einfluss auf kognitive Leistungen. Insofern sind Leistungsunterschiede in Lern- und Gedächtnisaufgaben auch durch Emotionen erklärbar.
â    Leistungsdruck und Versagensängste können vor allem bei Profimusikern erhebliche körperliche und psychische Probleme auslösen. Die emotionalen Belastungen sind wahrscheinlich auch an der Entstehung der fokalen Dystonie und anderer Musikererkrankungen beteiligt.
7 Wie verarbeitet das Gehirn Musik?
Im Grunde genommen ist dies ja das Thema des gesamten Buches. Deshalb bin ich ja schon in vielfältiger Art und Weise auf die Befunde der
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