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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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Schwierigkeitsebene, dann werden diese Aktionen automatisiert undohne viel Kontrollkapazität durchgeführt. Werden jetzt allerdings komplexere motorische Aktionen gelernt, beginnt das «Spiel» von Neuem, allerdings auf einer höheren Ebene. Weniger Üben verringert den Grad der Automatisierung, und man muss diese durch erneutes Üben wieder herstellen bzw. «auffrischen». 51

    Abbildung 54: Darstellung der Veränderung der Hirnaktivierung im Zuge des motorischen Lernens und der damit verbundenen Verlagerung von lateral nach mesial (1: Präfrontalkortex, 2: Prämotorkortex, 3: Parietallappen, 4: Kleinhirn, 5: SMA = supplementärmotorisches Areal). Zusätzlich sind dann auch Wahrnehmungsareale beteiligt, die wahrscheinlich die erwarteten Wahrnehmungskonsequenzen der Handlung vorwegnehmen (6: Gyrus temporalis medius, 7: Gyrus angularis)
    9.2
    Sequenzierung
    Wenn wir Instrumente spielen, dann werden unterschiedliche Teilbewegungen in eine zeitliche Ordnung gebracht. Wir nennen dies in der Fachsprache Sequenzierung. Dieses Sequenzieren ist ein Prozess, der nicht nur für die Motorik, sondern für fast alle unsere Kognitionen von außerordentlicher Bedeutung ist. 52 So müssen wir beim Denken einzelne Gedanken in eine sinnvolle Abfolge von logischen Gedanken bringen.Beim Sprechen müssen wir die einzelnen Laute zu einer Lautfolge zusammenfassen, um ein Wort entstehen zu lassen. Worte werden zu Sätzen, Sätze zu Diskursen, Diskurse zu Büchern und Bücher zu weltumspannenden Ideen zusammengefasst. In der Motorik habe wir ähnliche Sequenzierungen vorzunehmen, wobei einzelne Teilbewegungen zu Bewegungssequenzen organisiert werden. Dass solche Bewegungssequenzen durcheinander geraten können, sieht man eindrücklich bei einigen Bewegungsstörungen, die infolge von Hirnläsionen in bestimmten Hirngebieten auftreten. Dann können zwar die Einzelbewegungen noch gut bewerkstelligt werden, aber die Bewegungssequenz nicht mehr. Anschauliche Beispiele hierfür sind Apraxien, wobei die betroffenen Patienten einzelne Teilbewegungen noch recht gut durchführen können, während Bewegungssequenzen (aus den gut beherrschten Teilbewegungen zusammengesetzt) nicht mehr fehlerfrei oder teilweise überhaupt nicht mehr bewerkstelligt werden können. Wird z.B. ein solcher Patient aufgefordert, sich Kaffee zuzubereiten, bringt er die Abfolge der Teilaktionen durcheinander. Er schüttet Kaffeemehl in den Wasserbehälter und Wasser in den Kaffeefilter etc. Offenbar ist die Sequenzierung von Handlungen und Gedanken ein für viele Funktionen wichtiger Mechanismus. Darauf hat bereits der berühmte Neuropsychologe Michael Corballis in seinem lesenswerten Buch «
The Lopsided Ape»
hingewiesen (Corballis, 1994). Er schlägt sogar ein Funktionsmodul im Gehirn vor, das quasi übergeordnet zur Verfügung steht, um für eine Reihe von Sequenzierungsaufgaben die Sequenzierung vorzunehmen. Diese Sequenzierungsaufgaben sollen sich explizit nicht nur auf motorische Abläufe beschränken, sondern insbesondere auch für Denkprozesse von grundlegender Bedeutung sein. Corballis nennt diese Hirnstruktur das
General Assembly Device
(abgekürzt: GAD). Dieses GAD soll in der linken Hemisphäre zwischen dem unteren und oberen Stirnhirn (zwischen dem ventralen und dorsalen Frontalkortex) lokalisiert sein (s. Abb.55 ). Schädigungen in dieser Struktur (wie sie z.B. Apraktiker haben), führen dann zu Ordnungsproblemen in verschiedenen Handlungsbereichen. Dass dieses Funktionsmodul wirklich existiert, ist sehr wahrscheinlich, denn gerade in bildgebenden Untersuchungen findet man immer wieder Durchblutungszunahmen in dem vorgeschlagenen Hirngebiet, wenn Handlungen organisiert werden. Bemerkenswert ist, dass Personen mit Musikerfahrung (keine Profis) starke Durchblutungszunahmen im vorgeschlagenen Hirngebiet zeigen, wenn sie sprechen, Sprechakte vorbereiten, oder einfach mit ihren Fingern Rhythmenklopfen. Also selbst bei Tätigkeiten, die nicht direkt mit musikalischen Tätigkeiten assoziiert sind, scheinen Musikerfahrene in diesem Hirngebiet stärkere neuronale Aktivierungen aufzuweisen. Interessant ist auch, dass das vorgeschlagene Hirngebiet bei vielen musikrelevanten Tätigkeiten ebenso aktiv ist. Typische Beispiele sind das Planen von Klavierübungen oder die Vorstellung, ein Musikstück zu spielen. Es ist deshalb zu vermuten, dass Musiker dieses

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