Macht Musik schlau?
säÃen vor einem Computerbildschirm und würden auf einen fixen Punkt auf dem Bildschirm schauen. Ich hätte Sie instruiert, jedes Mal, wenn ein Reiz auf der rechten Seite des Bildschirms erscheint, eine Taste auf der rechten Seite der Tastatur niederzudrücken. Wenn der Reiz auf der linken Seite erscheint, sollen Sie dementsprechend eine Taste auf der linken Seite der Tastatur niederdrücken. Sie vollführen diese Reaktionen immer mit der rechten Hand und beginnen die Bewegung immer von einem Startpunkt in der Mitte der Tastatur. Kommt der Reiz rechts, drücken Sie rechts, kommt er links, drücken Sie links. Diese Anordnung nennen wir
valide
oder auch
kompatible
Anordnung oder Bedingung. Reize und Reaktionen sind den gleichen räumlichen Positionen zugeordnet. In
inkompatiblen
Bedingungen müssen Sie rechts drücken, wenn der Reiz links erscheint und umgekehrt links drücken, wenn der Reiz rechts erscheint. Die Reaktionszeiten in der inkompatiblen Bedingung sind erheblich länger als in der kompatiblen Bedingung. Offenbar benötigt das Gehirn mehr Zeit, um die «voreingestellte» Kopplung (rechts-rechts) aufzulösen und der inkompatiblen zuzuordnen (rechts-links). Die gleichen Effekte löstman aus, wenn die Reize oben oder unten auf dem Bildschirm erscheinen und Sie eine Taste oben oder unten auf der Tastatur zu betätigen hätten. In diesem Fall wären die Reaktionszeiten in den kompatiblen Bedingungen (Reiz oben und Reaktion oben) erheblich schneller als in den inkompatiblen Bedingungen (z.B. Reiz oben und Reaktion unten).
Neben diesen räumlichen Kompatibilitätseffekten gibt es auch Effekte, die durch
mentale Repräsentationen
von gelernten Informationen abhängen. Unter dem Begriff
mentale Repräsentation
fassen wir die Art und Weise zusammen, wie bestimmte Aspekte in unserem Gehirn abgelegt sind. So ist zum Beispiel der Zahlenraum unseres Zahlensystems räumlich kodiert in unserem Gehirn abgelegt. Das bedeutet, hohe Zahlen werden eher mit rechtsseitigen Positionen in Verbindung gebracht, während niedrige Zahlen mit linksseitigen Positionen assoziiert werden. Stellen Sie sich wiederum vor, Sie säÃen vor einem Computerbildschirm und würden eine Neun sehen. In einer anderen Bedingung sähen sie eine Eins. In einer Serie müssten Sie eine Taste auf der rechten Seite der Tastatur so schnell wie möglich niederdrücken; in einer anderen Serie hätten Sie eine Taste auf der linken Seite so schnell wie möglich zu betätigen. Was glauben Sie, welcher Tastendruck schneller wäre? Sie würden schneller mit der rechts angeordneten Taste auf groÃe Zahlen reagieren, während Ihre Reaktionen auf kleine Zahlen schneller sind, wenn Sie die links angeordnete Taste betätigen müssen. Also für kleine Zahlen sind die links angeordneten Tasten kompatibel, während für groÃe Zahlen die rechts angeordneten Tasten kompatibel sind. Dies liegt daran, dass für die meisten Menschen der
Zahlenstrahl
mental wirklich räumlich angeordnet ist. Wie auf einer «Wäscheleine» sind die Zahlen von links nach rechts angeordnet. Dieser spezielle auf die Repräsentation von Zahlen bezogene SRC-Effekt hat mittlerweile einen eigenen Namen erhalten und heiÃt SNARC-Effekt (Spatial-Numerical Association of Response Codes). Auf diesen Effekt werde ich weiter unten etwas ausführlicher eingehen.
Kehren wir zurück zur Welt der Töne. Es gibt auch einen SRC-Effekt für Ton-Raum-Assoziationen. Dieser hat den Namen SMARC-Effekt erhalten (engl.:
Spatial-Music Association of Response Codes
). Hierbei werden den Versuchspersonen nacheinander zwei Töne präsentiert. Die Aufgabe besteht darin zu entscheiden, ob der zweite Ton (man nennt ihn auch den Vergleichston) höher oder tiefer als der erste ist. Die Versuchsperson muss dies durch einen schnellen Tastendruck auf eine Taste am oberen oder unteren Rand der Tastatur anzeigen. Sie können sich natürlich vorstellen, dass es auch hier kompatible und inkompatibleBedingungen gibt. Ist der zweite Ton höher als der erste, drücken wir die obere Reaktionstaste schneller (kompatibel) als die untere (inkompatibel). Das bedeutet, dass die Töne offenbar in unserem Gehirn auch räumlich repräsentiert sind. Interessant ist, dass die Inkompatibilität vom Frequenzunterschied der zu vergleichenden Töne abhängt. Anders ausgedrückt, die Reaktionszeit wird in der
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