Macht nichts, Darling
hätte ich ihr doch nicht zugetraut.«
»Es war ein ziemlicher Schlag für mich. Sie stellte mir absolute Bedingungen, wenn ich mit ihr verlobt bleiben wollte. Keine Farm. Keine Verwalterstelle. Stadtwohnung und Dozentenlaufbahn. Nimm’s oder laß es.«
»Ich hoffe, du hast es gelassen — und sie dazu.«
»Erst nach einem gräßlichen Krach. Immer brieflich, was den Stil bekanntlich noch schlimmer macht. Ihre Bedingungen, schwarz auf weiß, unter a, b und c... na, ich muß schon sagen, sie stanken zum Himmel, und darauf konnte ich natürlich nur antworten, daß ich nur unter meinen eigenen Bedingungen zu haben wäre.«
»Und was kam dann?«
»Ein Telegramm. ERLEDIGT STOP WEITERE DISKUSSIONEN ZWECKLOS.« Er holte einen zerknitterten Papierstreifen aus der Tasche und reichte ihn Sally, und sein Gesicht glich dabei dem eines tief unglücklichen kleinen Jungen.
Sally las den Text noch einmal und sagte: »Der Teufel soll sie holen. Das ist die beste Antwort«, und damit hielt sie das brennende Streichholz, mit dem sie sich gerade eine Zigarette anzünden wollte, an eine Ecke des Telegramms. Sie sahen beide zu, wie es rasch im Aschbecher verkohlte. Nach kurzem Schweigen setzte Sally die Unterhaltung fort:
»Bedeutet das nun wirklich, daß du die Stelle nicht antreten kannst? Genügt es nicht, daß Tante Dorothy dir den Haushalt führt? Sie wäre auf Luthens sowieso viel besser am Platz als Elizabeth. Alle Leute werden von ihr hingerissen sein und mit ihren Sorgen zu ihr kommen, und sie wird auf ihre ulkige zerstreute Art immer klugen Rat finden. Elizabeth wäre dafür ganz ungeeignet. Wirf die Flinte nicht gleich ins Korn, Simon. Du warst doch so scharf auf den Job.«
»Bin ich noch immer, aber Tante Dorothy kann nicht ewig bleiben, und der Verwalter soll nun mal verheiratet sein.«
»Innerhalb von drei Monaten bist du bestimmt verheiratet. Und der Mann, dem du dich vorgestellt hast, ist ja wohl auch von deinen sonstigen Qualitäten überzeugt. Sie wollen dich haben und werden dich wegen Elizabeth nicht fallen lassen. Schick den Brief noch nicht ab, Simon.«
»Du bist ein feiner Kumpel, Sally — warst du von jeher. Aber es hat keinen Zweck. Sie hatten noch ein paar andere sehr ordentliche Bewerber und werden nun einfach den nächsten aus der Reihe nehmen. Ich kenne ihn zufällig, er hat schon viel praktische Erfahrung und obendrein eine nette Frau und zwei Kinder. Die Kinder werden auf Luthens besonders willkommen sein, weil sie die kleine Dorfschule komplettieren.«
»Aber die machen sich ja lächerlich, wenn sie einen Verwalter nur deshalb einstellen, weil seine Kinder der elenden Schule zur Zierde gereichen. Ich komme noch gar nicht über Elizabeths Niedertracht weg. Du mußt die Stelle behalten, Simon, nun gerade. Das würde ihr eins draufgeben.«
»Die Firma würde mir eins draufgeben, wenn ich ihr die Wahrheit verheimlichte. Es geht eben nicht, Sally. Ich muß mich weiter auf die graue Theorie beschränken.«
»Wieso? Du kannst auch woanders Verwalter werden. Sie verlangen nicht überall verheiratete Leute.«
»Auf den großen Gütern scheint es allgemein verlangt zu werden. Und ich will nun mal ein großes Betätigungsfeld.«
Sally sah niedergeschlagen vor sich hin. Elizabeth war ein Scheusal, daß sie Simon so unglücklich machte. Sally ertrug es nicht, ihre Freunde unglücklich zu sehen, und bei Simon ertrug sie es noch weniger als bei andern, weil sie ihn von Kind an kannte und wußte, was für ein prächtiger Kerl er war. Während sie schweigend rauchte, durchzuckten wilde Pläne ihr Hirn — entweder einen letzten Appell an Elizabeth zu richten oder, besser noch, ein reizendes Mädchen ausfindig zu machen, das mit Begeisterung nach Luthens ziehen und außerdem hübsch genug sein würde, um augenblicklich Simons Herz zu gewinnen, so daß er sie vom Fleck weg heiraten konnte.
Sie war so vertieft in ihre Gedankenarbeit, daß sie den großen, wichtig aussehenden Mann, der eben die Teestube betrat, kaum bemerkte. Dieser kam jedoch nach einem kurzen Rundblick direkt auf ihren Tisch zu und streckte Simon, der rasch aufstand, herzlich die Hand entgegen. Simon machte dabei ein höchst verlegenes Gesicht, worüber Sally sich wunderte, denn normalerweise genierte ihn ein Zusammentreffen mit anderen Leuten nicht. Doch die ersten Worte des Neuankömmlings erklärten alles.
»Guten Tag, Mr. Hunter, das nenne ich einen netten Zufall! Ich wollte wegen einiger Fragen auf Luthens noch mit Ihnen reden und
Weitere Kostenlose Bücher