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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wußte nur nicht, wo Sie steckten. Nun können wir uns vielleicht für morgen verabreden und in meinem Büro... Aber entschuldigen Sie, zunächst möchte ich Sie bitten, mich Ihrer reizenden Begleiterin vorzustellen.«
    Es klang so pompös, daß es um Sallys Mundwinkel zuckte, besonders bei der »reizenden Begleiterin« — gab es wirklich Leute, die sich heutzutage noch so ausdrückten?
    Simon wurde noch verlegener und murmelte linkisch das Nötige. Mr. Ford — so hieß er, wenn sie recht verstanden hatte — strahlte Sally mit unverhohlenem Wohlgefallen an. »Sie sind also die junge Dame, die Mr. Hunters Leben auf Luthens teilen wird? Ist es erlaubt, Ihnen aufs herzlichste Glück zu wünschen?«
    Simon wurde dunkelrot und öffnete den Mund, um Mr. Fords Irrtum zu berichtigen, aber Sally ließ ihn nicht dazu kommen. Ein plötzlicher Wahnsinn mußte sie ergriffen haben, wie sie sich später selbst eingestand, denn statt Mr. Ford seine Illusion zu rauben, lächelte sie lieblich zu ihm auf und erwiderte: »Vielen Dank, Mr. Ford. Ich freue mich schon so auf Luthens!«
    Simons Gesichtsfarbe vertiefte sich besorgniserregend. »Eigentlich wollte ich ...«, stotterte er und griff nach der Tasche, in die er den Absagebrief gesteckt hatte. Sally holte tief Luft und fiel ihm abermals ins Wort. Jetzt oder nie!
    »Eigentlich«, fuhr sie strahlend fort, »wollten wir unsere Verlobung noch nicht an die große Glocke hängen. So schnell können wir nicht heiraten, wissen Sie, weil ich... weil ich erst meine eigene Farm verkaufen muß. Aber Sie werden sich wunderbar mit Simons Tante, Mrs. Forster, verstehen, die so nett ist, ihm einstweilen den Haushalt zu führen.«
    Ihr hübsches Gesicht mit den leuchtenden Haselnußaugen und ihr freundliches Wesen gewannen Mr. Fords Herz im Sturm. Er fand, daß Simon glücklich zu preisen sei, und sagte es auch. Von der leichten Scheu des Pärchens war er angenehm überrascht; das war ja etwas ganz Rares bei der heutigen Jugend. Das Mädchen konnte tatsächlich noch erröten, was bei den meisten ihrer Altersgenossinnen nie mehr festzustellen war. Mr. Ford schätzte mädchenhafte Schüchternheit; sie verlieh weiblichen Wesen eine Anmut, die man heute weit und breit leider vergebens suchte. Übrigens war auch der junge Mann ungewöhnlich schüchtern; sein roter Kopf war schon nicht mehr schön. Jedenfalls ein allerliebstes, unverdorbenes Paar!
    Um den jungen Leuten ihre Scheu zu nehmen, plauderte Mr. Ford wortreich über das Gut, über das Verwalterhaus, dessen »schönster Schmuck« Sally demnächst sein würde, über Mitarbeiter und Bewirtschaftungsprobleme. Sally vermied sorgfältig Simons Blick und heuchelte brennendes Interesse. Mr. Ford zweifelte nicht, daß diese Kleine trotz ihrer Jugend eine echte tüchtige Verwalterfrau für Luthens abgeben würde. Gut, daß sie selbst eine Farm besaß. Eine Städterin wäre nicht das Richtige für Luthens gewesen; die Gefahr der Langeweile und Unzufriedenheit lag zu nahe.
    Simon blieb auf peinliche Weise einsilbig und focht offenbar schwere innere Kämpfe aus. Doch als er sich verabschieden wollte, hinderte ihn seine Braut mit der Bemerkung »Mr. Ford erzählt so interessant!« am Aufstehen. Sie schien die Belehrungen eines älteren, erfahrenen Mannes im Moment tatsächlich einem Tête-à-tête mit ihrem Verlobten vorzuziehen. Mr. Ford strahlte mehr denn je. Ein prächtiges Mädchen!
    Trotzdem mußte die Unterhaltung einmal enden, und Sally erhob sich mit anmutigem Bedauern. Zu ihrem Entsetzen zögerte jetzt Simon, und seine Hand irrte abermals zur Tasche. Wollte er all ihre verzweifelten Bemühungen zunichte machen und den Brief zum Schluß doch noch hervorholen? Ihr flehender Blick suchte den seinen und hielt ihn fest. Dann kam seine Hand wieder aus der Tasche... und legte ein paar Münzen für den Tee auf den Tisch. Sally ließ Mr. Fords wiederholte Glück- und Segenswünsche über sich ergehen, versprach einen baldigen Besuch auf Luthens und führte Simon, um nicht im letzten Moment eine Katastrophe heraufzubeschwören, mit festem Armdruck hinaus.
    Auch ihre Nerven fingen an, ein wenig nachzulassen. Was hatte sie da wieder angestellt! Es war eine Impulshandlung gewesen, wie gewöhnlich, nur daß sie diesmal an Wahnsinn grenzte. Simons unglückliches Gesicht und der dringende Wunsch, ihm den ersehnten Job zu erhalten, hatten sie dazu getrieben.
    Sein Gesicht war nicht mehr unglücklich. Sally sah vorsichtig von der Seite zu ihm auf und versuchte

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