Macht nichts, Darling
helfen. Inzwischen girrte sie in reizend vertrauensvollem Kleinmädchen ton weiter: »Oh, ich habe es Ihnen auf den ersten Blick angesehen. Auf Luthens werde ich mich wie im Himmel fühlen... Langweilig? Aber wieso denn? Ich bin doch selbst ein Landkind mit Leib und Seele und habe nie die Mädchen verstanden, die nichts als Tanzereien und Parties im Kopf haben. Die sogenannte feine Gesellschaft kann mir gestohlen bleiben!« Dies klang bei aller Bescheidenheit unbeschreiblich selbstgefällig, wie Simon ihr später vorhielt.
Endlich legte sie den Hörer auf und kam mit leicht gerötetem Gesicht zu ihm zurück.
»So, das wäre in Ordnung. Ich hab’ dir ja gleich gesagt, daß er ein Goldstück ist. Er wird keiner Menschenseele etwas verraten, und obendrein will er versuchen, mir einen Interessenten für die Farm zu schicken.«
»Und wenn er das nun unerwartet schnell tut?«
»Ach, nun mach dir doch nicht schon wieder unnötige Sorgen und laß alles Weitere einfach an dich herankommen. Ich habe für den Moment wahrhaftig das Meinige getan. Niemand erfindet gern Tanten und lügt das Blaue vom Himmel herunter. Ich hab’s nur getan, weil ich dich gern habe.«
Endlich lachte er, frei heraus wie der Junge von einst, der sie nach jedem Streich tüchtig ausgescholten und ihr dann immer großmütig verziehen hatte. »Du bist wirklich noch ganz die alte, Sally«, sagte er abschließend. »Von Kind an hast du dir in idiotischer Hilfsbereitschaft die Beine ausgerissen, ohne je rechtzeitig an die möglichen Folgen zu denken. Na, diesmal hat dich deine Herzensgüte ganz schön in die Patsche gebracht. Nun kannst du zusehen, wie du die Suppe auslöffelst.«
Nichts konnte sie bewegen, die Wahrheit dieser Worte zuzugeben, aber im tiefsten Innern neigte Sally derselben Ansicht zu. Na, Simon hatte wenigstens seine gute Laune wiedergefunden und benahm sich besser — das heißt, er rieb ihr nicht mehr dauernd die Tatsache unter die Nase, daß sie ihn in die Klemme gebracht hatte.
4
»Das ist kein Genörgel«, sagte Hugh Davenport mit Engelsgeduld. »Ich habe dich lediglich nach deinen Motiven gefragt.«
»Diese ewigen Fragen sind dasselbe wie Genörgel, denn ich habe dir bereits erklärt, daß ich Simon am Absenden des bewußten Briefes hindern wollte. Ihm lag soviel an der Stelle, und er war so schrecklich enttäuscht.«
»Da Simons Verlobung eine Vorbedingung für die Stelle ist, liegt ihm wohl auch daran sehr viel?«
»Sei nicht so spitzfindig. Dieser Juristenstil imponiert mir gar nicht. Ich wiederhole, daß die ganze Sache höchst einfach ist. Hast du denn noch nie im Leben spontan drauflos gehandelt?« Nein, dachte sie im selben Augenblick angesichts seiner beherrschten Miene, ich wette, dazu ist er gar nicht fähig. Und darum wird er mich nie verstehen.
»So töricht — nein«, antwortete Hugh. »Ich pflege an die Konsequenzen zu denken. Siehst du nicht ein, daß du dich in eine ziemlich zweideutige Lage gebracht hast?«
»Zweideutig... Das ist nun wieder so ein Wort aus dem Gerichtssaal. Ich nenne es Angeberei. Nur damit ich sehe, wie gut du dich auf Kreuzverhöre verstehst.«
Es war hoffnungslos, sie beim Thema halten zu wollen, und Hugh ging daher zur Schocktaktik über. »Schön, und wann werdet ihr heiraten?« fragte er brüsk.
»Heiraten? Bist du verrückt? Natürlich heiraten wir gar nicht. Wie kommst du denn auf die Kateridee?«
»Es ist allgemein üblich«, dozierte Hugh, mühsam an sich haltend, »daß einer Verlobung die Eheschließung folgt.«
»Aber wir sind doch gar nicht verlobt! Ich meine, nicht im Ernst. Nur so, daß Simon die Verwalterstelle auf Luthens antreten kann und alle sehen, wie gut er sich bewährt. Dann kann er mich sitzenlassen.«
Hugh Davenports Mienenspiel drückte deutlich aus, daß er Simon diesen letzten Schritt nachfühlen könnte. »Und inzwischen?« fuhr er unerbittlich fort. »Inzwischen nehmt ihr wohl die Glückwünsche eurer Freunde entgegen?«
»Aber nein. Niemand wird davon erfahren. Mr. Ford weiß, daß es ein Geheimnis ist, und hat Schweigen gelobt. Nun erzähle ich’s außer dir nur noch den Moores. Du bist Rechtsanwalt, und Trevor ist Arzt. Ihr könnt beide auch ohne direkte Schweigepflicht den Mund halten, nehme ich an.«
»Und Alice Moore?«
»Oh, Alice plaudert nie etwas aus. Ich hab’ ihr von Kind an alles erzählt, und sie hat immer dichtgehalten. Das mit Simon erzähle ich ihr nun auch, damit sie nicht auf komische Gedanken
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