Macht nichts, Darling
sie konnte ein kurzes Kichern nicht unterdrücken.
»Ich will dir doch nur die Sorge nehmen, daß ich... wie sagt man das? Daß ich die Situation ausnütze. Das ist nicht mein leisester Wunsch. Dafür kenne ich dich wirklich schon zu lange. Aber die meisten anderen Mädchen sind ganz verrückt nach athletischen, sonnengebräunten Männern. Sie schwärmen sogar dafür«, fügte sie spitz hinzu, »dauernd angeschrien zu werden.«
»Herrjeh, hör endlich mit dem Blödsinn auf und rede vernünftig!«
»Da haben wir’s schon wieder«, lachte sie. »Attraktiv wie nur was, bloß nicht für mich.« Ihr war wieder ganz wohl zumute. Mit Simons schlichter Wut wurde sie leichter fertig als mit überlegenem Sarkasmus. »Mein Plan ist also der: Vor allem rufen wir jetzt Mr. Ford an und beschwören ihn, unser süßes Geheimnis zu wahren. Er sei der einzige, dem wir es ins Ohr geflüstert haben, aber sonst dürfe es noch keiner wissen.«
»Warum nicht?« fragte Simon grob und geradezu.
»Weil... Moment, laß mich nachdenken... weil ich eine reiche Erbtante habe, die nicht wünscht, daß ich einen Gutsverwalter heirate.«
»Warum? Außerdem hast du gar keine Erbtante. Du hast überhaupt keine Tante.«
»Ist doch egal. Wenn du doch nicht jedes Wort so auf die Goldwaage legen würdest! Tanten sind schließlich nichts Ungewöhnliches, und ich wäre froh, wenn ich wirklich eine reiche hätte. Vielleicht würde sie mir ein paar von den elenden Rechnungen abnehmen... Aber bleiben wir beim Thema. Die Tante ist auf jeden Fall eine rettende Idee. Ich muß mich mit ihr gut stellen, bis ich die Farm verkauft habe — «
»Warum nur so lange?«
Simons wiederholtes »Warum« ging Sally auf die Nerven. »Du bist wie ein Papagei, der nur ein Wort kann und es dauernd sagt. Und dabei soll man nun nachdenken? Jetzt bist du an der Reihe. Zeig mal, ob dir was Besseres einfällt. Schließlich mach’ ich das alles nur deinetwegen, und es ist zum Verrücktwerden, wenn du immer nur >Warum< dazwischenkläffst. Kombinieren wir lieber weiter... Ja, so geht es. Wenn ich meine Tante ärgere, kann sie den Verkauf der Farm verhindern, weil sie meine Hauptgläubigerin ist. Habe ich sie aber verkauft, so bin ich meine eigene Herrin. Darum darf sie nicht vorzeitig von unserer Verlobung erfahren«, schloß Sally und strahlte über ihren plötzlichen Geistesblitz.
»Reichlich dünn.«
»Wie Tante Amy«, phantasierte Sally übermütig. »Sie ist dieser klapperdürre, essigsaure Typ, der Hypotheken kauft und Nichten drangsaliert. Ich werde Mr. Ford schrecklich leid tun, wenn ich ihm all das beichte.«
»Wenn er diese Geschichte schluckt, schluckt er alles.«
»Wetten, daß er es tut?«
»Ich wette nicht mit dir. Früher, als dummer Junge, habe ich ein paarmal mit dir gewettet, und du hast immer gemogelt.«
»Dafür hilfst du mir jetzt nicht. Du sitzt nur da und kritisierst, während ich mir deinetwegen das Hirn zermartere... Nein, schrei nicht gleich wieder los, du hast mir deine Ansicht ja schon mehrmals gesagt. Jedenfalls muß ich zuallererst Mr. Ford anrufen, damit er unser süßes Geheimnis nicht in alle Welt posaunt.«
»Um Himmels willen, warte! Überleg dir genau, was du sagen willst! Mit dieser blödsinnigen Tantengeschichte kannst du ihm nicht kommen!«
»Ich kann und ich werde. Vom vielen Überlegen wird die Geschichte auch nicht besser« — und schon griff Sally energisch nach dem Nachttischtelefon.
Zu Simons Verzweiflung traf sie Mr. Ford richtig in seinem Büro an. Simon lauschte mit glühenden Ohren dem Part der Unterhaltung, den Sally vom Stapel ließ. In dem konfusen Geschwätz spielten Tante Amy, eine Hypothek und die Bitte um Diskretion Hauptrollen, aber Sally schien damit die gewünschte Wirkung zu erzielen. Simon sah förmlich, wie der arme alte Idiot am anderen Ende sich von ihrem honigsüßen Zwitscherstimmchen einwickeln ließ.
»Ach ja, Mr. Ford, wir wußten ja, daß wir Ihnen allein unser Geheimnis an vertrauen könnten; Sie sind so menschlich und verständnisvoll... Ja, wenn die Farm verkauft ist, kommt alles in Ordnung, aber Tante Amy ist so starrköpfig... Wie alt sie ist? An die siebzig. Nein, sie war nie verheiratet, darum hat sie wohl vergessen, wie es ist, wenn man jung ist und... und liebt.«
An dieser Stelle drehte sich Sally um und zwinkerte Simon unverschämt zu, was ihm das erste widerstrebende Grinsen entlockte. Dieses verdrehte Geschöpf schien es tatsächlich fertigzubringen, ihm und sich aus der Patsche zu
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