Macht nichts, Darling
Ton, der sie plötzlich in Wut brachte.
»Es war furchtbar nett von dir, daß du dich bisher so um meine Angelegenheiten gekümmert hast«, sagte sie kühl, »aber nun ist deine Aufgabe beendet, und ich habe nur noch die Rechnung zu bezahlen. Darf ich darum bitten?«
»Liebe Sally, du wirst etwas beleidigend. Du weist mich in meine Schranken, ich verstehe. Was für eine Rechnung? Himmel, nun sei doch kein Dummkopf. Ein paar Auslagen hast du noch zu begleichen, aber keine Rechnung von mir. Es war mir ein Vergnügen, wie man in solchen Fällen so schön sagt.« Er lächelte sie freundlich an, ohne ein Gegenlächeln zu erwecken.
»Hugh, das kann ich nicht annehmen. Es ist ja sicher gut gemeint, aber ich brauche keine Unterstützung.«
»Du brillierst heute in Kratzbürstigkeit. Unterstützung? Hast du das Wort >Freundschaft< aus deinem Lexikon gestrichen? Sei nicht so engherzig, Sally. Würdest du mich für ein paar Besprechungen mit einem Bankdirektor, ein paar Briefe an die Gläubiger und ein bißchen Rechnerei bezahlen lassen? Du verstehst dich so gut aufs Geben. Man muß auch mit Grazie etwas annehmen können.«
»Was hab’ ich dir denn je gegeben?«
Nach kurzem Zögern sagte er lächelnd: »Viele schöne Stunden. Und ich hoffe noch auf viele weitere. Lauf uns nicht weg, Sally.«
Sie lachte und schüttelte den Kopf, aber ihre Augen waren feucht geworden. »Danke, Hugh. Ich werde mich also wegen der Rechnung nicht weiter mit dir streiten. Furchtbar lieb von dir. Und was das Weglaufen betrifft... Es ist ja nicht so, daß ich von euch allen weg will, es ist nur... nur...« Der feuchte Schimmer in ihren Augen verstärkte sich, und sie stand schnell auf. »Nun muß ich aber wirklich laufen«, erklärte sie lächelnd, »sonst ist Caroline vor mir auf der Farm. Ist es nicht ein Segen, daß wir Onkel Aloysius los sind und statt dessen Caroline haben und alles sich einrenkt und sogar etwas Geld im Haus ist — dank deiner rührenden Fürsorge?« Sie winkte ihm von der Tür aus noch einmal zu und verschwand.
Hugh saß noch eine Weile untätig vor seinem Schreibtisch und sah vor sich hin. Er dachte an Sally, an ihre tapfere Unabhängigkeit, ihre vergangenen und künftigen Schwierigkeiten, an ihr dürftiges Kapital und den alternden, lahmen Mann, den sie auf dem Halse hatte. Unter diesen Umständen waren ihr Mut und ihr heiterer Charme doppelt zu bewundern. Was hielt ihn nur von dem entscheidenden Schritt zurück? Er schüttelte den Kopf, halb ärgerlich auf sich selbst, halb im Zweifel über seine wirklichen Gefühle, und wandte sich seufzend wieder seiner Arbeit zu.
Sally fuhr indessen rasch in ihrem alten Wägelchen heim und stürmte jubilierend zu Matthew in den Holzschuppen. »Alles in Ordnung, Matt! Onkel Aloysius ist mitsamt seiner Elfe abgeschwirrt, und wir haben noch genug Geld für eine andere kleine Farm, und ich habe Caroline Layton in der Stadt getroffen, und heute abend kommt sie und bleibt übers Wochenende!«
Matthew verbarg seine ungeheure Erleichterung unter einer sauren Miene. »Wenn das Geld für eine Farm reicht, reicht’s auch dafür, daß du was Vernünftiges lernst und dir dann einen ordentlichen Job suchst. Und wer, zum Teufel, ist schon wieder Caroline Layton?«
Sie erklärte es ihm lachend, aber er wandte sich mißmutig ab. »Nun willst du die natürlich mit Simon verkuppeln«, murrte er erstaunlich hellsichtig, »statt daß du mal an dich selber denkst. Ich habe die Nase voll von deinen Mätzchen. Und so was will nun ’ne Dame sein!«
Sallys Hochstimmung war heute durch nichts zu erschüttern. »Warte nur ab, bis du Carol siehst! Aber sag mal, wieso hast du denn meine Pläne gleich erraten? Laß dir bloß nichts anmerken, bitte, denn diesmal gehe ich ganz, ganz vorsichtig vor. Ach... ist es nicht himmlisch hier ohne Onkel Aloysius?«
Sie stürzte ins Haus und rief ohne Rücksicht auf die Kosten Alice an, um auch ihr von Caroline Layton zu erzählen. »Sie wird euch beiden enorm gefallen... Und noch eins, Alice, du bringst doch morgen abend bestimmt Alister mit?«
»Wenn ich darf — oh, danke, Sally. Partys sind ja sein Liebstes. Aber wird er wirklich niemandem lästig sein?«
»Ach wo. Er und Caroline sind der Clou meiner Party.«
Alice legte nach Beendigung des Gespräches seufzend den Hörer auf. Es war noch gar nicht so lange her, daß sie zu Trevor gesagt hatte: »Sally und Alister waren die Höhepunkte meiner Party«, aber die Fortsetzung hatte ihre damaligen Hoffnungen nicht
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