Macht nichts, Darling
auf.«
»Ich kaufe diesmal alles. Auf Backexperimente lass’ ich mich erst gar nicht ein. Jetzt können wir’s uns ja leisten, auch Sherry und Bier — nicht, Matt? Wir sind Kapitalisten geworden, und das feiern wir.«
Matthew nickte zu allem und tat so aufgekratzt wie nur möglich. Archies Urlaub ging nächste Woche zu Ende; daher beschlossen sie, die Party auf den letzten Samstag zu legen. »Vielleicht ist Onkel Aloysius dann schon weg«, meinte Sally hoffnungsvoll.
Auf jeden Fall war nicht zu befürchten, daß die Aussicht auf eine Party Onkel Aloysius zum Bleiben bewog. Seine Besessenheit hatte sich zu einer Art Fieber gesteigert. Am nächsten Morgen fuhr er schon in aller Frühe per Anhalter in die Stadt, und gegen Abend kam er mit dem entwickelten Film zurück. Sally deckte gerade den Tisch und warf Archie einen hilfeflehenden Blick zu, als sie den Alten kommen hörte. Was sollten sie mit ihm machen, wenn er enttäuscht war?
Aber zu ihrem maßlosen Staunen war er womöglich noch seliger und beschwingter als am Vorabend. Er hüpfte beinahe und schwenkte einen frischen Fotoabzug, den er nicht aus der Hand gab und den anderen nur zum Ansehen unter die Nase hielt. Sally schnappte hörbar nach Luft. Ja, da war der schöne Baumfarn, der inmitten ihres Waldstückchens wuchs, und auf einem der breitgefiederten Blätter... Sie rieb sich verstört die Augen und schaute schärfer hin... Wahrhaftig, da saß ein zierliches Figürchen in reizendster Pose! »Etwas näher, bitte, Onkel Aloysius... Das ist doch nicht möglich... Eine kleine Gestalt in Weiß oder sonstwas Hellem... Nein, ich kann’s kaum glauben!«
Aloysius sah sie verächtlich an. »Manche erdenschweren Banausen glauben an gar nichts. Aber selbst sie können nicht leugnen, was die unbestechliche Kamera enthüllt. Da ist sie, meine zarte kleine Fee — sie ähnelt sehr meinen Freundinnen von drüben.«
Im ersten Moment der Verwirrung dachte Sally schon, er bezöge sich jetzt auf die abgeschiedenen Geister im Jenseits. Aber beruhigenderweise fuhr Onkel Aloysius fort: »... dem kleinen Volk drüben in Tasmanien, zu dem ich nun zurückkehre. Ich habe euch doch andere Bilder gezeigt. Siehst du die Ähnlichkeit denn nicht selber?«
»Doch... natürlich... ja«, stotterte Sally wild. »Ich... ich staune nur, daß es bei den Elfen offenbar keine Rassenunterschiede gibt. Ich dachte, hier... hier gäb’s vielleicht Maori-Elfen.«
Archie wieherte im Hintergrund los und verschwand schleunigst in seinem Zimmer. Die Beweiskraft des Fotos schien ihn nicht so überwältigt zu haben wie Sally, aber Onkel Aloysius schenkte seinem Hohn keine Beachtung mehr. »Welch ein Glück«, knurrte er selbstzufrieden, »daß ich diese teure, vollautomatische Kamera habe. Hätt ich auch nur eine Sekunde mit Entfernungs- und Lichtmessen verschwenden müssen, so hätte ich sie verpaßt. Ein Husch — und sie war nicht mehr zu sehen.«
Sally seufzte hilflos. Kein Zweifel, Onkel Aloysius hatte sie geschlagen. Ihr ermattetes Gesicht, das sie Matthew zukehrte, spornte diesen zur letzten Verteidigung an. »Und nun, wo Sie haben, was Sie wollten«, sagte er grob, »werden Sie hoffentlich mit einem Husch verduften wie Ihre Elfe, hä? Wir haben hier anderes zu tun, als den ganzen Tag für Sie zu kochen.«
Aloysius übersah und überhörte den unverschämten Alten, als wäre er Luft, und wandte sich ausschließlich an seine Großnichte. »Ich gehe jetzt packen. Meine Kollegen müssen dieses Bild sofort sehen. Wenn wir uns beeilen, kann es noch in diesem Monatsheft erscheinen. Ja... höchste Eile ist geboten. Ich habe in der Stadt schon meinen Rückflug gebucht.«
Später, nach dem Abendessen, als Aloysius Leigh sich endgültig in sein Zimmer zurückgezogen hatte (zweifellos, um sich dem weiteren Genuß seines Fotos und der letzten Pralinen hinzugeben), tauschten die drei Zurückgebliebenen einen langen Blick tiefempfundener Erleichterung. »Ende gut, alles gut«, sagte Archie fröhlich. »Den sind Sie los, und mich auch bald, und dann könnt ihr beide euch erst mal erholen. Es war aber auch höchste Zeit.«
»Nein, Archie, Sie werden wir schrecklich vermissen. Sie sind uns kein bißchen lästig gefallen, Sie haben überall mit zugegriffen und uns aufgemuntert. Nur Onkel Aloysius... Na, Schwamm drüber. Er geht ja nun. Aber ich kapiere einfach nicht, wie er zu dem Bild gekommen ist. Hat er da was gefälscht, oder saß wirklich etwas auf dem Farn? Vielleicht ein weißer Rabe? Von denen
Weitere Kostenlose Bücher